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Ticket-Weitergabe im Nahverkehr Ticket-Weitergabe im Nahverkehr: Die Idee einer Ticket-Sharing-Tasche ist gut, aber ...

Von Cornelia Winkler und Thilo Streubel 26.01.2015, 13:28
Eine Straßenbahn der Havag hält auf dem Marktplatz.
Eine Straßenbahn der Havag hält auf dem Marktplatz. MZ/symbol Lizenz

Halle (Saale) - Der Trend zum Teilen greift immer weiter um sich. Warum nicht auch Fahrscheine für den Nahverkehr, die oftmals länger gültig sind, als sie genutzt werden, an jemand anderem weitergeben? Diese Frage hat sich auch ein Student aus dem bayerischen Fürth gestellt und kurzerhand eine "Ticket-Sharing-Tasche" entworfen.

Die Idee: Wessen Ticket nach der Fahrt noch gültig ist, kann es in die Tasche stecken, anstatt es in den Mülleimer zu werfen. Andere Fahrgäste können sich den Fahrschein dann wegnehmen und für die übrige Zeit nutzen.

Student Paul Blotzki hat sein sogenannten "Karmaticket" für die Nürnberger U-Bahn erfunden. 2,60 Euro kostet dort der Einzelfahrschein, gültig für 90 Minuten. Viel zu teuer dafür, dass man vielleicht nur 15 Minuten davon nutzt, dachte sich der Student und wollte andere Menschen ermutigen, ihren Fahrschein weiterzugeben. Sogar eine Bastelvorlage für eine entsprechende Papiertasche hat er ins Internet gestellt. Da die Fahrscheine nur für eine Richtung gültig sind, gibt es für beide auf dem Vordruck jeweils eine eigene Tasche. Wer sein Ticket also nicht mehr benötigt, steckt es in die für die Richtung vorgesehene Tasche, und der Nächste kann sich bedienen.

Doch wäre so ein Weitergabe-Modell auch in Sachsen-Anhalt möglich?

Die Verkehrsbetriebe in Halle äußern sich verhalten zu dem Thema, denn "laut Tarifbestimmungen der Mitteldeutschen Verkehrsverbund GmbH (MDV) sind Einzel- und 4-Fahrtenkarten nach Fahrtantritt nicht übertragbar", so ein Sprecher der Havag (Hallesche Verkehrs-AG). Das Problem ist allerdings bekannt und hat für die Verkehrsbetreibe weitreichende Folgen. Ein weitergegebenes Ticket ist ein Verlust für die AG. Deshalb wird es wohl keine Duldung des Ticket-Sharings geben: "Uns ist bekannt, dass gelegentlich noch gültige Fahrkarten an andere Fahrgäste weitergegeben werden. Doch dabei handelt es sich um einen Verstoß gegen die Beförderungsbedingungen. Erwischt ein Prüfer der Service Gesellschaft Saale mbH einen Gast bei der Weitergabe, wäre das ein Fahren ohne gültige Fahrkarte".

Auch die Nürnberger Verkehrsgesellschaft waren von der Idee nicht angetan und wollen die selbstgebastelten Tickettaschen aus den U-Bahn-Stationen umgehend entfernen. Würde diese Art von Fahrkarten-Teilen in Mode kommen, könnte den Nahverkehrsbetrieben ein erheblicher finanzieller Schaden entstehen, so die Bedenken. (mz)