Streit beim Kartenspiel Streit beim Kartenspiel: Auch Skatrichter können nicht jeden Fall klären

Altenburg/dpa. - 15 bis 20 Millionen Deutsche spielen Skat, undnicht immer geht das ohne Streit aus. 2011 seien beim InternationalenSkatgericht in Altenburg mehr als 400 Anfragen eingegangen - einigeDutzend mehr als im Jahr zuvor, sagte dessen Präsident Peter Luczakim Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Da gibt es auch immerwieder Fragen, die man mit großen Bauchschmerzen entscheidet.»
Etwa im Fall eines Schelms, der sein blaues Wunder erlebte. ZweiSpieler hatten beim Reizen gepasst, woraufhin er sich einen Scherzerlaubte. Er deckte seine Karten auf und sagte: «Dann spiele icheinen Grand-Ouvert», wie Luczak berichtete. Doch schon beim Blick aufdie Karten musste jedem klar sein, dass er dieses höchste Spiel ohneAss und Bube nie und nimmer ernst meinen konnte. Aber der Mitspielerbeharrte auf diese Spielansage - und war streng genommen im Recht.
Luczak: «Eine Spielansage ist unwiderruflich, nicht zu korrigierenund gültig, heißt es in der Skatordnung.» Das Spiel musste folglichals verloren gewertet werden. Auf die Anfrage des Schiedsrichtersbeim Skatgericht gab Luczak mit auf den Weg: «Wenn der Betroffene derMeinung war, einen Scherz zu machen, dann hat er sich den falschenTisch ausgesucht.»
Seit mehr als 80 Jahren ist das Skatgericht die höchste Autoritätbeim Auslegen der Spielregeln. 1927 gegründet, bestand seine Aufgabezunächst darin, aus den regional verschiedenen Spielarten eineinheitliches Regelsystem zu entwickeln. Es entstand die Skatordnung,die mit kleinen Änderungen bis heute verbindlich ist. 2002 wurde dasDeutsche Skatgericht mit dem Gericht der «International Skat PlayersAssociation» (ISPA) zum Internationalen Skatgericht zusammengelegt.Sitz ist Altenburg in Ostthüringen - dort, wo das Skatspiel Anfangdes 19. Jahrhunderts entstand.
Mehrmals im Jahr treffen sich die neun Skatrichter, um kniffeligeProbleme zu besprechen. «Die Skatordnung kann nicht jeden einzelnenFall bis ins Detail regeln», erläutert Luczak. Sollte es hart aufhart kommen und sich die Richter nicht mit großer Mehrheit auf eineAuslegung einigen können, dann holen sie sich schon mal die Meinungder Schiedsrichter-Obleute der einzelnen Landesverbände und derISPA zusätzlich ein. Zudem bilden drei Skatrichter das Schiedsgerichtbei den Deutschen Meisterschaften, um Streitfälle vor Ort zuklären. «Damit stellen wir sicher, dass niemand durch eineFehlentscheidung Deutscher Meister wird», sagt der 64-Jährige.
Mitunter holen sie sich auch Rat bei staatlichen Juristen, wie imFall eines Spielers, der das Spiel abkürzen wollte. Er legte seineKarten offen hin und sagte: «Ich glaube, es gibt nichts mehr für euchzu holen.» Allerdings irrte er sich, und die Gegenspieler hätten nocheinen Stich machen können. Sie forderten nun wegen dieser falschenAussage, das Spiel als verloren zu werten. «Wir mussten nun klären,ob "ich glaube" so verbindlich ist wie "ich weiß"», erläuterteLuczak. Dazu hörte er sich bei Richtern von Amts- und Landgerichtenum mit dem Ergebnis: «Ich glaube» heiße letztlich «ich weiß es nichtgenau». Ein solches Spiel sei daher fortzusetzen, sagte Luczak. ZumGlück für den betroffenen Spieler, der in diesem Fall doch gewann.
In privater Skatrunde gibt es laut Luczak noch immer regionalverschiedene Spielweisen. So landeten beim Skatgericht immer wiederFragen zu Ramsch, Kontra und Re, die in der Skatordnung nichtvorgesehen sind. Und selbst da gebe es noch verschiedene Varianten,etwa wer in einer Ramsch-Runde die Karten des Skat bekommt. Daherempfiehlt der erfahrene Experte: «Die Spieler sollten sich im Vorfeldeinigen, unter welchen Bedingungen sie spielen, damit es später nichtzu Streit kommt.»
