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Schießerei in Magdeburg Schießerei in Magdeburg: Keine Spur von brutalen Bankräubern

Von Katrin Löwe 29.11.2013, 06:01
Unbekannte sprengten in der Nacht zu Freitag einen Geldautomaten in Magdeburg
Unbekannte sprengten in der Nacht zu Freitag einen Geldautomaten in Magdeburg Matthias Strauß Lizenz

Magdeburg/MZ - Eine Eskalation dieser Art war selbst für die Polizei ungewöhnlich: In Magdeburg haben Unbekannte in der Nacht zum Freitag erst einen Geldautomaten gesprengt und dann auf eintreffende Polizisten geschossen. Die Beamten blieben unverletzt, den Tätern gelang die Flucht. Wie viel Geld sie erbeuteten, ist unklar. Am Tatort wurden einzelne Scheine gefunden. „Wir gehen davon aus, dass sie zumindest einen Teil des Automateninhalts mitgenommen haben“, sagte ein Polizeisprecher. Statistiken des Bundeskriminalamtes (BKA) belegen unterdessen, dass bundesweit die Zahl der Fälle, in denen Geldautomaten gesprengt werden, wieder steigt.

In Magdeburg waren die Beamten zufällig in der Nähe, als gegen 3.15 Uhr der Alarm des Geldinstitutes und Anrufe von  aufgeschreckten Anwohner eingingen. Ein Beamter habe den Streifenwagen kaum verlassen gehabt, als erste Schüsse fielen, berichtete die Polizei. Ob beim folgenden Schusswechsel einer der Täter getroffen wurde, ist unklar. Trotz einer Großfahndung gelang es nicht, sie zu stellen. Die Unbekannten seien in einer dunklen Limousine sportlichen Typs geflohen, hieß es. Bis Heyrothsberge hätten die Verfolger dessen  Rücklichter gesehen, dann riss der Kontakt ab.

Der Sparkassenraum wurde durch die Detonation verwüstet. Türen und Fenster gingen kaputt, selbst Deckenplatten lösten sich. „Es sieht hier aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen“, sagte Polizeisprecher Andreas von Koß.

Die Polizei ist seit 2005 mit dem Phänomen befasst, dass Geldautomaten mit einem speziellen Gas-Luft-Gemisch gesprengt werden. Nach einem Rekord von 80 Fällen bundesweit im Jahr 2010 sank die Zahl laut BKA zunächst auf 38. In diesem Jahr wurden aber allein bis Mitte September 51 Fälle gezählt. Schwerpunkte sind Nordrhein-Westfalen  und Niedersachsen. Danach folgen  Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin mit je mehr als 30 Fällen seit 2005. Von Januar bis September dieses Jahres wurden in Sachsen-Anhalt fünf Fälle registriert. Allein im Süden waren es  bis heute vier - alle noch ungeklärt.

Unter den ermittelten Tätern sind in der Vergangenheit zwar auch italienische oder rumänische Banden gewesen, überwiegend hat es sich laut BKA aber bisher um Deutsche gehandelt. In Halle steht gerade ein Leipziger vor Gericht, der 2009 in Großkugel (Saalekreis) einen Automaten gesprengt und 165.000 Euro erbeutet haben soll. 

Inzwischen gibt es nach Angaben des Sicherheitsinstitutes VdS mehrere Hersteller, die sprengsichere Geldautomaten anbieten. Ganz billig sei das nicht, sagt ein Sprecher. Der Ostdeutsche Sparkassenverband macht keine Angaben dazu, wie viele Automaten bereits umgerüstet sind. Dafür, dass die Branche reagiert, könnte ein Detail sprechen: In den Anfangsjahren lag die „Erfolgsquote“ der Täter noch bei bis zu 57 Prozent. In diesem Jahr scheiterten sie in drei Viertel der Fälle.

Blaulicht an einem Einsatzfahrzeug der Polizei
Blaulicht an einem Einsatzfahrzeug der Polizei
dpa/symbol Lizenz