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Verfolgungsjagd in Könnern Verfolgungsjagd in Könnern: Raser flieht im Rausch

Von Susanne Schlaikier 25.02.2016, 10:06
An einem Teich in Wiendorf endet die Fahrt mit dem Audi.
An einem Teich in Wiendorf endet die Fahrt mit dem Audi. Engelbert Pülicher

Könnern/Wiendorf - Das ehemalige Ofenwerk in Könnern ist der Polizei als Umschlagplatz für Drogen bekannt. Da schauen die Beamten dann auch immer etwas genauer hin. So auch am Dienstagabend: Es ist gegen 19 Uhr, als ein Audi vom Gelände des Ofenwerkes rollt. Die Polizeibeamten eines Streifenwagens, die gerade in der Nähe sind, wollen das Auto kontrollieren. Sie fordern den 18-jährigen Fahrer mit der Leuchtschrift „Stop Polizei“ und später Blaulicht und Sirene auf, anzuhalten. Doch der junge Mann drückt aufs Gaspedal und liefert sich eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei durch Könnern, die schließlich im rund sechs Kilometer entfernten Wiendorf endet. Kurz zuvor hatte er noch das Licht des Autos ausgeschaltet und versucht, über einen Feldweg zu flüchten. „Das Fahrzeug prallte gegen eine Böschung, drei Insassen verließen das Auto“, heißt es von Polizeisprecher Mario Kopitz. Den Fahrer und eine 15-jährige Beifahrerin konnten die Beamten fassen, ein weiterer Mitfahrer ist entkommen. Verletzt wurde bei dem Crash niemand.

Warum der junge Mann flüchtete, stellt sich schnell heraus: Der 18-Jährige, der aus einem Könneraner Ortsteil kommt, hat keinen Führerschein - und er hatte Drogen konsumiert, genauer gesagt: Crystal Meth. Obendrein war der Audi, mit dem er unterwegs war, nicht pflichtversichert und sollte still gelegt werden. Auf der Verfolgungsjagd habe der junge Mann, der bisher noch nicht durch Drogendelikte aufgefallen ist, mehrfach die Vorfahrt missachtet und sei mit „erheblich erhöhter Geschwindigkeit“ durch die Ortschaften gerast. Dass keine Unbeteiligten zu Schaden gekommen sind, sei ein großes Glück, so Kopitz. Es komme immer wieder mal vor, dass Autofahrer eine Kontrolle umgehen wollen, sagt Kopitz. „Verfolgungsjagden sind jedoch relativ selten.“ Genaue Zahlen, über die Entwicklung von „Drogenfahrten“ in den vergangenen Jahren konnte Kopitz leider nicht nennen. Zumindest aber sei aus seiner Sicht keine steigende Tendenz zu erkennen.

Melanie Leppeck hat immer wieder mit Menschen zu tun, die sich trotz Drogenkonsums ans Steuer setzen. Leppeck ist Sozialpädagogin und in der Drogenberatung bei der AWO in Staßfurt tätig. Sie weiß daher um die Wirkung von Drogen. Nach der Einnahme von Crystal hätten die Konsumenten ein übersteigertes Selbstbewusstsein. Das führe aber auch dazu, dass sie „ein hoch risikoreiches Verhalten an den Tag legen“. Sie könnten Situationen nicht mehr richtig einschätzen, weil ihre Wahrnehmung falsch ist. Sie hätten das Gefühl, alles im Griff zu haben. „Dass sie dabei andere in Gefahr bringen, ist ihnen nicht bewusst“, sagt Leppeck. Die Konsumenten würden sich keine Gedanken um die Folgen ihres Handels machen. Und es sei keineswegs ungewöhnlich, das Menschen, die Crystal Meth konsumiert haben, übermäßig reagieren - in diesem Fall eben die Flucht mit überhöhter Geschwindigkeit vor der Polizei.

Gegen den 18-jährigen Audi-Fahrer wurde indes ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sozialpädagogin Melanie Leppeck weiß, dass die Schwierigkeiten für den 18-Jährigen erst jetzt beginnen. Sollte er einmal tatsächlich den Führerschein machen wollen, müsste er mit Sicherheit eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung („Idiotentest“) absolvieren. Außerdem würde sich diese Geschichte mit Sicherheit negativ auf eine mögliche Ausbildungs- oder Arbeitssuche auswirken, berichtet sie aus ihren Erfahrungen.