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Scharnhorstfest 2013 Scharnhorstfest 2013: Erlebbare Geschichte mit 200 Darstellern

Von Julia Reinard 06.05.2013, 09:16
Spergauer im Lützower Freikorps spielen im Biwak Karten.
Spergauer im Lützower Freikorps spielen im Biwak Karten. lisker Lizenz

Grossgörschen/MZ - Bei der französischen Einheit der Neunten Leichten Frankreichs kämpfen Deutsche. Auch Engländer, Franzosen und Russen. Genau das ist der größte Unterschied zwischen 1813 und 2013: Damals kämpften Preußen und Russen gegen Napoleon und die Rheinbundtruppen. Heute sitzen sie alle an einem Tisch. Einem hölzernen, denn etwas anderes darf im historischen Biwak nicht aufgebaut werden. Nur was es vor 200 Jahren gab, soll genutzt werden. Gefecht wie Leben sollen so authentisch wie möglich dargestellt werden.

Erlebbare Geschichte oder Re-Enactment wird das genannt, wenn Darsteller historische Figuren mit Leben erfüllen. Darin liegen Ansinnen und Reiz des Scharnhorstfests, das jetzt in Großgörschen begangenen wurde und dessen traditioneller Höhepunkt die Nachstellung der Schlacht vom 2. Mai 1813 am Sonnabend war.

Die Nachstellung unterscheidet sich von der früheren Schlacht, gibt es doch heute einen Ablaufplan, eine Art Drehbuch für das, was auf dem Feld geschieht. Die historische Nachstellung 200 Jahre nach dem wirklichen Kampf endet zwar mit dem gleichen Ergebnis: Die Truppen Kaiser Napoleons siegen. Aber wie sich die rund 2 000 Historiendarsteller auf dem Feld vor- und zurückbewegen sollen, das wurde abgesprochen.

Für den Plan gab es eine Stabsbesprechung, deren Ergebnisse als Vorgaben dann von Dienstgrad zu Dienstgrad nach unten durchgegeben wurden. Entsprechend empfinden das die Soldaten auf dem Feld: „Der Vorgesetzte hat uns zu sagen, was zu tun ist - dann klappt’s am besten“, sagt Jens Remler, der zwar in der Militärhistorischen Kommission für den grundlegenden Ablauf mitverantwortlich ist, der aber gleichzeitig als einfacher Soldat zur Neunten Leichten gehört und mit in der Schlacht steht.

Damit beim Gefecht alles klappt und die Befehle korrekt ausgeführt werden, üben er und seine Leute wie alle Gruppen vorher auf dem Gefechtsfeld. Ihr Sergeant - außerhalb der Uniform Engländer - gibt die Kommandos: „Premier rang!“ Die erste Reihe geht in Stellung. Er fordert mit französischen Ausdrücken, sie sollen anlegen und feuern. Remler und seine internationalen Mitstreiter wissen, was zu tun ist, die Ausdrücke stehen so im französischen Reglement dieser Zeit. Bei der Schlacht ist seine Truppe als eine der ersten auf französischer Seite auf dem Feld - und bewegt sich wie zuvor geübt.

Auch das Biwak gibt Einblicke ins Leben vor 200 Jahren. Ein Leben ohne Plastikflaschen und Filterzigaretten, ohne Autos, Handys und Strom. Dafür wird über Lagerfeuern Suppe gekocht und auf Stroh geschlafen. Eine russische Gruppe tanzt historische Tänze beim Manöverball, sie üben gemeinsam und verstehen sich über alle Sprachgrenzen hinweg.

Internationale Traditionsgruppen stellen das Geschehen vom 2. Mai 1813 auf dem Gelände nach, wo damals tatsächlich Kampfhandlungen stattfanden.
Internationale Traditionsgruppen stellen das Geschehen vom 2. Mai 1813 auf dem Gelände nach, wo damals tatsächlich Kampfhandlungen stattfanden.
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