Uni-Demo in Magdeburg Uni-Demo in Magdeburg: Buhmann Bullerjahn

Magdeburg/MZ - Finanzminister werden selten vom Volk besungen. Insofern wurde Landesfinanzminister Jens Bullerjahn (SPD) am Mittwoch durch Frank Hengstmann eine seltene Ehre zuteil: Der Magdeburger Kabarettist widmete dem abwesenden Sozialdemokraten auf der Großdemo gegen den Sparkurs der Regierung böse Spottverse: „Genosse Bullerjahn, der ist ein Stümper - das sagt gerüchteweise: Genosse Trümper!“
Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD), der neben Hengstmann auf dem Podium stand, konnte darüber zwar nicht lachen. An Kritik an seinem Parteifreund sparte aber auch er nicht. „Wir brauchen keine Dreisatz-Politik, die über Benchmarks ausrechnet, was sowieso nie ganz stimmt, wir brauchen Visionen“, sagte Trümper. Die Forderung Bullerjahns, 50 Millionen Euro in Wissenschaft und Forschung zu sparen, „ist für viele Hochschulen der Todesstoß“, so Trümper.
Größte Kundgebung
Nach Polizeiangaben waren rund 9 000 Demonstranten auf den Domplatz gekommen - neben vielen Studenten, Professoren und Dozenten auch zahlreiche Mitarbeiter der Magdeburger Uniklinik. Damit war die Demonstration noch größer als die bisherigen beiden Kundgebungen gegen die Sparpolitik in Halle, dort hatten 7 000 und 4 000 Demonstranten ihrem Unmut Luft gemacht. Auf den Magdeburger Domplatz waren am Mittwoch vor allem viele Medizinstudenten und Uniklinik-Beschäftigte in Kitteln gekommen. Auf Transparenten und Schildern forderten die Demonstranten „Keinen Kahlschlag an den Unis“, „Geist ist geil“ oder „Ich will Frau Wolff zurück“. Die Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff war von Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) entlassen worden, weil sie sich dem Sparkurs widersetzt hatte.
"Harte Fakten"
Scharf ins Gericht mit der Landesregierung ging der Rektor der Hochschule Magdeburg-Stendal, Andreas Geiger. Er bezeichnete die Aussagen von Staatskanzleichef Rainer Robra (CDU) - „viele kennen den gar nicht“ -, Sachsen-Anhalt sitze auf einem Studentenberg, als „dummes Gerede“. An den Finanzminister gerichtet, der erklärt hatte, in Sachsen-Anhalts Hochschulen herrsche zu viel Mittelmaß, fragte Geiger: „Wo nimmt Bullerjahn die Kompetenz her, so über uns zu urteilen? Da stellt sich doch die Frage, wer hier mittelmäßig ist.“ Geiger setzte noch nach und erklärte unter tosendem Beifall: „Ich möchte nicht, dass dieses Land von mittelmäßigen Politikern schlechtgeredet und dann kaputtregiert wird“.
Zurückhaltender agierte Geigers Kollege, der Rektor der Otto-von- Guericke-Universität Magdeburg, Jens Strackeljan. Er räumte ein, dass die Hochschulen des Landes „Kooperationen eingehen können und auch müssen“, um zu effizienteren Strukturen zu kommen. Allerdings sei das Hochschulsystem „sehr, sehr träge“, so Strackeljan, um reformiert zu werden. Strackeljahn schloss in diesem Zusammenhang betriebsbedingte Kündigungen kategorisch aus.
Sachsen-Anhalts neuer Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) verteidigte anschließend unter Buhrufen und Pfiffen den Sparkurs der Landesregierung. Es handele sich dabei nicht um eine Böswilligkeit von Bullerjahn, sondern um „harte Fakten“. Wer sich denen nicht stelle, werde von außen verändert, so Möllring. Die Studenten nahmen das zum Anlass, Sprechgesänge anzustimmen: „Möllring hau nach Niedersachsen ab.“
