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Schulreform Schulreform: SPD rückt in der Bildung von Maximalforderung ab

Von HENDRIK KRANERT 12.04.2010, 08:37

MAGDEBURG/MZ. - Die SPD nimmt vorsichtigAbschied von ihrem Modell der AllgemeinbildendenOberschule (AOS). Während SPD-LandeschefinKatrin Budde diese Form des gemeinsamen längerenLernens bis zur achten Klasse noch im November2009 als eines der zentralen Themen der Parteiim Landtagswahlkampf 2011 ausgab, äußertesich der designierte Spitzenkandidat, FinanzministerJens Bullerjahn, a, Montag in einem Interviewdeutlich zurückhaltender.

Er sei "gegen allzu radikale Schnitte", einen"Systemwechsel komplett zur AOS wird es kurzfristignicht geben können", so Bullerjahn. Gleichzeitigwolle die SPD aber am Vorhaben des gemeinsamenlängeren Lernens festhalten, sagte Bullerjahnund sprach sich in diesem Zusammenhang nachdrücklichfür das von Arbeitgeberverband und Kirchenim außerparlamentarischen Bildungskonventvorgelegte Kompromisspapier aus. Dieses beinhalteteine Beibehaltung der Gymnasien bei einerAufwertung der Sekundarschulen mit höhererDurchlässigkeit hin zu den Gymnasien vor.Der Bildungskonvent versucht seit fast vierJahren, Vorschläge für eine bessere Schulbildungzu erarbeiten.

Während die CDU Bullerjahns Ankündigung mitGenugtuung zur Kenntnis nahm, reagierte dieLinke entsetzt. "Mit seiner Aussage hat Bullerjahndas Modell der SPD faktisch widerrufen", sagteFraktionschef Wulf Gallert. Er warf der SPD"konzeptionelles Wirrwarr" und BullerjahnProfillosigkeit bei einem der wichtigstenpolitischen Themenfelder vor. "Es entwickeltsich der Eindruck, dass Bullerjahn Angst voreiner Auseinandersetzung mit der CDU in dieserFrage hat", sagte Gallert.

CDU-Fraktionschef Jürgen Scharf erklärte,Bullerjahn habe offenbar erkannt, dass esselbst innerhalb der SPD Widerstand gegendas AOS-Modell gebe. Bullerjahns Vorschlag,das längere gemeinsame Lernen auf sechs Jahreauszuweiten, wies Scharf hingegen zurück:"Es ist nach wie vor Auffassung der CDU, dassdas Gymnasium mit der fünften Klasse beginnensoll." Zwar müsse die Durchlässigkeit desSchulsystems insgesamt verbessert werden,dies sei aber auch mit der bisherigen Schulstrukturpraktikabel. "Es gibt daher keinen Grund,warum wir uns auf die SPD zubewegen sollten",so Scharf, der das von Bullerjahn favorisierteKompromissmodell im Bildungskonvent als für"noch nicht zustimmungsfähig" einstufte. SPD-ChefinBudde verteidigte Bullerjahn und dessen Plädoyerfür den Kompromiss im Bildungskonvent: "Dasist zwar sehr weit von unserem Idealmodellentfernt, aber ein Kompromiss, der den Einstiegin ein längeres gemeinsames Lernen ermöglicht."Bullerjahn sagte der MZ, es sei nun an derCDU, ebenfalls ihre Kompromissfähigkeit unterBeweis zu stellen: "Die CDU kann nicht alleinKraft ihrer Wassersuppe gegen alle gesellschaftlichenEmpfehlungen ihren Willen durchsetzen."