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Steuer-Causa Hoeneß Steuer-Causa Hoeneß: "Ich bewerte nicht den Uli Hoeneß"

24.04.2013, 19:08
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) spricht im Stadttheater Ingolstadt.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) spricht im Stadttheater Ingolstadt. dpa Lizenz

MÜNCHEN/DPA - Die Nachricht von Mario Götzes Königstransfer an die Isar hat die Steuer-Causa Hoeneß am Dienstag nur kurzzeitig als Gesprächsthema Nummer eins vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona abgelöst. Das änderte sich aber wenige Stunden vor dem Anpfiff der Partie wieder, als eine Meldung der „Süddeutschen Zeitung“ bekannt wurde. Danach wurde der Präsident des FC Bayern München Ende März vorläufig festgenommen und kam anschließend nur gegen Zahlung einer Millionen-Kaution frei.

Die politische Debatte um das Thema Steuerhinterziehung hatte bereits vor der Meldung schon wieder richtig Fahrt aufgenommen. Für die TV-Talkshows ist der Fall Hoeneß eine perfekte Vorlage, in Leitartikeln, in Foren und Blogs wird der Sündenfall des einstigen Vorbilds heftig diskutiert. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bewertete die Affäre als „schwerwiegenden Fall“ und betonte: „Es gibt nicht den geringsten Anlass, Steuerflüchtlinge zu schonen.“

Anders als die Bundeskanzlerin distanzierte sich der CSU-Politiker aber nicht ausdrücklich vom Bayern-Präsidenten. „Ich bewerte nicht den Uli Hoeneß“, sagte er. „Ich möchte mir ein Urteil nicht erlauben aufgrund der Faktenlage, die ich nur aus den Medien kenne.“

Die eng mit dem FC Bayern verbandelten Unternehmen und die ansonsten so geschwätzige Fußball-Branche, die für gewöhnlich auf jeden Hoeneß-Vorstoß anspringt, quittierten den spektakulären Fall derweil mit weitgehendem Schweigen. So bleibt viel Raum für Fragen. Ist es der ehrliche Respekt vor dem Menschen Hoeneß und seinem Lebenswerk, der die Mächtigen aus Wirtschaft und Fußball sprachlos macht? Oder doch eher die Angst vor dem Einfluss des Rekordmeisters und die Sorge um künftige Geschäfte? Zumindest der frühere DFB-Präsident Zwanziger, einer von vielen Hoeneß-Widersachern, formulierte eine über „Schock“ und „Privatangelegenheit“ hinausreichende Warnung.

Rücktrittsforderungen an Hoeneß gibt es jedoch bislang nur aus der Politik. Groß-Unternehmen wie Audi, die Telekom oder Adidas, alle Partner des FC Bayern und zugleich strengen Compliance-Regeln für ihr Geschäftsgebaren unterworfen, verzichten ebenso auf öffentlichen Druck auf Hoeneß wie die Spitzenfunktionäre von DFB und Bundesliga. Die Hypovereinsbank nahm zwar einige Werbevideos mit Hoeneß aus dem Internet, versicherte aber eilig, die Werbekampagne sei ohnehin bereits im vergangenen Jahr ausgelaufen.

Hoeneß selbst räumte mittlerweile einen „schweren Fehler“ ein und kündigte an, „reinen Tisch“ machen zu wollen. Auf die Unterstützung seines Vereins kann sich der 61-Jährige dabei bisher verlassen. Bayern-Vizepräsident Rudolf Schels sagte dem Bayerischen Rundfunk: „Als Club stehen wir unverändert zu Uli Hoeneß und wünschen ihm alles Gute für die Klärung der Angelegenheit.“ Auch Ehrenpräsident Franz Beckenbauer steht zu seinem Weggefährten. „Uli Hoeneß ist kein Betrüger, da ist ihm irgendein Fehler unterlaufen, das kann sein.“