Weitere Gefahr für Bienen Weitere Gefahr für Bienen: Bakterien verstecken sich im importierten Honig

Könnern - Als ob die Bienen nicht schon mit genug Widrigkeiten zu kämpfen hätten. Monokulturen, Flächenverbrauch, Pestizide oder ein Parasit namens Varroamilbe haben den Honigbienen in den vergangenen Jahren arg zugesetzt. Jetzt wurde eine weitere Gefahr bekannt: die amerikanische Faulbrut.
Bakterien befallen die Brut
„So neu ist diese Krankheit gar nicht“ weiß Heiko Wesche, Imker und Bienensachverständiger des Landes. Es gebe zwei Arten der Faulbrut, erklärt er. Die europäische Faulbrut, die in Deutschland und den Nachbarländern allerdings kaum eine Rolle spiele, und die bösartige oder amerikanische Faulbrut. Diese könne immensen Schaden anrichten, erklärt Heiko Wesche.
Dabei handele es sich um eine bakterielle Erkrankung, welche die Bienenbrut befalle und die Bienenlarve zum Absterben bringe. Der komplette Nachwuchs im Stock sei also gefährdet, informiert der Imker.
Eingeschleppt wird der Erreger, wie der Name schon sagt, meist aus Amerika. Sowohl aus Nord- als auch aus Südamerika. Das Bakterium verstecke sich im importierten Honig, berichtet Heiko Wesche.
Einheimischer Honig ist sicher
Während sich Kunden beim Kauf von Honig von heimischen Imkern sehr sicher sein können, dass es sich um ein qualitativ hochwertiges und sauberes Produkt handele, ist das bei Billighonig oft nicht der Fall, weiß er. Proben hätten bewiesen, dass Faulbruterreger in importiertem Honig enthalten sein können. Der Erreger sei zwar für den Menschen völlig ungefährlich, nicht aber für die heimischen Bienen.
Das Problem sei der Resthonig in den fast leeren Gläsern. Werden diese weggeworfen, riechen die Bienen die Honigreste an den Glasscherben, nehmen ihn auf und tragen so den Erreger in den eigenen Bienenstock. Deshalb sei es wichtig, die Gläser vor dem Wegwerfen gründlich auszuspülen, so Heiko Wesche.
„Die Kunden sollten schon darauf achten, was sie einkaufen“
Noch besser sei es natürlich, auf deutschen Honig zurückzugreifen. Aus mehreren Gründen. In anderen Weltregionen wisse man natürlich um das Problem der Faulbrut. Deshalb komme dort in den Bienenstöcken Antibiotika zum Einsatz. Zum Beispiel in Argentinien, Brasilien, Mexiko, aber auch in der Ukraine oder in China, so der erfahrene Imker. In Deutschland hingegen sei das strengstens verboten. „Die Kunden sollten schon darauf achten, was sie einkaufen“, sagt Wesche.
Wenn auf dem Honigetikett stehe „Mischung aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“, könne er von sonst woher kommen, erklärt er. Die Gefahr, dass das Produkt erstens Antibiotikarückstände und zweitens Faulbruterreger enthalte, sei dann definitiv gegeben, weiß er.
Ein Bienenstock von deutschen Imkern, der vom Faulbruterreger befallen ist, sei nur mit großem Aufwand und nur im frühen Krankheitsstadium zu retten, so Heiko Wesche. Da Antibiotika verboten seien, müsse die komplette Bienenbehausung mit 120 Grad heißer Natronlauge bei zwei Bar Druck gereinigt werden. Während der Reinigung müssen die Tiere drei Tage lang in einen sauberen Bienenstock umziehen, erklärt er. „Das ist eine Materialschlacht sondergleichen“, sagt der Imker, der in Könnern selbst 30 Bienenvölker besitzt.
Biene ist das drittwichtigeste Nutztier
Er bricht eine Lanze für die heimischen Bienenvölker. Die Biene sei nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier in Deutschland weiß er. „In Geld umgerechnet erwirtschaften die Tiere durch ihre fleißige Arbeit jährlich einen Nutzen im Wert von 3,8 Milliarden Euro“, rechnet Heiko Wesche vor. Die Bienen hätten es allein deshalb verdient, mehr Schutz und Beachtung zu finden, sagt er.
In den vergangenen Jahren habe bereits ein Umdenken eingesetzt, so seine Erfahrungen. Viele Landwirte sind sich des Nutzens der Bienen bewusst und hätten an vielen Stellen Blühflächen eingerichtet. Aber auch jeder Einzelne könne etwas für die Bienen tun, sagt er.
„Jeder blühende Balkonkasten hilft“, weiß er. In den Gärten solle nicht nur Rasen gedeihen, sondern auch Platz für Blumen sein. Er empfiehlt vor allem das Aussäen heimischer, bienenfreundlicher Blumen wie Krokusse, Ringelblume, Kornblume oder Phacelia. „Mit Geranien oder Petunien und so mancher exotischen Pflanze können die Bienen hier in der Region nichts anfangen, gibt er zu bedenken. (mz)