Schifffahrt Schifffahrt: BUND fordert mehr Realitätssinn in Elbe-Saale-Debatte

Halle (Saale)/Magdeburg/dpa. - Sachsen-Anhalt pocht auf den Bau desumstrittenen rund 100 Millionen Euro teuren Elbe-Saale-Kanals für dieSchifffahrt: Weder die Straße noch die Eisenbahn könnten daswachsende Transportvolumen auffangen, sagte Verkehrsminister ThomasWebel (CDU) am Dienstag auf einer Konferenz in Halle. Hintergrundsind Überlegungen des Bundes dazu, welchen wirtschaftlichenStellenwert die Saale künftig haben wird. «Wir wollen unsereWasserstraßen nutzen, um darauf Waren ökologisch und ökonomischtransportieren zu können», sagte er. Webel zufolge soll bis zumFrühjahr eine Wirtschaftlichkeitsprüfung des Bundes erstellt werden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sieht hingegen Aufwandund Nutzen des Kanals bei Tornitz im Salzlandkreis in keinemVerhältnis und mahnt mehr Realitätssinn an. «Die meiste Zeit desJahres können wegen zu niedriger Wasserstände die Schiffe nur halbbeladen werden», sagte BUND-Sprecher Ernst-Paul Dörfler. In sehrtrockenen Jahren sei es nicht möglich, Güter massenweise undverlässlich auf der Saale und Elbe zu transportieren, argumentierendie Umweltschützer. Der Güterverkehr finde auf dem Schienennetzausreichend freie Kapazitäten.
Befürworter des seit Jahren diskutierten Projekts erhoffen sichdavon, dass mit dem Kanal ganzjährig auf der Saale noch mehr undgrößere Transportschiffe fahren können. Dies sei zudemumweltfreundlicher als der Verkehr auf der Straße. «Die Wirtschaftsagt Minimum 2,5 Millionen Tonnen, Maximum 3,6 Millionen Tonnen Güterim Jahr, die mit dem Seitenkanal über die Saale in die Elbetransportiert werden können», sagte Webel. Das seien 100 000Lkw-Ladungen weniger, die in einem Jahr auf der Straße inSachsen-Anhalt transportiert werden müssten.
Laut einer repräsentativen Umfrage zur Entwicklung derVerkehrsinfrastruktur in Sachsen-Anhalt wollen drei von vier Menschenin der Saale-Region, dass die Schifffahrt auch künftig für Transporteund Tourismus möglich ist. Jeder Fünfte meinte dagegen, dass Flüsserenaturiert werden sollten. «Die deutliche Mehrheit im Land und inder Region ist der festen Überzeugung, dass die Schifffahrt wichtigist für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen», sagteWebel. Das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Info GmbH (Berlin)hatte nach Angaben von Geschäftsführer Holger Liljeberg rund 1000Sachsen-Anhalter ab 18 Jahren im August per Zufallsprinzip am Telefonbefragt. Die Umfrage hatte das Land in Auftrag gegeben.
Laut BUND sind mit dem Kanalbau Kosten sogar in Höhe von bis zu150 Millionen Euro verbunden. Die wahren Potenziale von Elbe undSaale würden nicht im Wasserstraßenausbau, sondern eindeutig imnaturverträglichen Flusstourismus liegen. Während der Güterverkehrauf Elbe und Saale seit 20 Jahren rückläufig sei, nehme dieAttraktivität der Flusslandschaft für den Tourismus deutlich zu undschaffe Arbeitsplätze in der Region. Für den Erhalt der Saale alsWasserstraße engagiert sich in Sachsen-Anhalt auch im Augustgegründetes Saale-Bündnis (Bernburg/Salzlandkreis), dem Vertreter vonPolitik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Gewerkschaft und dem Vereinzur Hebung der Saaleschifffahrt (Halle) angehören.