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Straßen in Sachsen-Anhalt Straßen in Sachsen-Anhalt: Äpfel, Birnen oder Pflaumen kostenlos ernten

08.09.2014, 04:18
Ein Apfelbaum streckt an einer Landstraße bei Schleibnitz in der Magdeburger Börde seine roten Blüten Richtung Himmel.
Ein Apfelbaum streckt an einer Landstraße bei Schleibnitz in der Magdeburger Börde seine roten Blüten Richtung Himmel. dpa Lizenz

Magdeburg - Sommerzeit ist Erntezeit - nicht nur auf den Feldern, sondern auch an den Straßen in Sachsen-Anhalt. 311 606 Obstbäume an Straßenrändern locken nach Angaben des Verkehrsministeriums in Magdeburg mit süßen und vor allem kostenlosen Früchten. Immer mehr Menschen nutzen die Chance auf Gratis-Obst und sammeln die Früchte vom Straßenrand auf.

Allerdings darf nur von Bäumen auf öffentlichen Flächen und nicht von Privatgrundstücken oder gepachtetem Land gesammelt werden. Sonst wird aus der Selbstbedienung schnell Diebstahl. „Die Straßenbäume stehen im Regelfall aber auf öffentlichen Flächen“, sagt die Sprecherin des Verkehrsministeriums, Tatjana Kutscha. Bestenfalls solle man sich aber immer noch einmal bei der zuständigen Straßenbauverwaltung informieren, ob das Pflücken erlaubt ist. Denn bei Streuobstwiesen und eingerückten Bäumen an Straßen könne es immer einen privaten Besitzer geben.

Wegweiser für die Obstsuche

Sammler können unter anderem auf der Internetseite mundraub.org nachlesen, wo man auf Fruchtsuche gehen kann. Auf einer interaktiven Karte haben die Betreiber unzählige Orte in Deutschland und Europa eingetragen, an denen man Früchte, Beeren, Nüsse oder Kräuter unbedenklich sammeln kann. Etwa 500 Einträge gebe es für Sachsen-Anhalt: Ob Holunder in Magdeburg, Brombeeren in Halle oder Bärlauch in Haldensleben - überall auf der Karte mit den eingetragenen Standorten ploppen die Symbole von frei zugänglichen Produkten auf. Nach Angaben der Betreiber haben im vergangenen Jahr 7500 Menschen aus Sachsen-Anhalt auf die Seite zugegriffen.

Trotzdem sind dem Bauernverband Fälle von Diebstahl aus eingezäunten Plantagen bekannt. „Die geschädigten Betriebe erstatten in dreisten Fällen auch Anzeige“, sagt Sprecher Christian Apprecht. Eine Konkurrenz zum erwerbsmäßig betriebenen Obstbau sehe er aber im Sammeln von Straßenobst nicht. „Die Früchte genügen nicht den Ansprüchen der meisten Verbraucher“, erklärt Apprecht.

Keine gesundheitlichen Bedenken

Auch wenn das Straßenobst nicht den Standards im Supermarkt entspricht, muss aber nach Aussagen des Gesundheitsministeriums niemand Bedenken haben. „Wenn Obst von Straßenrändern gründlich gewaschen wird, sind gesundheitliche Beeinträchtigungen beim Verzehr aller Voraussicht nach ausgeschlossen“, sagt ein Sprecher.

Da das Obst unbehandelt sei, müsse man aber immer mit Maden rechnen, fügt Christa Bergmann von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt hinzu. „Am besten sammelt man immer an nicht so befahrenen Straßen, dann ist das Obst noch weniger Emissionen ausgesetzt“, rät die Referatsleiterin für Ernährung und Lebensmittel.

Straßenbäume bereits seit Napoleons Zeiten

Verkehrsministeriums-Sprecherin Kutscha empfiehlt dies auch aus Sicherheitsgründen. „Fahrzeuge, die auf der Fahrbahn abgestellt werden, behindern den Verkehr, und plötzlich auftauchende Sammler könnten vorbeifahrende Fahrer erschrecken. Abgesehen davon ist es auch für die Sammler an stark befahrenen Straßen gefährlich“, sagt Kutscha. Wenn alle Vorschriften eingehalten werden, könne aber weiter an Straßenrändern Obst gesammelt werden.

Obstbäume am Straßenrand gibt es schon seit den Zeiten Napoleons zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Für seine Truppen veranlasste er, dass Bäume als Schattenspender und Nahrungsquelle entlang seiner Heereswege gepflanzt werden. Auch zu DDR-Zeiten wurden die Straßenbäume noch bewirtschaftet. Heute dienen Bäume am Straßenrand aber nur noch als Wind- und Lärmschutz.

(dpa)