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Thüringen Thüringen: Auf der langen Bank ins Guiness-Buch

Von Uschi Lenk 26.07.2007, 16:53
Eine Bildmontage zeigt die geplante längste Bank der Welt im Ronneburger Areal der Bundesgartenschau (Buga). (Foto: ddp)
Eine Bildmontage zeigt die geplante längste Bank der Welt im Ronneburger Areal der Bundesgartenschau (Buga). (Foto: ddp) ddp

Ronneburg/Gera/ddp. - Sie quert eine Treppe und einenWirtschaftsweg, um dann dem Blick zu entschwinden.

Was sich derzeit noch als Computersimulation darstellt, wird schonin wenigen Wochen Realität - die längste Bank der Welt im RonneburgerAreal der Bundesgartenschau (Buga). 550 Meter lang soll sie werdenund damit um exakt 48,65 Meter länger als der derzeitige Titelträgeram Ufer des Nord-Ostsee-Kanals in Rendsburg. Es versteht sich vonselbst, dass die Akteure um Ideengeber und Initiator Joerg Schulzeversuchen wollen, mit dieser überdimensionalen Sitzgelegenheit insGuinness-Buch der Rekorde zu kommen.

Doch das wäre lediglich das berühmte Sahnehäubchen auf einemKunstprojekt, hinter dem sehr viel mehr steckt. Nämlich die Idee,benachteiligte Jugendliche aus Gera und dem Landkreis Greiz auf diesebesondere Weise zu fördern. Sie von der Straße zu holen, für etwas zubegeistern und zu sensibilisieren, sie zum Mitdenken, Organisierenund Gestalten anzuregen ist das Anliegen des Holzbildhauers und-restaurators Joerg Schulze. Zugleich geht es aber auch darum, ihnenKenntnisse über das Holz und praktisches Können bei dessenVerarbeitung zu vermitteln.

Entsprechende Erfahrungen hat der aus Goslar stammende Wahl-Geraerseit Anfang der 90er Jahre nicht nur deutschlandweit, sondernbeispielsweise auch in New York, in der ecuadorianischen ProvinzBolívar und im russischen St. Petersburg gesammelt. Überall hat sichder Künstler wechselnde Verbündete bei Kommunen, Arbeitsagenturen,Sozialverbänden, Unternehmen und Einrichtungen, etwa demHenry-Maske-Fonds, und nicht zuletzt Landesregierungen undJustizbehörden gesucht.

»FriendlyMonsters« nannte er sein 1999 gegründetes internationalesJugend-Kunst-Konzept, das auch straffällige Jugendliche einbezieht.In dessen Rahmen erhielten beispielsweise Spielplätze, Schulhöfe undParks ein neues Gesicht, »komponierte« er mit türkischen Jugendlichenein Schiff, schuf mit deutschen, polnischen und russischen jungenLeuten einen Geschicklichkeitsparcours samt Hängebrücke. Insgesamtmehr als 40 Projekte in 30 Städten. Eines davon - gefördert zudemdurch das Bundesprogramm »Lokales Kapital für soziale Zwecke« -führte den heute 50-Jährigen vor zwei Jahren ins thüringische Gera.In einer Plattenbausiedlung entstand eine Hütte in der Nähe einesJugendclubs, und die Akteure waren so begeistert, dass einBeachvolleyballplatz folgte und ein Kinderspielplatz geplant ist.

Hinter den überdimensionalen, teilweise bis zu acht Meter hohen»freundlichen Monstern«, die trotz ihres »schrägen« Aussehensallesamt TÜV-geprüft sind, verbergen sich Skulpturen und Objekte ausHolz. Natürlich kein frisch geschlagenes, sondern Bruchholz. Das giltauch für das aktuelle Projekt. Die 120 starken Fichtenstämme, die fürdie »längste Bank der Welt« notwendig sind, etwa sind Opfer desSturms »Kyrill« und stammen aus dem Thüringer Holzland. Derzeitwerden sie geschält und in fünf Meter lange Stücke gesägt, aus denendie Sitzelemente geschnitten und gehobelt werden.

Das alles geschieht in Gera, weil derartige Arbeiten auf demBuga-Gelände nicht möglich sind. Doch selbst dem gewinnen die mehrals 20 »Holzwürmer« eine gute Seite ab, wollen sie doch den Transportper Pferdekarren nach Ronneburg und die Montage Ende August/AnfangSeptember zu einem richtigen Spektakel machen. Als «pulsierende»Baustelle installieren sie die Guinness-Buch verdächtigeBank-Skulptur unter den Augen der Besucher. Balken um Balken wird siezusammengesteckt und so auf die anvisierten 550 Meter wachsen. AlsI-Tüpfelchen erhält sie abschließend ihre spektrale Farblasur - undwird zu einer Sitzgelegenheit, die weit über 1000 Menschen Platzbietet.