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Hort im Dorf Wo sollen Grundschüler in Frose künftig betreut werden? Ausschuss des Stadtrats schaut sich Horte an

Von Regine Lotzmann 29.05.2020, 07:56
Die ehemalige Schule in Frose, in der sich noch der Hort befindet, soll verkauft werden. Wohin mit den Kindern, das ist aber die Frage.
Die ehemalige Schule in Frose, in der sich noch der Hort befindet, soll verkauft werden. Wohin mit den Kindern, das ist aber die Frage. Frank Gehrmann

Frose - Es war ein emotionaler Abend - mit aufgebrachten Zwischenrufen, lautem Beifall und ungewöhnlichen Wendungen. Am Ende gab es nämlich doch keinen Beschluss über die Zukunft des Froser Hortes. Denn die Mehrheit der Bildungsausschuss-Mitglieder war sich einig, dass sie erst noch mehr Informationen braucht.

Die Vorgeschichte für das Thema ist schnell erzählt: Nachdem die Froser Grundschule im Juli 2014 geschlossen wurde, nutzte nur noch der Hort das große Gebäude. Aus Konsolidierungsgründen soll die ehemalige Schule nun jedoch verkauft werden.

Als Alternativen für die Hortbetreuung standen bisher die Nutzung der Kindertagesstätte des Bendix-Stiftes und der Umzug der Froser Kinder in den Nachterstedter Hort zur Diskussion.

Kindertagesstätte im Dorf oder Betreuung in Nachterstedt als Alternativen

Während der Kindergarten aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche der Altersgruppen und aus Platzmangel gleich wieder aus dem Pool der Möglichkeiten herausgenommen wurde, gingen die Planungen in puncto Bendix-Stift voran. Offensichtlich gibt es hier nun wohl aber auch Probleme:

Eine Umnutzung des Gebäudes schraubt die Anforderungen an den Brandschutz herauf. Die Verwaltung rechnet dabei mit Kosten von 48.000 Euro. Zu viel Geld für die Stadt, die bereits im dritten Jahr keinen genehmigten Haushalt hat.

Von der dritten und der von der Kommunalaufsicht geforderten Möglichkeit - der Betreuung der Froser Grundschüler im Nachterstedter Hort - möchten die Eltern allerdings nichts wissen. Zahlreich nahmen sie an der Ausschusssitzung teil.

Dort erinnerten sie - unterstützt vom Froser Ortsbürgermeister Dieter Gleichner - daran, dass Verwaltung und Räte bei der Schulschließung versprochen hatten, wenigstens den Hort so lange im Ort zu halten, wie es den Bedarf dafür gibt.

25 von 45 Grundschülern aus Frose werden im Hort in Frose betreut

„Und den gibt es“, fand Gleichner. Denn von den 45 Froser Schulkindern, die nun in Nachterstedt die Grundschule besuchen, würden 25 die Hortbetreuung im Heimatort nutzen.

Durch eine Schließung des Froser Hortes sehen die Eltern große Schwierigkeiten auf sich und ihre Kinder zukommen. Welche, das konnten die Räte in einer von Ausschuss-Mitglied Mario Lange (BIG Seeland) beantragten Unterbrechung der Sitzung gleich persönlich von den Vätern und Müttern erfahren.

„Es ist nicht so, dass der Hort in Nachterstedt schlecht ist, natürlich würden sich die Kinder dort auch wohlfühlen“, erklärte Andrea Wilke, die stellvertretende Leiterin der Froser Kindertagesstätte. „Aber es geht die ganze Selbstständigkeit der Schüler verloren“, spricht sie von den sogenannten „Schlüsselkindern“, die am Nachmittag ganz allein und zu unterschiedlichen Zeiten nach Hause gehen dürfen. In diesem Alter ein wichtiger Schritt zum Selbstständig werden. „Von Nachterstedt aus ist das nicht mehr möglich.“

„Schlüsselkinder“ könnten vom Hort in Nachterstedt nicht mehr allein nach Hause

„Ganz wichtig ist das Hin und Her“, meinte auch Uwe Arendt, einer der anwesenden Väter. Natürlich würden Busse fahren, aber nur wenige und zu festen Zeiten. Für die Eltern, die ihre Kinder dann nach Nachterstedt fahren oder von dort abholen müssten, würde das mehr Zeit und Geld kosten und umständlich sein, befürchtete er.

Und meinte: „Da wird die Freiheit der Eltern genommen und die Freiheit der Kinder.“ Auch die Vereinsarbeit im Ort würde leiden, befürchtet Arendt, denn im Moment könnten die Kinder vom Hort aus selbstständig zum Training gehen.

Mit Blick auf die erst geschlossene Grundschule und die jetzige Diskussion um den Hort monierten die Eltern: „Irgendwie wird immer auf Kosten der Froser Kinder gespart.“

Die Ausschussmitglieder schlossen sich deshalb einem Antrag von Mario Lange an, der von Ausschusschef Tim Hase erweitert wurde. Demnach soll das Thema im nächsten Ausschuss erneut diskutiert werden. Bis dahin soll es einen Kostenvergleich und Vor-Ort-Besichtigungen beider Horte sowie Stellungnahmen der Leiterinnen und der Vorsitzenden des Kreiselternrates geben.

Zudem soll geprüft werden, ob es Fördermittel für die Ertüchtigung des Bendix-Stiftes geben könnte. Und auch eine von Gleichner ins Spiel gebrachte vierte Möglichkeit soll vorher noch unter die Lupe genommen werden. Er hatte den alten Speise- und Werkraum für die Hortbetreuung vorgeschlagen. Die notwendigen Renovierungsarbeiten würden die Eltern übernehmen. Und wenn die Schule verkauft sei, könnte von dem Erlös das Stift hergerichtet werden. (mz)