Unter strengen Regeln Unter strengen Regeln: Hunderte sorbische Osterreiter verkünden frohe Botschaft

Ralbitz - Nach der Zwangspause im vergangenen Jahr sind die sorbischen Osterreiter in der Lausitz nach uralter Tradition wieder durch die Felder gezogen - mit dem Kreuz und Fahnen. Hunderte Männer in Gehrock, Frack und mit Zylinder formierten sich Ostersonntag auf ihren festlich geschmückten Pferden zu insgesamt neun Prozessionen, die zwischen jeweils zwei Orten verkehrten. Dabei verkündeten sie singend das „Haleluja, zwońće zwony“ („Halleluja, läutet die Glocken“), die Botschaft der Auferstehung Christi.
„Es waren weniger Reiter und Zuschauer als sonst“, sagte Rafael Ledschbor, Redakteur der sorbischen Zeitung „Katolski Posoł“, früher selbst Osterreiter. Um Ansammlungen im Corona-Lockdown zu vermeiden, waren Zeiten und Wege der Züge verändert und nicht angekündigt worden. Und für das Spektakel „im Verborgenen“ galten strenge Regeln: ein Negativ-Test, Abstand und Maske beim Abstieg.
Auch von Ralbitz (Landkreis Bautzen) aus machten sich am Vormittag bei strahlendem Sonnenschein 101 Paare auf den Weg ins rund zehn Kilometer entfernte Wittichenau, beobachtet von nur wenigen Einheimischen. „Es sind kaum fremde Kennzeichen zu sehen und auf dem Friedhof waren mehr Osterreiter als Schaulustige“, berichtete Ledschbor. Die Reiter durften zumindest hoch zu Ross frei beten und singen, ohne Maske. Die übliche Pause vor der Rücktour fiel diesmal spartanischer aus: statt eines Gastmahls gab es eine kurze Rast im Wald.
Osterreiter tragen seit Jahrhunderten am Ostersonntag die Botschaft von der Auferstehung Christi in Prozessionen hoch zu Ross in die jeweilige Nachbarpfarrei. Die Wurzeln dieses Brauchs reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück, als man durch Feldumritte glaubte, die jungen Saaten vor der Missgunst des Bösen schützen zu können. Die heutigen Prozessionen sind öffentliches Bekenntnis zum christlichen Glauben, dabei dürfen aber nur Männer im Sattel sitzen. In normalen Zeiten zieht es dann auch stets viele Touristen in die katholische Region östlich von Dresden, in der die nationale Minderheit lebt. (dpa)