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"Kein Verschulden von außen" "Kein Verschulden von außen": Unister-Chef Thomas Wagner verunglückte ohne Fremdwirkung

Von Steffen Höhne 14.07.2018, 08:00
Thomas Wagner
Thomas Wagner dpa

Halle (Saale) - Um kurz vor 11 Uhr sendet das Kleinflugzeug in 3.000 Metern Höhe noch einen Notruf. Dann verschwindet die sechssitzige Piper PA-32 vom Radar. Die Maschine stürzt wenig später in einem gebirgigen Waldstück nahe der slowenischen Stadt Predmeja ab.

Bei dem Absturz am 14. Juli 2016 sterben der Leipziger Unister-Gründer Thomas Wagner, Mitgesellschafter Oliver Schilling, ein Finanzvermittler sowie der Pilot. Einen Tag zuvor wurde der Internet-Unternehmer Wagner in Venedig mit Falschgeld um 1,5 Millionen Euro betrogen.

Untersuchungen zu Wagners Absturz in der finalen Phase

Auch zwei Jahre nach dem Absturz haben die slowenischen Behörden den abschließenden Bericht zur Unfallursache noch nicht vorgelegt. Auf MZ-Anfrage teilte Toni Stojevski, Leiter Flugzeugunglücke, mit: Die Untersuchungen würden sich in der finalen Phase befinden.

„Die Ergebnisse zum Unfallhergang sind sehr wichtig. Es wird daher sorgfältig untersucht, um künftig solche Unfälle zu vermeiden“, so Stojevski und fügt an: Es gebe bisher keine Belege für ein Verschulden von außen. Das heißt: Der Absturz ist wohl nicht etwa durch Manipulationen Dritter an der Maschine herbeigeführt worden.

Pilot klagte über Vereisungen

Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. „Die Ermittlungen in diesem Verfahren sind noch nicht abgeschlossen“, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit, da noch ein abschließender Untersuchungsbericht der slowenischen Behörden fehlt.

Der Unfallhergang wird bisher wie folgt beschrieben: Am Morgen des Unglückstages startet das Kleinflugzeug bei sonnigem Wetter in Venedig ab. Der Pilot ist erfahren und war bis zuletzt als Fluglehrer tätig. Der 73-Jährige steuert entlang der Adriaküste.

Um 10.45 Uhr erreicht die Maschine laut Absturz-Zwischenbericht Westslowenien. Über Funk erbittet der Pilot von der Luftraumüberwachung eine Kursänderung. Es hat angefangen zu regnen, örtlich treten Gewitter auf. Zudem klagt der Pilot über Vereisungen.

Bei Temperaturen unter null Grad und hoher Luftfeuchtigkeit kann sich Eis unter den Tragflächen bilden. Dadurch verliert das Flugzeug an Stabilität und Auftrieb.

Spekulationen um Fremdeinwirkung

An der Absturzstelle wurde jedoch das Höhenruder nicht gleich gefunden. Erst drei Monate später lassen die Slowenen das Gebiet von 200 Personen systematisch durchsuchen. 700 Meter vom Unfallort entfernt, wird das Höhenruder dann gefunden.

Es gebe Hinweise auf „eine Fremdeinwirkung eines anderen Gegenstandes“, teilte Stojevski damals mit. Das nährte Spekulationen zu Manipulationen. Das Höhenruder ist am Flugzeugrumpf aber nicht fest verankert. Es kann auch beim Streifen von Baumkronen abgefallen sein.

Wagners Freunde glaubten nicht an einen Flugzeugunfall

Unister-Gründer Wagner baute erfolgreiche Reise-Portale wie ab-in-den-urlaub.de und fluege.de auf. 2016 geriet die Firma jedoch in finanzielle Schwierigkeiten. Über dubiose Finanzvermittler wollte Wagner sich in Venedig einen Kredit in Höhe von 15 Millionen Euro besorgen. Das scheiterte, stattdessen wurde er betrogen. Freunde Wagners glaubten daher auch nicht an einen Flugzeugunfall. (mz)

Ein Absperrband der Polizei sichert die Unfallstelle des abgestürzten Kleinflugzeugs in Predmeja (Slowenien) ab.
Ein Absperrband der Polizei sichert die Unfallstelle des abgestürzten Kleinflugzeugs in Predmeja (Slowenien) ab.
dpa