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Stendaler Strafzins Stendaler Strafzins: Erste Bank in Sachsen-Anhalt verlangt Guthabengebühr

Von Steffen Höhne 19.10.2016, 20:36
22 Projekte im Burgenland und im Saalekreis erhalten in diesem Jahr Millionen Investitionen.
22 Projekte im Burgenland und im Saalekreis erhalten in diesem Jahr Millionen Investitionen. Caro / Hoffmann

Halle (Saale) - Vermögende Kunden müssen bei der Volksbank Stendal künftig draufzahlen: Das genossenschaftliche Institut verlangt seit 1. Oktober auf kurzfristige Einlagen ab 100.000 Euro einen negativen Einlagenzins von 0,4 Prozent. Das „Verwahrentgelt“ gilt für Giro- und Tagesgeldkonten.

Viele Volksbanken und Sparkassen zahlen für kurzfristige Einlagen keine Zinsen mehr. Doch Strafzinsen für Privatkunden hatte erstmals in Deutschland die Raiffeisenbank Gmund (Bayern) im September 2016 eingeführt. Die Volksbank Stendal ist nun das erste Geldhaus in Sachsen-Anhalt, das eine Guthabengebühr berechnet.

Kosten werden an Kunden weitergereicht

Als Grund für den Schritt gibt die Volksbank Stendal an, dass die Banken selbst, die überschüssige Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken, seit März 2016 dafür eine Gebühr von 0,4 Prozent zahlen müssen. Die anfallenden Kosten werden somit an die Kunden weitergereicht. Laut Volksbank-Vorstand Ingo Freidel hat die Bank vorab mit allen Kunden gesprochen, die von den negativen Zinsen betroffen wären, damit diese ihre Geldanlage umstellen können. So gelte der Strafzins etwa nicht für 30-Tage-Festgeld, sagte Freidel der „FAZ“.

Wie viele Kunden von der Änderung betroffen sind, gibt die Volksbank nicht bekannt. Sehr viele sind es in der wirtschaftlich schwachen Altmark wohl nicht. Dem Kreditinstitut dürfte es darum gehen, kurzfristige Geldeinlagen zu reduzieren. Diese können kaum zur Kreditvergabe genutzt werden.

Das Vorgehen der Stendaler Volksbank hat allerdings einen hohen symbolischen Charakter. „In diesem Zinsumfeld schließen wir nicht aus, dass auch andere Banken nachziehen müssen. Zumindest höhere Guthaben könnten stärker betroffen sein“, sagt Guido Syré, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich. Das Vergleichsportal hatte die Einführung der Negativzinsen in Stendal als erstes veröffentlicht.

Der Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), Michael Ermrich, warnte bereits Ende August vor einem Dammbruch. „Wir hoffen zugleich, dass auch weiterhin der unausgesprochene Konsens unter den Kreditinstituten hält, dass Kunden, die nicht zu den vermögenden zählen, auch weiterhin keine Negativzinsen auf Spareinlagen zahlen müssen.

Kann man Negativzinsen umgehen?

Wir ostdeutsche Sparkassen bekennen uns dazu“, sagte Ermrich. Strafzinsen für Guthaben von mehr als 100.000 Euro schließt Ermrich damit nicht aus. Nach MZ-Informationen arbeiten verschiedene Sparkassen bereits an Modellen wie bei der Volksbank Stendal. Private Bankkunden können mögliche Negativzinsen aber leicht umgehen, wenn sie ihre Guthaben auf verschiedene Banken aufsplitten.

Die Neuregelungen zielen daher auch mehr auf große Unternehmen, die mitunter mehrere Millionen Euro auf Konten parken. So hat die Commerzbank bereits seit Dezember 2014 eine sogenannte „individuelle Guthabengebühr“ für große Firmenkunden eingeführt. Seit diesem Jahr sind auch Mittelständler betroffen, die einen Jahresumsatz von mehr als 2,5 Millionen Euro erwirtschaften. Sie sollen dazu bewogen werden, ihre überschüssigen Gelder langfristig anzulegen. (mz)