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Thüringen Thüringen: Siebenjährige liegt tot im Wald

Von Angelika Röpcke und Oliver Hollenstein 25.06.2011, 08:44

Zella-Mehlis/Suhl/dpa. - Die siebenjährige Marie-Jane verschwindet nach der Schule spurlos.Fast die gesamte Nacht suchen Polizisten und Hunde nach dem Mädchen.Am nächsten Morgen dann die schreckliche Gewissheit: Das Kind isttot, ein Verbrechen wahrscheinlich.

An einem Wanderweg im Thüringer Waldhaben Spaziergänger am Samstagmorgen die Leiche eines siebenjährigenMädchens entdeckt. «Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es einTötungsdelikt», sagte der Suhler Polizeisprecher Eberhard Wagner. Obdie Siebenjährige tatsächlich getötet wurde oder es sich um einentragischen Unfall handelt, konnte er aber nicht mit letzterSicherheit sagen. «Im Moment wird nichts ausgeschlossen.» Marie-Janelag in einem Bachlauf. Die zierliche Schülerin aus Zella-Mehlis(Landkreis Schmalkalden-Meiningen) wurde nur etwa 1,5 Kilometerentfernt von der Wohnung ihrer Mutter gefunden. Sie war bekleidet.Allerdings fehlte ihr roter Schulranzen.

Am Samstagabend sollte die Leiche obduziert werden. Am Sonntagwollen Staatsanwaltschaft und Polizei dann bekanntgeben, wie dasMädchen gestorben ist. Womöglich können sie dann auch sagen, ob dasKind umgebracht wurde.

Der Tod der Grundschülerin sorgte in der südthüringer Kleinstadtmit etwa 11 500 Einwohnern für Entsetzen. Der Bürgermeister desstaatlich anerkannten Erholungsortes habe ein für den Abend geplantesKonzert auf dem Marktplatz abgesagt, der verkaufsoffene Sonntag seiebenfalls gestrichen worden. «Alle Leute sind geschockt», sagteRosemarie Otto aus einer stadtbekannten Konditorei am Telefon. «Esist schon schlimm.» Kunden hätten ihr über den schrecklichen Fund amFuße des Ruppbergs berichtet. Der 866 Meter hohe Ruppberg ist einbeliebtes Ausflugsziel für Touristen und Einheimische.

Wie der Vorsitzende des Ruppbergvereins, Michael Haseney,berichtete, wurde die für den Abend geplante Sommersonnenwende-Feierauf dem Berg abgesagt. «Hier stehen einige unter Schock.» Zu dertraditionellen Veranstaltung kämen jährlich Hunderte Wanderer, dochan diesem Wochenende müsse das Fest leider ausfallen. «Ich kenne dieMutter», sagte Haseney.

Nach Angaben der Ermittler lebten Marie-Jane und ihre Mutter ingeordneten Verhältnissen in einem Plattenbau. Das Mädchen besuchtedie Grundschule in der Stadt. Dass so etwas im «verschlafenen»Zella-Mehlis passieren könne, damit habe keiner gerechnet, sagteHaseney.

Das Kind mit den schulterlangen, hellbraunen Haaren war am Freitaggegen 16.00 Uhr nicht von der Schule nach Hause gekommen. Diealleinerziehende Mutter alarmierte gegen 19.00 Uhr die Polizei. EineSuchaktion mit Hunden und einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera inder Nacht war erfolglos geblieben. Dutzende Beamte undFeuerwehrmänner waren im Einsatz.

Am Samstagmorgen hatte die Polizei ihre Suche fortgesetzt. Auchder Hubschrauber überflog wieder die Wälder um die Kleinstadt imThüringer Wald. Zudem wurden Mitschüler und Angehörige des Mädchensbefragt. Spaziergänger fanden die Siebenjährige schließlich in demBach, weit ab von ihrem Heimweg. Sie war komplett bekleidet mit einertarnfarbenen Jacke und einer bunten Jeanshose.

Der Fundort wurde weiträumig abgesperrt. Die Kriminalpolizei sowieMitarbeiter von Landeskriminalamt, Staatsanwaltschaft undGerichtsmedizin sicherten Spuren, auch an der Leiche. «DenSchulranzen haben wir noch nicht gefunden», sagte Wagner.

Vor sieben Jahren sorgte der Tod der kleinen Jessica inSüdthüringen für Entsetzen. Die Sechsjährige war am 22. Juni 2004nahe ihres Wohnorts Metzels (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) voneinem vorbestraften Sexualtäter missbraucht und mit einemSchraubenzieher erstochen worden.