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SV Anhalt Bernburg SV Anhalt Bernburg: Halbjahr in Schlagzeilen

Von Tobias Grosse 21.12.2016, 16:16
Der ungarische Linkshänder Gabor Pulay (links), der zu den besten Schützen der Liga gehört.
Der ungarische Linkshänder Gabor Pulay (links), der zu den besten Schützen der Liga gehört. Harloff

Bernburg - Der Sportverein Anhalt Bernburg hat die abgelaufene Hinrunde in der 3. Liga Nord am vergangenen Wochenende als Tabellensechster beendet. Ein Erfolg, der so vor der Saison nicht zu erwarten war. Im letzten halben Jahr gab es für den SVA aber trotz der vielen Höhen auch einige Tiefen. Das Ziel, sich nach dem großen Umbruch im vergangenen Sommer sicher zu platzieren und nicht in den Verdacht zu geraten, etwas mit dem Abstieg zu tun zu haben, wurde am Ende aber souverän erfüllt. Doch es sah nicht immer so aus. Die MZ blickt auf einige Schlagzeilen des Halbjahres, und so auf die Hinserie Bernburgs zurück.

„Tolles Spiel am falschen Ort“

Noch bevor der SV Anhalt in die Vorbereitung startet, wird die erste Runde des DHB-Pokals ausgelost. Bernburg bekommt dabei mit dem Bundesligisten SC DHfK Leipzig einen attraktiven Gegner zugelost. Die Krux allerdings: Die erste Runde wird seit einem Jahr in einem Vierer-Turnier ausgespielt und das Recht zur Ausrichtung ging an den Zweitligisten TUSEM Essen. „Wir fahren fast 900 Kilometer für ein Spiel, das ist eine ärgerliche Konstellation“, sagte Enrico Nefe, der Sportliche Leiter damals.

„Mit 23 schon alt“

Mitte Juli startet der SVA mit einem jungen Kader in die Vorbereitung. Beleg dafür: Im Fußballspiel beim Trainingsauftakt muss Gabor Pulay, der eine Woche zuvor 23 Jahre altgeworden war, beim „Team alt“ spielen. Auch der neue Coach Armands Uscins war unerfahren, hatte vorher nur Sachsen-Anhalt-Ligist SG Kühnau trainiert. Er sprach aufgrund des Durchschnittsalters von nicht einmal 23 Jahren und seines eigenen Sprungs von Liga fünf in Liga drei von Chance und Risiko zugleich. „Aber im Leben gibt’s immer irgendwo Chance und Risiko.“

„Nicht von heute auf morgen“

Der SV Anhalt Bernburg nahm Anfang August am MBS-Cup des Liga-Rivalen Oranienburg teil und belegte am Ende Platz fünf. Trainer Uscins war noch nicht ganz zufrieden mit dem Auftritt seines Teams. Aber auch nicht gänzlich unzufrieden. Er beschwichtigte, dass es gewisse Zeit dauer würde, die neu zusammengestellte Mannschaft zu formen. Und: „Es ist schwer zu sagen, wie lange wir brauchen“, gab er zu. Auf seinen Ex-Coach Christian Pöhler, der das Turnier mit seinem neuen Verein Elbflorenz Dresden gewann, traf der SVA nicht.

„Ironische Botschaft“

Ende August verliert Bernburg seine Erstrundenpartie im DHB-Pokal gegen Bundesligist DHfK Leipzig in Essen deutlich mit 21:38. Anhalt hatte zu keiner Zeit eine echte Chance gegen das Team von Trainer Christian Prokop. Die Verantwortlichen nahmen es aber mit einer gewissen Portion Humor und Ironie. Denn auf der Facebook-Seite des Handballfördervereins des SVA tauchte während des Spiels ein Bild auf, auf dem die Anzeigetafel zu sehen war. Die Uhr zeigte knapp über dreieinhalb gespielte Minuten an und einen Spielstand von 2:1 für Leipzig. Garniert mit der dazugehörigen Botschaft: „Die Sensation liegt in der Luft.“

„Nur eine fehlende Eigenschaft“

Anhalt verlor zum Saisonauftakt beim Zweitliga-Absteiger und Aufstiegskandidaten HSG Norderstedt Henstedt-Ulzburg mit 26:29, hatte sich dabei allerdings gut verkauft. Trotz einer durchwachsenen Vorbereitung. „Ich wusste, dass die Mannschaft das kann“, sagte Trainer Uscins, schob aber auch nach: „Dass sie es jetzt schon zeigt, damit habe ich nicht so gerechnet.“ Was dem unerfahrenen Anhalt-Team jedoch fehlte: „Wir waren nicht clever genug“, so Uscins.

