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Unister-Betrug Unister-Betrug: Darum loben Freunde des toten Firmenchefs 10.000 Euro Kopfgeld aus

Von Steffen Höhne 16.07.2018, 17:29
Das Kleinflugzeug, in dem Unister-Chef Thomas Wagner saß, stürzte in Slowenien ab. Bisher hat die Polizei keine Hinweise auf Fremdverschulden. Absturzursache könnte das schlechte Wetter gewesen sein.
Das Kleinflugzeug, in dem Unister-Chef Thomas Wagner saß, stürzte in Slowenien ab. Bisher hat die Polizei keine Hinweise auf Fremdverschulden. Absturzursache könnte das schlechte Wetter gewesen sein. dpa

Halle (Saale) - Eine ungewöhnliche Aktion: Freunde des verstorbenen Unister-Chefs Thomas Wagner haben ein Kopfgeld von 10.000 Euro für die Ergreifung des Betrügers mit dem Decknamen Levy Vass ausgelobt.

Der langjährige Unister-Sprecher Konstantin Korosides erklärte der MZ: „Da die Ermittlungen der Behörden bisher im Sande verlaufen sind, soll das ein Anreiz sein, um neue Hinweise zu erlangen.“

Dafür wurde eine E-Mail-Adresse und ein Verschlüsselungscode eingerichtet. Die Mitteilung ließen Wagners Freunde am Wochenende zuerst über die „Bild am Sonntag“ verbreiten.

Der Unister-Chef Wagner war am 14. Juli 2016 zusammen mit drei anderen Personen bei schlechtem Wetter in einem Kleinflugzeug in Slowenien tödlich verunglückt. Die Behörden haben bisher keine Hinweise darauf, dass das Flugzeug manipuliert wurde. Einen Tag zuvor war der Internet-Unternehmer in Venedig mit Falschgeld um 1,5 Millionen Euro betrogen worden.

Wagner hatte über Jahre erfolgreich Online-Reiseseiten wie ab-in-den-urlaub.de und fluege.de aufgebaut. Doch spätestens seit 2016 kämpfte das Unternehmen mit finanziellen Engpässen. Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft wegen Steuerhinterziehung schädigten zudem das Image der Internet-Firma.

Wer und wo ist der Diamanten-Händler Levy Vass?

Über dubiose Finanzvermittler sollte Wagner in der italienischen Stadt einen 15-Millionen-Euro-Kredit vom angeblichen israelischen Diamanten-Händler Levy Vass erhalten. Dafür sollte Wagner eine Kaution von 1,5 Millionen Euro in bar hinterlegen. In Venedig kam es auch zu einer Geldübergabe in Koffern - doch bis auf eine erste Schicht von 20.000 Schweizer Franken erhielt Wagner nur Falschgeld. Die deutschen Behörden konnten anschließend nur den aus Unna (Nordrhein-Westfalen) stammenden Vermittler Wilfried Sch. dingfest machen. Im Prozess 2017 am Landgericht Leipzig wurden abgehörte Telefongespräche zwischen Wilfried Sch. und Vass vorgespielt. Vass spricht gebrochen Deutsch, die Klangfarbe des Betrügers führt eher auf den Balkan als nach Israel.

Unister-Betrug: Generalstaatsanwaltschaft gibt nicht auf

Doch Vass ist bis heute nicht ergriffen worden. „Wir ermitteln weltweit“, sagt Wolfgang Klein, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Dresden, der „Leipziger Volkszeitung“. Seine Behörde arbeite aktiv an dem Fall und tausche sich auch mit Kollegen in anderen Ländern aus. „Wir geben nicht auf“, so Klein. Wagners Freunde glauben jedoch nicht mehr an eine erfolgreiche Aufklärung und wollen nun selbst Hinweise suchen. (mz)

Mailadresse für Hinweise: [email protected], GPG-Code: 0x53CA0031C3787CE8

Thomas Wagner
Thomas Wagner
dpa