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Tragödie in Plötzkau Tragödie in Plötzkau: Andauernde Baby-Schreie als Mordmotiv

Von Andreas Braun und Jan Wätzold 22.10.2004, 19:31

Plötzkau/Bernburg/MZ. - "Die Ermittler haben gute Arbeit geleistet", sagt Marcus Benedix, Pressesprecher der Polizeidirektion Dessau. In dem Lob für die Kollegen von der Kripo klingt die Erleichterung darüber mit, dass nun endlich klar zu sein scheint, wer die Zwillingsbrüder Marc und Tom getötet hat. Erleichterung, die nach dem Bekanntwerden der Verhaftung des 42-jährigen Wolfgang G. auch in Plötzkau spürbar ist.

In der Nachbarschaft der von der Tragödie betroffenen Familie ist man darüber froh, dass die erst fünf Monate alten Säuglinge nicht durch die Hand der Mutter oder der Brüder starben. "Dieser Verdacht, der ja zuerst auch hier im Dorf die Runde machte, war einfach ungeheuerlich", so eine Anwohnerin gegenüber der MZ.

Vier Tage lang hatten die Ermittler mit Hochdruck gearbeitet. Nach und nach ergab sich ein Bild von dem, was sich in der Wohnung abgespielt haben muss. Am späten Donnerstagabend schließlich gestand der 42-jährige Mitbewohner, die Zwillinge erstickt zu haben. Offenbar, weil ihn das fortgesetzte Schreien der Kinder nervte. Nähere Angaben zur Identität des Mannes machte die Polizei nicht. Wie zu erfahren war, soll der 42-Jährige aus einem Nachbarort von Plötzkau stammen. Er soll schon länger mit der Mutter der getöteten Zwillinge befreundet gewesen sein.

Der Verhaftung war eine intensive Spuren- und Beweissuche vorausgegangen. So wurden die Federbetten der Babys, die in getrennten Betten geschlafen hatten, mitgenommen, um Spuren zu sichern. Unter anderem wurde geprüft, ob das Gewicht der Decken allein ausreicht, um zum Erstickungstod eines Säuglings zu führen. Das war offenbar nicht der Fall.

Zudem wurden Zeugen gefragt, wann sie die Autos der Mutter und des 42-jährigen Mannes vor dem Haus gesehen haben. Der Mann hatte anfangs angegeben, er habe sich abends hingelegt und sei Montagmorgen aufgestanden, um zur Arbeit zu fahren. Hingegen gab es auch Aussagen, dass er in der Nacht Kaffee gekocht habe, als die 32-jährige Mutter nach Hause kam. Sie hatte eine 16-jährige Jugendliche aus Stendal abgeholt, die die Babys sehen wollte. Letztere Version würde eher in das Bild der Ermittlungen passen, sagt Benedix.

Die beiden Säuglinge waren nach der Hausgeburt im Mai zunächst zu einer Pflegefamilie gegeben worden. Nachdem sich die Verhältnisse der Mutter augenscheinlich geändert hatten, wurden die Zwillinge erst Anfang Oktober wieder der Obhut der Mutter anvertraut. Die 32-Jährige war Ende August von ihrer Wohnung in Gröna (Landkreis Bernburg), wo die hygienischen und sozialen Zustände nach Ansicht der Behörden nicht dem Wohlergehen der Babys gerecht wurden, nach Plötzkau umgezogen. Die Kreisverwaltung in Bernburg gibt hierzu indes weiterhin keine Auskünfte und verweist bislang auf die Schweigpflicht und auf den Persönlichkeitsschutz.