„Kurz und knapp: erschossen“

Nach vier Spielen stand der SV Anhalt mit zwei Heimsiegen und zwei Auswärtsniederlagen da. Am fünften Spieltag kam dann er TSV Altenholz in die Hinz-Halle - und verpasste Bernburg die wohl härteste Klatsche der Saison. 23:37 unterlag Uscins’ Team dem TSV und wurde vor allem von dessen starken Rückraum mehr oder weniger erschossen. Und zur schmerzhafter Niederlage kamen auch noch Worte, die wie ein Stich ins Herz eines jeden Anhalt-Spielers gewirkt haben mussten. Altenholz’ bester Werfer Sebastian Firnhaber sagte nach der Partie: „Wir haben es uns hier sehr viel schwerer vorgestellt.“

„Das andere Gesicht“

Eine Woche nach dem Debakel gegen Altenholz zeigte Bernburg ein vollkommen anderes Gesicht. Das Team gewann mit 23:21 beim Oranienburger HC, der zuvor acht Monate in Folge kein Heimspiel verloren hatte. Zeitweise hatte der SVA sogar mit acht Toren geführt. Was nach dem schwachen Spiel gegen Altenholz passiert war? „Wir haben vor allem über die Einstellung gesprochen“, erklärte Kapitän Steffen Cieszynski. Auch Trainer Armands Uscins erfüllte die gezeigte Leistung mit Stolz. „Die kämpferische Leistung, vor allem in der Abwehr, war überragend. So wünsche ich mir das immer.“

„Erfolgsfaktor Einstellung“

Vier Partien blieb der SV Anhalt Bernburg zwischen dem sechsten und neunten Spieltag ungeschlagen, feierte dabei drei Siege. Aus den Sorgen nach der Altenholz-Partie wurde zwar keine Euphoriewelle, aber ein ruhiges Fahrwasser allemal. Die Gründe für die Serie waren vielschichtig. Das Team hatte vor allem seine Einstellung verbessert. Zudem hatte sich die Abwehr gesteigert, weil die Spieler mit zunehmender Zeit immer besser zusammenarbeiteten. „Wir sind zusammengewachsen“, befand daher Sommer-Neuzugang Marcel Popa.

„Schwäbische Verstärkung“

Vor dem Spiel bei den Mecklenburger Stieren in Schwerin konnte der SVA noch einmal Verstärkung vermelden. In der Woche vor dem Auswärtsspiel unterschrieb der 20-jährige Rückraumspieler Marc Godon einen Vertrag über anderthalb Jahre bis Sommer 2018. Godon kam aufgrund eines in Magdeburg neu begonnenen Studiums vom HC Oppenweiler/Backnang aus der 3. Liga Süd - und war schnell glücklich in seiner neuen handballerischen Heimat. „Es erinnert mich sehr an meinen Ex-Verein“, so Godon damals, „das ist wirklich super.“

„Warmer Applaus“

Bernburg verabschiedete sich am vergangenen Sonnabend zwar mit einer klaren 27:34-Heimniederlage gegen den VfL Potsdam in die kurze Weihnachtspause. Dennoch gab es aber nach dem Spiel anerkennenden Beifall von den Zuschauern auf den Rängen. Es war noch einmal ein Zeichen für eine gute Hinrunde, die noch im Sommer vom SV Anhalt so nicht zu erwarten war. Was auch Enrico Nefe noch einmal explizit herausstellte. „Wir haben fast das Maximum herausgeholt“, sagte der Sportliche Leiter. (mz)