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Schienenverkehr Sachsen-Anhalt Schienenverkehr Sachsen-Anhalt: Harz-Elbe-Express bricht Versprechen

Von Hendrik Kranert 23.04.2008, 19:35

Magdeburg/MZ. - Ein Jahr lang fuhren die zusätzlichen 33 Zugbegleiter in den Zügen des Harz-Elbe-Express (Hex) - meist ältere Arbeitslose, die auf eine berufliche Zukunft hofften. "Dauerhafte Arbeitsverhältnisse" hatte der Geschäftsführer der Hex-Betreiberfirma Veolia Verkehr, Thomas Lange, versprochen und weitere Einstellungen in Aussicht gestellt. Statt dessen wurden nur 14 Mitarbeiter übernommen.

Der Frust unter den Entlassenen ist groß. Für die Betroffenen besonders bitter: Nach Auskunft der Arbeitsagentur Halberstadt bestehen kaum Vermittlungschancen. Veolia habe "Versprechungen in Größenordnungen gemacht und erklärt, die Zukunft der Angestellten sei für zehn Jahre gesichert", sagt der Sprecher der Bahngewerkschaft Transnet, Henning Lange. Für die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Undine Kurth aus Quedlinburg hat Veolia jedoch nicht nur ein Versprechen gebrochen, sondern sich einen "wettbewerbsverzerrenden Vorteil" mit Hilfe der Kundenbetreuer gegenüber der Bahn verschafft.

"Veolia kosteten die zusätzlichen Mitarbeiter - von Weihnachts- und Urlaubsgeld abgesehen - keinen Cent", sagt Kurth. Denn neben dem 40-prozentigen Eingliederungszuschuss, den die Arbeitsagentur zahlte, schoss das Land die übrigen 60 Prozent der rund eine Million Euro teuren Maßnahme zu.

Veolia hatte den Zuschlag für das Nordharz-Netz vor einem Jahr in einem Bieterverfahren erhalten und sich dabei gegen die Deutsche Bahn durchgesetzt. Die Bahn wollte im Nordharz - im Gegensatz zu Veolia - jeden Zug mit einem Schaffner besetzen.

In einem Schreiben an die betroffenen Mitarbeiter schiebt Veolia die Schuld für die Entlassungen der Arbeitsagentur zu: "Wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass die Agentur nicht in der Lage ist, über den Zeitraum der zwölf Monate hinaus das Projekt zu begleiten." Die Agentur weist dies zurück. Es sei in Gesprächen nie der Eindruck erweckt worden, eine Förderung über ein Jahr hinaus sei möglich, sagt Agentur-Sprecher Daniel König, der die Zusammenarbeit mit Veolia als "schwierig" beschreibt. Das Magdeburger Verkehrsministerium wollte sich am Mittwoch zu den Vorgängen noch nicht äußern. Veolia reagierte nicht auf eine Anfrage.