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Thüringen Thüringen: Für Dieter Althaus geht es um die Wurst

Von Markus Decker 07.05.2008, 20:04

Berlin/Erfurt/MZ. - Dann kommt der 46-Jährige auf den CDU-Ministerpräsidenten selbst zu sprechen: "Dieter Althaus stolpert nur noch über die politische Bühne und hat die Dinge nicht mehr im Griff. Er war auch nicht mehr in der Lage, renommierte Köpfe fürs Kabinett zu gewinnen."

Diese Analyse trifft sich mit der vieler Beobachter. Der 49-jährige Katholik Althaus steckt in der Krise. Die Turbulenzen um den gescheiterten Aspiranten für das Amt des Kultusministers, Peter Krause (CDU), wirken nicht wie die Ursache dieser Krise, sondern bloß wie ein Indiz dafür. Krause hatte für rechtslastige Zeitungen geschrieben, beugte sich dem öffentlichen Druck und machte den Weg frei für den CDU-Bundestagsabgeordneten Bernward Müller, von dem Matschie sagt, er sei "bisher eher durch Unauffälligkeit aufgefallen".

In der Kritik steht auch die designierte Justizministerin Marion Walsmann. Sie saß Ende der achtziger Jahre für die CDU in der DDR-Volkskammer. Althaus trat der Blockpartei übrigens 1985 bei. Landespolitisch brennt es überall. Bei der Verschuldung rangiert Thüringen im ostdeutschen Vergleich an vorletzter Stelle. Im vorigen Jahr sorgten Kürzungen im Kulturetat für Schlagzeilen. Umstritten ist Althaus' Familienpolitik. 2006 führte er ein Erziehungsgeld ein, das Eltern an die Kommune abtreten müssen, wenn sie ihr Kind in eine Krippe schicken. SPD und PDS sprachen von einer "Herdprämie".

Dies wiederum berührt ein Grundproblem. Althaus' stark katholische Prägung ist manchen Landsleuten fremd. Erst kürzlich lud er den Papst bei einer Rom-Visite nach Thüringen ein. Bundespolitisch hat er nach Amtsantritt im Juni 2003 für viel Aufsehen gesorgt. Der Vater von zwei Töchtern mischte sich munter in alle möglichen Debatten ein. Am Abend vor den Sitzungen des Bundesrates lädt er Journalisten in die Berliner Landesvertretung ein. Während Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt und sein Magdeburger Kollege Wolfgang Böhmer (beide CDU) sich mit medialer Selbstinszenierung schwer tun, hat Althaus Spaß daran. Zu Angela Merkel verhält er sich 150-prozentig loyal. Kürzlich schlug er als Slogan für den Bundestagswahlkampf vor: "Auf die Kanzlerin kommt es an."

Der Versuch, die Forderung nach einem Bürgergeld im CDU-Programm zu verankern, schlug indes fehl. Überhaupt sind seine Initiativen nicht besonders nachhaltig. "Er ist intelligent und sympathisch", findet der Vorsitzende der Senioren-Union, Otto Wulff. Althaus sei aber "kein Jubelperser". Hessen-Premier Roland Koch (CDU) soll ihn indes für ein politisches Leichtgewicht halten.

Fest steht, dass es in Thüringen nun um die Wurst geht - sprich: um die Macht. 2009 wird gewählt. In den letzten Umfragen lag die CDU mit 33 Prozent nur noch vier Prozent vor der Linkspartei, gefolgt von der SPD. Dass Althaus die Allein-Regierung behaupten kann, ist unwahrscheinlich. Während die SPD auf eine rot-rote oder eine rot-rot-grüne Koalition unter eigener Führung spekuliert, dürfte Althaus die SPD kleiner halten wollen als die Linkspartei. Dies erhielte ihm die Chance auf eine große Koalition - mit ihm als Chef. Derweil wächst die künftige Sozialministerin Christine Lieberknecht in eine zentrale Rolle. Sie gilt als Kronprinzessin, wenn Althaus scheitert.