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Universitätsklinik Universitätsklinik: In Halle gab es die erste Nierentransplantation der DDR

Von Bärbel Böttcher 19.12.2013, 08:52
Das Universitätsklinikum in Halle (Saale)
Das Universitätsklinikum in Halle (Saale) dpa/archiv Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Die Kommission kam in der vergangenen Woche überraschend - nur einen Tag vorher hatte sie sich angemeldet. Sie interessierte sich für die Arbeit des Nierentransplantationszentrums der Universitätsklinik Halle. Nachdem im vergangenen Jahr Manipulationen bei Lebertransplantationen in vier deutschen Unikliniken bekanntgeworden waren, beschloss das Bundesgesundheitsministerium eine Überprüfung aller deutschen Transplantationszentren.

Leberzentren geprüft

Die Prüfung der Leberzentren ist bereits abgeschlossen. Nun kommen die Herz- und Nierentransplantationszentren an die Reihe - und als eines der ersten stand das hallesche auf dem Plan. Der Kommission gehören übrigens Vertreter der Bundesärztekammer, der Krankenhausgesellschaft und des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen an. „Eigentlich“, so sagt Paolo Fornara, Leiter des Nierentransplantationszentrums, „war ich mir sicher, dass die Prüfungskommission nichts finden wird.“ Nun sei er als „alter Transplanteur“ glücklich, dass sein Gefühl nicht getrogen habe.

Nierentransplantationen haben am Universitätsklinikum in Halle eine lange Tradition. Bereits im Jahre 1966 führte hier Heinz Rockstroh die erste Operation dieser Art in der DDR durch. Es handelte sich um die Lebendspende einer Mutter für ihren Sohn. 1974 wurde dann in Halle das nach Berlin zweite Nierentransplantationszentrum der DDR gegründet. In den vergangenen 40 Jahren standen mehr als 1 800 Nierentransplantationen auf dem Operationsplan.

Da es zu wenige Spenderorgane gibt - nicht erst seit dem aktuellen Skandal - steigt die Zahl der Nieren-Lebendspenden. In der Regel sind es Blutsverwandte, aber auch Ehepartner oder andere Nahestehende, die ihren Angehörigen eine ihrer gesunden Nieren schenken. „Seitdem wir 2004 in Halle die Entnahme der Spenderniere mittels Schlüsselloch-Chirurgie, das heißt, ohne Bauchschnitt, durchführen, nutzen immer mehr Betroffene diese Option“, sagt Fornara. 2008 wurde dann erstmals eine Lebendspende vorgenommen, bei der Spender und Empfänger nicht die gleiche Blutgruppe hatten.

Der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums, Thomas Klöss, ist stolz auf die Arbeit der Mediziner. Und er fürchtet bei der jetzt anstehenden Neuausrichtung der Klinik nicht um deren Bestand. „Was wir aber mit Sorge betrachten“, so sagt Klöss, „ist der Plan der Magdeburger Uniklinik, auch Nieren zu transplantieren.“

Lob der Konzentration

Bisher gelte die Aufteilung: Nieren werden in Halle, Lebern in Magdeburg transplantiert. Diese Konzentration sei gut. Unterstützung findet Klöss bei der Landesärztekammer. „Je größer die Anzahl entsprechender Eingriffe an einem Ort ist, desto besser“, sagt Präsidentin Simone Heinemann-Meerz. Alles andere bringe weder medizinisch, noch ökonomisch etwas. „Das, was in Sachsen-Anhalt gut ist, sollte gut bleiben“, unterstreicht sie.