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Teilzeit bei Lehrern Teilzeit bei Lehrern: Immer mehr Anträge werden abgelehnt

Von hendrik kranert-rydzy 22.04.2014, 18:45
Ein Lehrer schreibt während einer Schulstunde an die Tafel.
Ein Lehrer schreibt während einer Schulstunde an die Tafel. dpa/Archiv Lizenz

Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalts Kultusministerium tritt auf die Teilzeit-Bremse: Um die problematische Unterrichtsversorgung nicht weiter zu gefährden, werden immer öfter Anträge von Lehrern auf eine Teilzeit-Beschäftigung abgelehnt. Dies trifft inzwischen nicht nur Lehrer in klassischen Mangelfächern wie Fremdsprachen.

So waren für das aktuelle Schuljahr 1 682 Anträge auf Teilzeit gestellt worden, von denen 130 abgelehnt wurden - also gut sieben Prozent. Für das nächste Schuljahr liegen laut Kultusministeriums zum einen deutlich weniger, nämlich nur 1 153 Anträge vor. Zum anderen wurden von diesen bislang erst 448 geprüft, aber bereits 120 abgelehnt. Das sind schon jetzt zehn Prozent aller gestellten, aber mehr als ein Viertel der bearbeiteten Anträge. Die Bearbeitung aller gestellten Teilzeit-Begehren soll bis Mai dauern. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die Ablehnungsquote hoch bleibt.

Das Kultusministerium bestätigte auf MZ-Nachfrage, dass das Landesschulamt deutlich mehr Anträge auf Teilzeit ablehne. In der Vergangenheit habe es einen „Lehrerüberhang“ gegeben, so dass es leicht gefallen sei, Teilzeit-Anträge zu genehmigen, sagte Ministeriumssprecher Martin Hanusch. Dies sei nicht mehr ohne weiteres möglich.

Situation hat sich geändert

Die Situation hat sich geändert, seit mehreren Jahren spitzt sich der Lehrermangel zu. „Ob Teilzeitanträge genehmigt werden können, hängt in erster Linie von der Unterrichtsversorgung in der jeweiligen Schule ab“, sagte Hanusch. Dass dadurch nicht mehr alle Wünsche auf Teilzeit genehmigt werden können, mag für die betroffenen Lehrer bedauerlich sein, „unser Augenmerk muss in erster Linie den Schülern gelten, die einen Anspruch und ein Anrecht auf die Absicherung des Fachunterrichtes haben“.

Nach Ansicht von Thomas Lippmann, Chef der Bildungsgewerkschaft GEW, macht es sich das Kultusministerium zu einfach. Mit der steigenden Zahl von Ablehnungen versuche das Ministerium, „das Dogma mangelnder Neueinstellungen zu kompensieren“. Natürlich müssten für Lehrer in Teilzeit Neueinstellungen vorgenommen werden, doch das werde wegen des zu geringen Neueinstellungskorridors verhindert. Im nächsten Schuljahr sind es 370 neue Stellen, laut GEW würden aber mindestens 600 jährlich gebraucht.

Die Ablehnung der Teilzeit-Anträge hat laut Lippmann viele Konsequenzen. „Die Demotivation der Lehrer wird ebenso steigen wie die Zahl der Krankmeldungen, in der Folge wird erst recht die Unterrichtsversorgung und die Qualität des Unterrichts leiden.“ Denn wer einen Antrag auf Teilzeit stelle, mache das ja nicht, weil er keine Lust mehr hat, in die Schule zu gehen. „Dafür gibt es triftige Gründe“, so der GEW-Chef.