1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Tod von Kosovo-Soldaten: Tod von Kosovo-Soldaten: Angeklagter gesteht Lügen im Prozess ein

Tod von Kosovo-Soldaten Tod von Kosovo-Soldaten: Angeklagter gesteht Lügen im Prozess ein

19.07.2004, 15:39
Beteiligte des Prozesses um den Tod eines Bundeswehrsoldaten im Kosovo stehen am Freitag (12.12.2003) im Innenhof des Amtsgerichts von Halle (Saale) um einen VW-Transporter, der zur Rekonstruktion des Tathergangs dienen soll. Ein 27-jähriger Soldat hatte im Kosovo-Einsatz bei einer Dienstfahrt in der Stadt Prizren am 15.12.2002 einen 21-jährigen Sanitätssoldaten getötet. Nach Aussagen des Angeklagten, löste sich der Schuss versehentlich, als er im Fahrzeug die Pistole überprüfen wollte. Bei dem zum Gerichtstermin in Halle vorgestellten Transporter handelt es sich um ein baugleiches Modell, da das Originalfahrzeug weiterhin im Kosovo unterwegs ist. (Foto: dpa)
Beteiligte des Prozesses um den Tod eines Bundeswehrsoldaten im Kosovo stehen am Freitag (12.12.2003) im Innenhof des Amtsgerichts von Halle (Saale) um einen VW-Transporter, der zur Rekonstruktion des Tathergangs dienen soll. Ein 27-jähriger Soldat hatte im Kosovo-Einsatz bei einer Dienstfahrt in der Stadt Prizren am 15.12.2002 einen 21-jährigen Sanitätssoldaten getötet. Nach Aussagen des Angeklagten, löste sich der Schuss versehentlich, als er im Fahrzeug die Pistole überprüfen wollte. Bei dem zum Gerichtstermin in Halle vorgestellten Transporter handelt es sich um ein baugleiches Modell, da das Originalfahrzeug weiterhin im Kosovo unterwegs ist. (Foto: dpa) dpa

Halle/dpa. - Zweieinhalb Jahre nach dem Tod eines 21-jährigenBundeswehrsoldaten im Kosovo hat der vor dem Landgericht Halleangeklagte Ex-Kamerad Lügen eingestanden. «Ich habe gedacht, wenn ichdie ganze Sache als Unfall darstelle, dass mir dann nichts weitergeschieht», sagte er am Montag vor der Schwurgerichtskammer. Er gabzu, in dem vorherigen Prozess vor dem Amtsgericht Halle nicht dieWahrheit gesagt zu haben. Der heute 28-Jährige soll seinen Kameraden aus Wolfsburg (Niedersachsen) im Dezember 2001 in einem mit insgesamtvier Bundeswehrangehöringen besetzten Fahrzeug erschossen haben. DasOpfer verblutete.

Indes bestreitet der Angeklagte, seinen Kameraden absichtlichgetötet zu haben. Er habe an seiner Dienstpistole in dem Transportergespielt: «weil ich ihn erschrecken wollte», sagte er zum Motiv. Beider Schilderung des Tathergangs betonte er erneut, der Schuss habesich versehentlich gelöst. Er sei davon ausgegangen, es sei keinePatrone im Lauf gewesen als er abgedrückt habe. «Ich war einunerfahrener Soldat, ich war Sanitäter», sagte er. «Ich habe keineErklärung dafür wieso die Patrone im Lauf war».

Das Gericht äußerte Zweifel an dieser Darstellung. Der VorsitzendeRichter der 1. großen Strafkammer Klaus Braun rügte das Verhalten desAngeklagten, der mit Schulterzucken auf die Frage reagiert hatte,welche Patronenart sich in der Tatwaffe befand. Dies sei «alles solange her», sagte der Angeklagte. Das Verhältnis zu dem späterenOpfer bezeichnete er als «sehr gut». Es gab keinen Streit. Sie warenAngehörige des damals in Halle stationierten Sanitätsregiments 13,das als Bestandteil der KFOR-Kräfte in Prizren im Kosovo eingesetztwar.

Die Eltern des Opfers treten in dem Prozess als Nebenkläger auf.Die Mutter rang während der Verhandlung um Fassung. Der Prozess wirdam 29. Juli fortgesetzt. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Beieiner Verurteilung wegen Mordes droht dem Angeklagten einelebenslange Haftstrafe.