MZ-Interview Was Könnerns neuem Rathauschef besonders am Herzen liegt
Martin Zbyszewski will die Nähe zu den Einwohner suchen.

Könnern/MZ - Am 6. März wurde der 32-jährige Martin Zbyszewski zum neuen Bürgermeister der Stadt Könnern gewählt. Mit dem jüngsten Stadtoberhaupt im Salzlandkreis kam MZ-Mitarbeiter Carsten Roloff ins Gespräch.
Ihr größter persönlicher Erfolg liegt gut zwei Wochen zurück. Wie verliefen die vergangenen Tage?
Martin Zbyszewski: Vieles ist im Februar im beruflichen und familiären Umfeld wegen des Wahlkampfes liegen geblieben. So muss ich in meiner Tätigkeit als Verwaltungsfachangestellter der Gemeinde Petersberg mit Sitz in Wallwitz einen Fördermittelantrag für den Neubau des Feuerwehrhauses in Kaltenmark so schnell wie möglich auf den Weg bringen. Auch daheim versuche ich, viel Zeit mit der Familie zu verbringen. Das wird nicht immer so gelingen, wie ich es mir vorstelle. Aber ich habe von meiner Lebensgefährtin Isabell Rückendeckung. Ohne sie wäre ich nicht in der Lage, die bevorstehenden Aufgaben zu bewältigen.
Welche Dinge liegen Ihnen dabei besonders am Herzen?
Auf jeden Fall werde ich die Nähe zu den Menschen suchen und ihnen als Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Außerdem habe ich vor, bei so vielen Ortschaftsratssitzungen wie möglich noch in diesem Jahr persönlich anwesend zu sein. Die geringe Wahlbeteiligung von nur 28 Prozent hat mich schon sehr erschrocken. Es ist bedauerlich, dass so wenige Leute Interesse daran haben, wer an der Spitze der Stadt steht. Ich will transparent agieren und alles daran setzen, die Menschen für die Einheitskommune zu begeistern.
Hatten Sie Zeit, sich mit Ihrem Vorgänger Mario Braumann an einen Tisch zu setzen?
Direkt an einen Tisch haben wir uns noch nicht gesetzt. Wir haben jedoch vor kurzem bei der Besichtigung der neuen Feuerwehr in Könnern ein paar Absprachen hinsichtlich des groben Fahrplans der Übergabe und der Einarbeitungszeit getroffen. Im April werde ich mich langsam mit den Amtsgeschäften vertraut machen und mich einmal in der Woche mit Mario Braumann absprechen.
Gibt es Dinge, die Sie ab 1. Juli anders anpacken wollen, als der Amtsinhaber?
Sicherlich habe ich andere Ideen als mein Vorgänger. Ich möchte die Verwaltung digital aufrüsten und die Internetpräsenz der Stadt verbessern. Die Homepage muss moderner und aktueller werden, damit wir mehr junge Leute zu erreichen. Ich bin als Stadtrat bei Facebook aufgetreten und werde das als Bürgermeister auch tun, um die Menschen mitzunehmen.
Welche Vorhaben wollen Sie 2022 unbedingt umsetzen?
Mein Kernthema ist die Budgetierung der Ortschaftsräte. Jeder Ortschaftsrat erhält gemessen an der Einwohnerzahl ein Budget in Höhe von sechs Euro pro Einwohner. Diese Mittel können die Räte selbst verplanen. Im Haushalt schlägt sich dies beim Ausgabeposten mit einem Gesamtvolumen von etwa 40.000 Euro nieder. Dies wird auch in anderen Kommunen bereits so praktiziert. Ich habe mich da am Beispiel der Stadt Zerbst orientiert.
Welche Probleme belasten Könnern am meisten?
Der Haushalt und die fehlenden Bauflächen. Hinzu kommt die Wohnungsknappheit. Es gibt zwar Leerstand, aber der ist nicht mehr modern genug, um langfristig das Interesse von potenziellen Mietern zu wecken. Wir können als Stadt nicht investieren, sondern nur die Sache in die richtige Richtung steuern. Deswegen war es unheimlich wichtig, dass wir mittels eines Stadtratsbeschlusses einen Großteil der bisher in Besitz der Kommune befindlichen Gebäude an die BWG überschrieben haben. Aber vieles steht und fällt mit der Genehmigung unseres Haushalts für 2022.
Ihr Ehrenamt beim Sport wollten Sie bei erfolgreicher Wahl ruhen lassen. Wer steht demnächst an der Spitze des TuS Bebitz?
Ich werde den Vorsitz, den ich zwölf Jahre innehatte, wie im Vorfeld der Wahl versprochen, niederlegen. Bei unserer Mitgliederversammlung im Sommer werde ich meinen bisherigen Stellvertreter Martin Stadie als meinen Nachfolger vorschlagen. Wenn es die Zeit erlaubt, werde ich mich trotzdem auf dem Sportplatz blicken lassen, bleibe Mitglied und werde den TuS weiterhin unterstützen.
Wie sehen Ihre bisherigen Kollegen ihren nahenden Abschied aus Wallwitz?
Mit einem lachendem und einem weinenden Auge. Meine Kollegen haben sich über meinen Erfolg bei der Bürgermeisterwahl in Könnern gefreut. Allerdings haben sie auch meine Arbeit geschätzt.