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Thüringen Thüringen: Bernsteinzimmer im Leinawald?

Von Andreas Hummel 29.04.2012, 11:52
Das sagenumwobene Bernsteinzimmer, von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg aus dem Katharinenpalast bei Sankt Petersburg geraubt, könnte von den Nazis in Ostthüringen versteckt worden sein. (ARCHIVFOTO: DPA)
Das sagenumwobene Bernsteinzimmer, von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg aus dem Katharinenpalast bei Sankt Petersburg geraubt, könnte von den Nazis in Ostthüringen versteckt worden sein. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Nobitz/dpa. - Das sagenumwobene Bernsteinzimmer, von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg aus dem Katharinenpalast bei Sankt Petersburg geraubt, könnte von den Nazis in Thüringen versteckt worden sein. Zumindest meint das der Nobitzer Bürgermeister Hendrik Läbe (SPD). Mit Mitstreitern ist er in einem Wald nahe des Altenburger Flugplatzes auf einen unterirdischen Hohlraum gestoßen, der im Sommer mit Bohrungen erkundet werden soll. Zwei geologische Messungen seien positiv gewesen.

Der Hohlraum soll 70 mal 40 Meter groß sein. Außer einer 20 Meter mächtigen Sandwand sorge eine Schicht aus Kaolin dafür, dass keine Feuchtigkeit eindringe, erläutert Läbe. „Das ist ein ganz trockener Berg - ideal um Kulturgüter einzulagern.“ Nach der Bohrung soll eine Kamera in den Berg eingelassen werden, um nachzuschauen, was sich dort verbirgt.

Rätselhafter Funkspruch

Läbe zählt einige Indizien für ein Versteck der Nazis in der Region auf. So seien in den 1940er Jahren mit der Bahn große Mengen an Sand abtransportiert worden, ohne dass sich die örtliche Sandgrube vergrößert hätte. Zudem habe schon die Stasi in der Gegend gesucht, und nach der Wiedervereinigung habe sich ein Mann gemeldet, der der letzte Funker auf dem Militärflugplatz gewesen sein will. „Er hat berichtet, er habe einen Funkspruch abgeben müssen, wonach das Bernsteinzimmer gelandet und verbracht worden sei“, berichtete Bürgermeister Läbe. Wohin? Das habe der Funker nicht gewusst.Das Bernsteinzimmer galt einst wegen seiner Schönheit als achtes Weltwunder. Die geschnitzten Wandvertäfelungen aus Bernstein waren ein Geschenk des Preußen-Königs Friedrich Wilhelm I. an den Zaren. Sie wurden im Palast in Zarskoje Zelo bei Sankt Petersburg eingebaut. Wehrmachtssoldaten demontierten das Zimmer 1941 und brachten es ins Schloss von Königsberg. Von dort verliert sich die Spur. An über 100 Orten wurde es seither gesucht.

Bürgermeister Läbe gibt sich gelassen. Schlimmstenfalls könnte sich herausstellen, dass es sich bei dem Hohlraum nur um eine geologische Verwerfung handele. Der Bürgermeister vermutet aber, dass es einst eine Anfahrt vom Flugplatz in den Berg gab, über die erst der Hohlraum geschaffen und dann das Bernsteinzimmer - oder auch ein anderer Schatz - hineingebracht wurde.

Ruhm und Ehre

„Es gibt auch die Möglichkeit, dass wir dort jede Menge Tote finden: Menschen, die zum Kriegsende da hineingetrieben wurden.“ Schließlich wurde erst kürzlich ein Massengrab ausgehoben, in dem die Gebeine von 72 Menschen - vermutlich Kriegsgefangene aus der Sowjetunion - verscharrt waren. Das Bernsteinzimmer wäre Läbe freilich lieber, auch wenn es nicht in Nobitz bleiben würde. „Wir hätten nur Ruhm und Ehre, mehr nicht.“ Denn es müsste an Russland zurückgegeben werden. Wie ein Mosaik und eine Kommode im Jahr 2000 - die beiden einzigen bisher wieder aufgetauchten Teile.