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Umweltbundesamt Umweltbundesamt: Minister besetzt Spitzenjob im Eiltempo

Von SIBYLLE QUENETT 05.08.2009, 17:27

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Dass der Chefposten des Umweltbundesamtes (UBA) in Dessau-Roßlau so schnell nachbesetzt werden würde, hatte wohl niemand erwartet. Gerade erst ist der CDU-Mann Andreas Troge nach 14 Jahren an der Spitze des UBA mit viel Lob verabschiedet worden (die MZ berichtete), da steht mit Jochen Flasbarth bereits sein Nachfolger fest. Keine Selbstverständlichkeit kurz vor der Bundestagswahl. Schließlich geht es um das ranghöchste Amt im Umweltschutz, abgesehen vom Bundesumweltminister selbst.

Und während Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) genau aus diesem Grund wohl seinen Abteilungsleiter Naturschutz vorschlug, hätte die CDU die Personalie gern bis nach der Wahl offengelassen, um vielleicht einen eigenen Namen ins Kabinett bringen zu können. Am Ende verständigten sich Gabriel und das Kanzleramt dann doch. Die Union, so heißt es, kann im Gegenzug nicht nur die Abteilungsleiterstelle Flasbarths im Herbst nachbesetzen, sondern wird vermutlich auch außerhalb des Ressorts einen wichtigen Posten im Umweltschutz erhalten.

Verbände begeistert

Die für das Thema Umwelt zuständige stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Katharina Reiche (CDU) ließ jedenfalls keinerlei Kritik mehr erkennen und sagte der Mitteldeutschen Zeitung: "Ich erwarte, dass Herr Flasbarth das Umweltbundesamt mit der gleichen Kompetenz führt wie Herr Troge und das Umweltbundesamt Ansprechpartner und Garant für eine nachhaltige Umweltpolitik bleibt."

Fast mit Enthusiasmus feierten Umweltverbände die Beförderung Flasbarths. Kein Wunder, der heute 47 Jahre alte Volkswirt hat sich vor allem um den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) große Verdienste erworben. Als er im Jahr 1994 Nabu-Präsident wurde, machte er aus der ehemaligen Truppe von Vogelschützern eine schlagkräftige Truppe. Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, bezeichnet Flasbarth deshalb auch als "umweltpolitisches Naturtalent". Helmut Röscheisen, Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzringes, spricht von einem "sehr guten Umweltschützer".

Viele Aufgaben

Zudem ist Flasbarth Gründungsvorstand des "Verkehrsclub Deutschland". Die frühere Umweltministerin Angela Merkel (CDU) berief ihn in das "Nationale Komitee für Nachhaltige Entwicklung". Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) machte ihn zum Mitglied des "Nationalen Nachhaltigkeitsrats" und im Aufsichtsrat des Wuppertal Instituts für Klimaschutz saß Flasbarth ebenfalls.

Trotzdem war es zuletzt um ihn ruhiger geworden. Als Abteilungsleiter Naturschutz mühte er sich mit dem "Umweltgesetzbuch" ab, das auch auf heftige Vorbehalte in den Verbänden stieß. Und weder bei Gabriel noch seinem Staatssekretär Matthias Machnig hatte der Naturschutz Priorität. Als UBA-Chef wird sich sein Wirkungskreis wieder vergrößern. Wenn er die gleiche politische Unabhängigkeit wie seine Vorgänger Troge und Heinrich von Lersner beweist, wird man von Flasbarth bald wieder mehr hören - egal unter welchem Bundesumweltminister.