1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Salzlandkreis
  6. >
  7. SV 09 Staßfurt : SV 09 Staßfurt: Wie der Verein aus der Fußball-LAndesklasse aufsteigen will

SV 09 Staßfurt  SV 09 Staßfurt: Wie der Verein aus der Fußball-LAndesklasse aufsteigen will

Von Tobias Grosse 13.10.2016, 16:33
Michael Schmidt (rot, hier in einem Vorbereitungsspiel gegen Askania Bernburg II) ist eine Art Königstransfer des SV 09 Staßfurt. Schmidt kam vom Oberligisten Askania Bernburg.
Michael Schmidt (rot, hier in einem Vorbereitungsspiel gegen Askania Bernburg II) ist eine Art Königstransfer des SV 09 Staßfurt. Schmidt kam vom Oberligisten Askania Bernburg. Archiv/Brückner

Aschersleben - Bescheiden sollte er sein, der erste Auftritt. Als Jens Liensdorf vom monoton klingenden Kommentator am Rande des Trainingsstarts gefragt wurde, wie er zu der Zielstellung Aufstieg stehen würde, wiegelte der neue Trainer des SV 09 Staßfurt ab. „Das haben wir nicht als Zielstellung ausgegeben“, sagte er, „das kommt von Außen.“ Es gäbe andere Ziele. Zum Beispiel: „Die gute Nachwuchsarbeit weiter fördern“, so Liensdorf. Aber klar: „Wenn man im letzten Jahr Platz vier erreicht hat, dann wollen wir in diesem Jahr unter die ersten Drei einfahren.“

Wider besseren Wissens war der Auftritt aber trotz der zurückhaltenden Aussagen nicht ganz so bescheiden. Denn welche andere Landesklasse-Mannschaft kann schon von sich behaupten, einen eigenen Kanal auf dem Internet-Videoportal YouTube zu haben?

Start in eine neue Ära

Der SV 09 Staßfurt hat seit Saisonbeginn so einen Kanal. Es kommt etwas hochtrabend daher, wird jedoch scheinbar gut genutzt. Spielzusammenfassungen werden dort veröffentlicht, und auch beim Trainingsstart im Juli war „09-TV“ dabei. Und eben das war vielleicht nicht nur der gewöhnliche Start in eine neue Saison - sondern sogar in eine neue Staßfurter Fußball-Ära?

Der SV 09 Staßfurt hat eine große Vergangenheit. Der Verein war aufgrund seiner hervorragenden Jugendarbeit lange Zeit einer der erfolgreichsten in der Region. Von 2006 bis 2011 spielte er - allerdings mit einjähriger Unterbrechung in der Saison 2009/10 - in der Verbandsliga. In der Spielzeit 2007/08 stellte Staßfurt mit Matthias Härtl sogar den Torschützenkönig in der höchsten Liga Sachsen-Anhalts.

Doch nach dem Abstieg im Jahr 2011 waren diese Zeiten ziemlich schnell vorbei. Ein Jahr in der Landesliga noch einmal auf Platz fünf, 2013 aber folgte schon der nächste Abstieg. Und die Tristesse begann. Platz neun und sieben in der Landesklasse, in der vergangenen Saison Rang sechs zur Winterpause. Mittelfeld, mehr nicht.

Dann jedoch begann etwas, was man „die große Heimkehr“ nennen könnte. Benjamin Kollmann (Askania Bernburg II), Stefan Stein (Edelweiß Arnstedt) und Markus Müller (SV Förderstedt) machten den Anfang. Sie kehrten zu ihrem Heimatverein zurück, nachdem sie über Jahre in der Verbands- und Landesliga gespielt hatten. Mit dem Trio, das allein in der Rückrunde zusammen noch 34 Tore erzielte, wurde Staßfurt am Ende Vierter und gewann neun von 13 Partien. Der SV 09 machte schon da klar, welche Möglichkeiten da sind, wenn man Früheres mit Heutigem bündelt.

Früheres. Ein guter Ansatz. Denn im Sommer ging die Rückkehr Ehemaliger weiter. Matthias Nagel und Tobias Witte (beide Arnstedt), Maximilian Moye (Askania II), Martin Stille (Förderstedt) und Kai Hänsch vom SV Lok Aschersleben kehrten ebenfalls zu ihrem Heimatclub zurück. Und auch Trainer Liensdorf (Förderstedt), der für 09 früher in der Verbandsliga gespielt hatte, war wieder da. Zudem kam mit Michael Schmidt noch eine Art Königstransfer. Der 32-Jährige war zehn Jahre Kapitän des TV Askania Bernburg, schaffte mit dem Verein den Sprung in die Oberliga.

Wie viel fußballerische Qualität Jens Liensdorf vor allem in der Offensive um sich scharen kann, belegt die Tatsache, dass Kai Hänsch, der über zweieinhalb Jahre Stammspieler und Leistungsträger (19 Tore in 68 Spielen) in Aschersleben war, in dieser Saison noch keinen einzigen Einsatz im Landesklasse-Team vorzuweisen hat. Und auch am Sonnabend, wenn Hänschs Ex-Verein, der SV Lok, um 15 Uhr im Staßfurter Stadion der Einheit gastiert, wird der 23-Jährige wohl keine Rolle in Liensdorfs Plan spielen.

Kann. Wird. Muss?

Bisher hat der SV 09 Staßfurt auch so alle seiner sechs Spiele gewonnen und steht an der Tabellenspitze. Es zeichnet sich das ab, was zu erwarten war: Dass das Team mit dieser Qualität ganz oben landen kann, wahrscheinlich landen wird, vielleicht sogar landen muss?

Denn auch Jens Liensdorf traut sich langsam, das Thema Aufstieg offensiver zu betrachten. Nach dem letzten Punktspiel gegen den Vierten Eintracht Osterwieck (3:1) sagte der Trainer gegenüber der Volksstimme: „Ich schaue auch schon ans Ende. Wir können jetzt die Weichen stellen, wenn wir weiter so punkten.“ Er hat das Wort Aufstieg dabei nicht ausgesprochen, es aber sehr wahrscheinlich gemeint. (mz)