Schifffahrt Schifffahrt: Auf der «Saaletal» hat eine Kapitänin das Kommando

Halle/dpa. - Seit Anfang Mai führt Sabine Freise offiziell dasKommando auf der «Saaletal». Das schmucke Fahrgastschiff gehört zurFlotte der Reederei Riedel in Halle und geht regelmäßig auf Tour aufSachsen-Anhalts zweitgrößtem Fluss. Die Schleusen sind endlich wiedergeöffnet und alle Schiffe bereit für die Sommersaison, berichtet derGeschäftsführende Gesellschafter Bernhard Freise, dem neben der«Saaletal» auch die «Peißnitz», die «Stadt Halle», die «StadtMerseburg» und die «Rheinpfalz» gehört.
Sabine, die älteste Tochter, ist in dem Unternehmen nicht mehrwegzudenken. Vor fünf Jahren hat die junge Frau auf der «Saaletal»ihre ersten Fahrten unternommen. «Ich habe von der Pieke aufbegonnen, zuerst in der Kantine, dann als Matrose und Motorwart»,erzählt sie. Sabine kann nicht nur am Ruder stehen, sie kann auch mitden Dieselmotoren umgehen, bestätigt ihr Vater. Stefanie, die jüngereder beiden, kümmert sich hingegen um die Buchführung der Flotte.
Dass seinen Töchtern die Liebe zur Binnenschifffahrt in die Wiegegelegt wurde, lässt sich nicht leugnen. Deren Großeltern, die nachdem Tod von Heinz Riedel im April 1996 die Reederei von den Erben desGründers gekauft hatten, besaßen die größte private Ausflugsflotteder Bundeshauptstadt.
«Ich wollte unbedingt auf einem Schiff arbeiten und ich habe dafürtüchtig gebüffelt», erzählt die 25-jährige Sabine, die nun auch dieProkura für die Reederei besitzt. «Sie war die einzige Frau imSchiffsführer-Lehrgang und wurde von einigen männlichen Teilnehmernein wenig skeptisch betrachtet. Doch das spornt sie eher an», sagtihr Vater.
Am 24. Januar 2007 schließlich war es so weit. In der Wasser- undSchifffahrtsdirektion Ost in Magdeburg bestand Sabine die Prüfung mitBravour. «Sie kam stolz mit dem Patent zurück nach Halle», erzähltihr Vater. Der Meisterbrief berechtigt die junge Frau zum Führen vonFahrgastschiffen auf der Saale. Kapitän Sabine kennt den Flusszwischen Halle und Calbe mit all seinen Problemzonen, mit hohem undniedrigem Wasserstand. «Der kritischste Bereich ist für mich dieSchleuse in Halle-Trotha», verrät die junge Frau. Diese Schleuse ist6,12 Meter schmal, die Saaletal immerhin 5,90 Meter breit. «Obwohl esda jedes Mal etwas eng wird, habe ich es noch immer geschafft undmein Schiff mit maximal 250 Personen an Bord sicher durch die Engemanövriert.»
Frauen sind in der Binnenschifffahrt auf dem Vormarsch. Das hatauch mit der zunehmenden Technisierung an Bord zu tun. Heute ist mehrKopfarbeit gefragt, bestätigt Gunter Dütemeyer. Der Anteil weiblicherBerufsanfänger stieg in Deutschland in den vergangenen sechs Jahrenvon 2,4 Prozent auf 6,7 Prozent, erklärt der Geschäftsführer desArbeitgeberverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt.