1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Tafeln: Tafeln: Kinder und Senioren häufiger auf Hilfe angewiesen

Tafeln Tafeln: Kinder und Senioren häufiger auf Hilfe angewiesen

Von Romina Kempt 18.06.2012, 07:31
Ein Teller Erbsensuppe steht in der Suppenküche der Magdeburger Tafel in Magdeburg. (FOTO: DPA)
Ein Teller Erbsensuppe steht in der Suppenküche der Magdeburger Tafel in Magdeburg. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Halle (Saale)/dpa. - Sie fahren Supermärkte und Bäcker an und verteilen täglich die gesammelten Brote, Früchte und abgepackten Waren an Bedürftige: Die Arbeit der gemeinnützigen Tafeln ist anstrengend, aber auch dringend notwendig. Denn immer mehr Menschen holen sich an den Ausgabestellen in Sachsen-Anhalt Lebensmittel ab. Und unter ihnen sind verstärkt Kinder und Senioren, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Von den bundesweit etwa 900 Tafeln gibt es 28 in Sachsen-Anhalt. Über ihre Erfahrungen wollen sich Mitarbeiter und Helfer aus ganz Deutschland von diesem Donnerstag an in Suhl (Thüringen) austauschen.

Eine der größten Tafeln in Sachsen-Anhalt ist die in Halle. Rund 35 000 Menschen kauften im Jahr 2011 die bis zu zwei Euro teuren Körbe mit Früchten, Broten und anderen Produkten. 2010 seien es noch etwa 5000 Bedürftige weniger gewesen. „Es reicht vorn und hinten nicht“, sagte die Leiterin der Halleschen Tafel, Kerstin Dybizbanski. Vor zwei Jahren sei eine große Supermarktkette als Spender abgesprungen. Die 28 Helfer müssten jeden Tag neu kalkulieren.

Verstärkt suchen seit einigen Jahren Senioren und Großfamilien die Ausgabestellen auf. „Das Problem betrifft nicht mehr nur den Hartz-IV-Empfänger“, erklärte der Leiter von vier Tafeln, unter anderem in Naumburg und Weißenfels, Mathias Gröbner. Gestiegene Lebensmittelpreise hätten längst alle Schichten erreicht.

„Altersarmut ist ein Thema“, sagte Gröbner. Aus Scham trete nicht jeder bedürftige Rentner den Gang zur Tafel an, betonte Dybizbanski. Von Eltern mit Kindern werden sie besser angenommen. „Die größte Familie bei uns hat neun Kinder und zwei Erwachsene“, sagte die Leiterin der 630 registrierte Familien zählenden Bitterfelder Tafel, Heidi Hirsch. Großfamilien seien längst keine Seltenheit mehr.

Während die Zahl der Bedürftigen vielerorts steigt, kämpfen die Tafeln um Spender. Von 2010 zu 2011 habe die Magdeburger Tafel 50 Tonnen weniger Lebensmittel erhalten. „Das Aufkommen an gespendeten Lebensmitteln ist für die Versorgung unserer Kunden trotzdem ausreichend“, erklärte der Leiter der Magdeburger Tafel, Harald Rosien. Rund 1200 Kunden seien registriert.

In den Urlaubsmonaten fehlen den Tafeln oft helfende Hände. „Wir versuchen in dieser Zeit Studenten und Praktikanten für uns zu gewinnen“, sagte Dybizbanski. Zwei Studenten stünden bereits unterstützend zur Seite.

Bundesweit versorgen die Tafeln über 1,5 Millionen bedürftige Menschen. Knapp ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche. Die Hilfe darf von sozial benachteiligten Menschen in Anspruch genommen werden. Zu ihnen gehören unter anderem Hartz-IV-Empfänger. 2011 waren nach Angaben der Arbeitsagentur in Sachsen-Anhalt 101 354 Menschen auf Hartz IV angewiesen.