Sendemast in Sachsen gesprengt Sendemast in Sachsen gesprengt: Ein Wahrzeichen knickt ein

Wiederau/MZ - Ein Stück mitteldeutscher Rundfunk- und Fernsehlandschaft ist Geschichte: 236 Meter Stahlkonstruktion, die zu Boden stürzten. Am Freitagnachmittag ist einer der beiden Sendemasten in Wiederau (Landkreis Leipzig) nahe der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt gesprengt worden. „Sauber runtergekommen“, urteilte Sprengmeister Karl-Heinz Bühring anschließend zufrieden.
Über den Mast wurden laut Deutscher Telekom von 1953 bis 2007 insbesondere Rundfunk- und Fernsehprogramme verbreitet. Er galt als Wahrzeichen in der Region, in der schon 1932 ein erster Großsender seinen Betrieb aufnahm. Der 236-Meter-Koloss selbst wurde 1953 gebaut und sechs Jahre später auf seine heutige Höhe erweitert. Mit der Einstellung des analogen Fernsehens im Jahr 2007 verlor er allerdings seinen Nutzen und sollte deshalb abgebaut werden.
Ein Job für Bühring, einen Mann mit Erfahrung. Nach der Wende hat er nach eigenen Angaben den ersten Plattenbau in Sachsen-Anhalt gesprengt - einen Achtgeschosser an genau der Stelle in Magdeburg, wo heute das Hundertwasserhaus steht. Neben gesprengten Gebäuden stehen in der Liste des 61-Jährigen aus dem Schönebecker Ortsteil Pretzien (Salzlandkreis) mittlerweile 524 Schornsteine und 25 Funkmasten. „Der hier war der komplizierteste, den wir je hatten“, so Bühring. Der Grund: Neben dem Riesen steht noch ein zweiter Mast, über den weiter UKW-Radio gesendet wird, unter anderen mehrere Hörfunkprogramme des MDR. Und die Seilabspannungen, die beide Masten halten, kreuzten sich. Wäre auch nur ein Seil des anderen Mastes getroffen worden, hätte er mit fallen können. „Das hat es mehr als spannend gemacht“, so Bühring. Nervosität sei das falsche Wort, Anspannung spüre man bei einem solchen Job aber immer. „Sie müssen Respekt haben.“
Schon am Donnerstag hatten Bühring und seine Kollegen in 90 Metern Höhe Sprengladungen an den Pardunen angebracht - so heißen die Seilabspannungen, die den Mast nach drei Seiten hielten. Zwei von drei Pardunen wurden gesprengt. So konnte auch die Fallrichtung genau bestimmt werden. Dass der Mast beim Fallen zudem knickte, sei dem Alter des Materials geschuldet und kein Problem, so Bühring. „Wichtig ist: Wir haben keinen Schaden angerichtet.“