Uni-Klinik Magdeburg Uni-Klinik Magdeburg: Unter der medizinischen "Haube"
Magdeburg - Eigentlich war die „Haube“ einmal dafür gedacht, zu testen, wie Werbung auf Menschen wirkt. An der Universitätsklinik Magdeburg wurde sie von Neurowissenschaftlern, Ingenieuren und Informationstechnikern zum Forschungsprojekt „Home²B+“ weiterentwickelt. Damit sollen wichtige Körperfunktionen von Risikopatienten jederzeit von zu Hause aus kontrolliert und direkt an den behandelnden Arzt übermittelt werden können. „Viele Patienten haben Beschwerden nur ab und zu. Nimmt man sie dann im Krankenhaus auf, treten die Beschwerden oft nicht mehr auf, die verursachten Kosten sind aber hoch“, erklärt Hans-Jochen Heinze, der Direktor der Klinik für Neurologie und Wissenschaftler für Verhaltensneurologie am Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg.
Kostengünstige Alternative
Gerade in Sachsen-Anhalt seien die Probleme für das Gesundheitssystem aufgrund der demografischen Entwicklung besonders gravierend. Die Haube, die mittels Datenübertragung wichtige Parameter an den behandelnden Arzt sende, sei deshalb ein Meilenstein. „Die Menschen sind oft mehrfach erkrankt, diese Zuhause-Lösung ist das sinnvollste und hätte eine riesige Bedeutung für Sachsen-Anhalt“, so Heinze. Zumal sie im Vergleich zu Langzeit-EKG (Herzaktivität) oder -EEG (Hirnströme), die mit bis zu 14 000 Euro zu Buche schlagen, deutlich kostengünstiger sei. „Wenn die Stückzahl vernünftig ist, kostet eine Haube unter 1 000 Euro“, sagt Heinze. Das Projekt sei allerdings gerade auf der Computermesse Cebit vorgestellt worden und auf großes Interesse gestoßen. „Ich schätze, wir haben ein halbes Jahr Vorsprung, bis andere Hersteller nachziehen“, sagt Heinze und hofft, dass schnellstens Geld generiert wird, um das Projekt angehen zu können.
Modellversuch im Herbst
Die Haube, die bereits an einigen Patienten getestet wurde, stieß auf große Akzeptanz. „Die Patienten sagen, dass die Haube ein Gefühl der Sicherheit vermittelt, so als wäre der Arzt in der Nähe“, so Heinze. Ab Herbst soll in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen sowie den niedergelassenen Neurologen in Sachsen-Anhalt ein Modellversuch mit 2 000 Patienten gestartet werden. „Wir brauchen eine Projektstudie, um alle Eventualitäten einschätzen zu können“, sagt Heinze. (mz)