Start in die Selbstständigkeit Start in die Selbstständigkeit: Kleine Schritte auf langem Weg
Bad Dürrenberg/MZ. - Am Anfang war ein Freund. Es war Arbeit da für ihn, viel Arbeit sogar. Und eines Tages kam der Freund zu Detlef Karnstedt. "Er wollte eigentlich nur wissen, ob ich Ahnung von diesen ganzen Geschichten mit dem Arbeitsamt habe." Buchführung, Fördermittel, Finanzen. Viele Zahlen, viele Paragrafen. All die Dinge jedenfalls, die man beachten muss, wenn man sich als Bau-Entrümpler selbstständig machen will. "Na ja", erinnert sich Karnstedt im Rückblick, "da habe ich mich eben umgehört und alle möglichen Leute gefragt, was sie wissen."
Zwei Jahre später ist aus der freundlichen Hilfe des damaligen Autohändlers Karnstedt das ernst zu nehmende Unternehmen MSA geworden. Und eine zweite Firma kam hinzu. Denn der 49-Jährige hat umgesattelt. Gemeinsam mit einem Partner betreut und managt er einerseits Ich-AG in der Region. Andererseits versucht er, Aufträge zu vermitteln und hat dafür eine Agentur gegründet - die AfA. "Denn Arbeit", ist sich Karnstedt sicher, "gibt es in Deutschland genug." Arbeitslose freilich auch. Allein im September dieses Jahres waren in Sachsen-Anhalt nach Angaben des Landesarbeitsamtes mehr als 243 000 Männer und Frauen ohne Job. Ganze 86 700 erhalten noch Arbeitslosengeld I, die anderen sind länger beschäftigungslos.
"Mit diesen Zahlen im Blick bin ich optimistisch", so Karnstedt. Denn er ist der festen Überzeugung, dass jede Branche Bedarf hat: Fleischfachhandel und Nagelstudios, Landschaftsgärtner und Fliesenleger. Und immer mehr von denen, die nach Arbeit suchen, sind bereit, sich als Ich-AG auf den Weg zu machen. 10 600 in Sachsen-Anhalt, so ermittelte die zuständige Regionaldirektion der Agentur für Arbeit, ließen sich allein im vergangenen Monat über diese Möglichkeit fördern. "Das ist eine gute Chance für viele Leute", sagt Behördensprecherin Bianca Kleschtschow, "um sich den Lebensunterhalt selbst zu verdienen."
Karnstedt betreut nach eigenen Angaben inzwischen 170 Ich-AG und Arbeitslose. Finanziert werde die Ausbildung durch öffentliche Förderung. Für 750 Euro, die pro Kopf aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) fließen, werde alles an Wissen vermittelt, was auf dem Weg in die Selbstständigkeit vonnöten ist: Buchführung, Abrechnung, vor allem aber auch die Hilfe beim Prüfen der Markteintrittschancen. Die Erfolgsquote liege bei mehr als 90 Prozent und sei so hoch, dass er schon bald eine zweite Niederlassung eröffne.
Das zweite wesentliche Standbein der Finanzierung sieht der Bad Dürrenberger in der Auftragsvermittlung. Er mache immer wieder die Erfahrung, dass Selbstständige in Arbeit gar keine Zeit mehr hätten, sich um Aufträge zu kümmern. "Deshalb biete ich das an", so Karnstedt. Wer möchte, werde von ihm vermittelt. Pro Arbeitsstunde, deren Kosten der Jungunternehmer festlegt, wird 1,80 Euro aufgeschlagen. "Der Obolus an mich wird erst fällig, wenn der Auftraggeber auch gezahlt hat", betont er. Niemand müsse also fürchten, sich bei der Agentur zu verschulden.
Sind Karnstedts kleine Schritte auf einem langem Weg wirklich gangbar? Im Landkreis Merseburg-Querfurt findet man das Projekt "sehr interessant". Zwar kennt Roland Schimek, der Leiter des Eigenbetriebes für Arbeit im Landkreis, das Unternehmen bisher selbst noch nicht. Schimek ist dennoch optimistisch: "Mich macht alles froh, was Arbeitslosen auf die Beine hilft."