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Seenlandschaft Seenlandschaft: Colani baut auf geschmeidige Häuser

Von Elke Richter 26.06.2007, 17:38

Braunsbedra/MZ. - Vor dem Höhenflug kommt erst einmal der Kniefall. Bevor Star-Designer Luigi Colani mit "Robinson" in die Luft geht, hockt er sich hin und signiert den quittegelben Hubschrauber. Pilot Michael Krüger strahlt derweil, denn er mag den studierten Aerodynamiker wegen seiner eigenwilligen Flugzeug- und Automobilstudien. Wenig später kreist Deutschlands bekanntestes verkanntes Design-Genie gemeinsam mit dem künftigen Landrat des neuen Saalekreises, Frank Bannert (CDU), über dem Geiseltal. Von hier oben will sich der 78-Jährige ein Bild von der Region mit dem durch Flutung entstehenden größten künstlichen Binnensee Deutschlands machen.

Dessen 42 Kilometer langes Ufer soll Colani gestalten. Das jedenfalls wünschen sich die Vertreter des Verbands "Netzwerk Geiseltal", die die touristische und wirtschaftliche Entwicklung in der Region ankurbeln wollen. Sie begleiten den Weltmeister der eleganten Kurven bei seinem zweitägigen Geiseltal-Besuch, der gestern zu Ende ging.

"Um uns von anderen neuen Seengebieten abzuheben, kamen wir auf die Idee, den Design-Professor für die Gestaltung des Ufers mit ins Boot zu holen, sozusagen als Galionsfigur", erzählt Netzwerk-Initiator Sven Jakubowski. "Es gibt weltweit kein anderes Allround-Genie, das all das machen könnte, was uns so vorschwebt", betont der Chef einer Beratungsfirma. Kameras, Geschirr, Tapeten, Bekleidung, Getränkeflaschen - alles hat der gebürtige Berliner schon entworfen. Im Geiseltal kann Colani sein ganzes Spektrum aus einem halben Jahrhundert Design-Arbeit präsentieren: Von Ferienhäusern samt Interieur bis hin zu Booten und Bänken ist die Rede. Auch 15 Pilgermuscheln, die aussehen wie überdimensionale Strandkörbe und in denen bis zu sechs Wanderer rasten können, sollen bald am Jakobsweg aufgestellt werden, der am Geiseltal vorbei führt.

Und der schnell begeisterungsfähige Colani mit dem markanten Seehundbart hat angebissen. Nach Rundflug und zweistündiger Fahrt durchs Gelände blickt der Visionär beim Stopp am Aussichtspunkt im Norden des sekündlich um 2,2 Kubikmeter wachsenden Sees in die Zukunft. Er spricht von geschmeidigen, sich in die Landschaft harmonisch einfügenden Häusern. Vielleicht mit runden Fenstern und begrünten Dächern. Kein Monte Carlo und kein Las Vegas will der Formgestalter bauen. "Die Landschaft ist urgewachsen, da darf nicht ultramodernes Design reingematscht werden. Hier muss Raum für die Natur, für die Tiere bleiben", sagt der Formenfilou und verspricht zum Abschied: "Ich mache euch ein paar Entwürfe. Ende der Durchsage."