Stolberg Stolberg: Verschollenes Stadtbuch kehrt zurück
STOLBERG/MZ. - Es galt mehr als 100 Jahre lang als verschollen und tauchte vor etwa einem Jahr fragmentweise im Internet-Auktionshaus Ebay auf. Inzwischen haben das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Stolberg das Buch erworben, über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Erstmals wird das Buch am kommenden Sonntag, dem Internationalen Museumstag, im Stolberger Museum "Alte Münze" öffentlich gezeigt.
Den Tipp, dass das Buch noch existiert, bekam die hallesche Historikerin Monika Lücke von einem Kollegen aus München. "Das Stolberger Stadtbuch war zuletzt in einer Veröffentlichung aus den 1890er Jahren erwähnt worden. Ende der 1920er Jahre ist es bei einer Inventur im Stadtarchiv nicht mehr aufgetaucht", sagt Lücke. "Über 100 Jahre fehlt jede Spur. Vielleicht ist mit dem Buch irgendwo gearbeitet worden." Seit einem Jahrzehnt beschäftigt sich die Wissenschaftlerin intensiv mit der Geschichte der Harzstadt. Sie hat mit Ulf Dräger vom Landesmünzkabinett das Konzept für das Stolberger Museum "Alte Münze" erarbeitet. Dort steht Europas einzige vollständig erhaltene Münzprägemaschine aus dem 18. Jahrhundert.
Das handschriftlich verfasste Stadtbuch umfasst knapp 170 Seiten. "Ein Einband aus Leder oder Pergament oder ein originales Titelblatt, wie es damals üblich war, fehlen leider", sagt Lücke. Die Eintragungen wurden dereinst vom Rat der Stadt veranlasst. Vermerkt sind etwa Beurkundungen von Grundstücksgeschäften und Hauskäufen, Bürgerlisten, Gerichtsverhandlungen nebst Urfehde-Eiden. So mussten Angeklagte schwören, sich im Falle eines Schuldspruchs nicht an den Richtern zu rächen.
Die Historikerin und Studenten am Institut für Geschichte in Halle haben mittlerweile intensiv mit einer Kopie der historischen Vorlage gearbeitet. "Das Buch bedeutet einen ungeheueren Kenntnisschub", so Lücke.