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Studie zum Juni-Hochwasser 2013 Studie zum Juni-Hochwasser 2013: Flut hat Gemeinschaft gestärkt

Von Hendrik Kranert-Rydzy 21.02.2014, 14:00
Luftbild vom Hochwasser in Halle.
Luftbild vom Hochwasser in Halle. Andreas Stedtler Lizenz

Magdeburg/MZ - Die Flut in Sachsen-Anhalt im Juni vergangenen Jahres hat die Bürger in den betroffenen Regionen zusammengeschweißt. Vor allem dort, wo sich Anwohner in ihren Gemeinden gut aufgehoben fühlten, seien gegenseitige Hilfe und die Bewältigung der Katastrophe am besten gelungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kurzstudie unter dem Titel „Wasserzeichen“ des Instituts für Sozialforschung an der Uni Halle.

„Ein intakter gemeindlicher Zusammenhalt ist offenbar in der Lage, außergewöhnliche Krisen oder Gefahrensituationen gut zu meistern“, sagte der Leiter des Instituts, der hallesche Politologe Everhard Holtmann. Dies sei angesichts der demografischen Entwicklung im Land ein „bedenkenswerter Faktor“, so Holtmann. Und: „Dies spricht dafür, die soziale Intaktheit der Gemeinden zu stärken.“ Eine Erkenntnis, die nach Ansicht von Wissenschaftsstaatssekretär Marco Tullner (CDU) nicht von der Landespolitik ungehört verhallen sollte: „Kluge Politik ist gehalten, auch bestehende Konzepte zu hinterfragen.“ Gerade weil Sachsen-Anhalt sich selbst immer in einer Vorreiterrolle bei der Bewältigung der Probleme des Einwohnerrückgangs sehe.

"Den Menschen ist bewusst geworden, dass man solche Katastrophen meistern kann."

Tullners Ministerium hatte die 30.000 Euro teure Kurzstudie finanziert. Geplant war die wissenschaftliche Arbeit nicht, vielmehr wurde sie in den Tagen der Flut in eine großangelegte Studie über demokratische Teilhabe, die die Hallenser gemeinsam mit der Uni Jena aufgelegt haben, hinein geboren. Der entwickelte Fragebogen wurde um fünf Fragen zum Hochwasser erweitert.

Ob die Katastrophe nicht nur die Bevölkerung in den betroffenen Regionen zusammengeschweißt hat, sondern es insgesamt zu einer Stärkung der Landesidentität kam, haben Holtmanns Wissenschaftler zwar nicht ermittelt. „Ich denke aber, dass es dem auch nicht geschadet hat“, sagt Holtmann. Tullner erklärte, er habe den Eindruck gewonnen, „dass die Flut den Zusammenhalt im Land insgesamt gestärkt hat und den Menschen bewusst geworden ist, dass man solche Katastrophen meistern kann.“

Auch die Behörden kamen bei der Studie gut weg. „Das Krisenmanagement bekam überwiegend gute Noten“, so Holtmann. Bei der Flut 2002 sei das noch ganz anders gewesen. Vor allem die Behörden auf Gemeinde- und Kreisebene wurden von den von der Flut betroffenen Menschen gelobt, nur zwölf Prozent der Befragten äußerte sich über diese negativ. Doch auch bei den Bundes- und Landesbehörden seien „nur 22 Prozent“ der Befragten unzufrieden mit deren Arbeit während der Katastrophe gewesen, sagte Holtmann.

Die vergleichsweise höhere Unzufriedenheit rühre, so der Wissenschaftler, daher, dass die Arbeit von Bundesbehörden wie THW oder Bundeswehr nur an ausgewählten Brennpunkten wahrgenommen worden sei. Tullner erklärte, er gehe davon aus, dass die Zufriedenheit mit dem Katastrophenmanagement sogar noch steigen wird, weil die Umfrage zu einer Zeit stattfand, in der die meisten Hilfsprogramme noch nicht angelaufen waren. Besonders gut würde die Politik und ihr Krisenmanagement im Übrigen abschneiden, je positiver die eigene Stadt oder Gemeinde und das Leben in ihr von den Flutopfern beurteilt werden, sagte Holtmann. Gleiches gelte auch für jene Kommunen, in denen der Zusammenhalt zwischen den Menschen besonders groß ist.

In einem Zelt in Eggersdorf (Salzlandkreis) werden beim Hochwasser Brötchen im Akkord für das Abendbrot geschmiert.
In einem Zelt in Eggersdorf (Salzlandkreis) werden beim Hochwasser Brötchen im Akkord für das Abendbrot geschmiert.
Frank Gehrmann Lizenz