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Hochwasserschutz Straßenneubau neben dem Lindendamm bei Nienburg

Für 2,1 Millionen Euro wird die Landesstraße 73 zwischen den Abzweigen Wedlitz und Gerbitz/Grimschleben umverlegt und die alte Fahrbahn zum Radweg.

Von Torsten Adam 21.03.2022, 16:48
Wechselberger (von links), Markus Bauer und Michael Schanz schauen sich mit Nienburgs Bürgermeisterin Susan Falke vor Ort die Planungen für die Umverlegung der Landesstraße 73 direkt neben den Lindendamm an.
Wechselberger (von links), Markus Bauer und Michael Schanz schauen sich mit Nienburgs Bürgermeisterin Susan Falke vor Ort die Planungen für die Umverlegung der Landesstraße 73 direkt neben den Lindendamm an. Adam

Nienburg/MZ - Lange hat es gedauert, jetzt gibt es für ein kniffliges Problem eine Lösung: Die Landesstraße 73 zwischen den Abzweigen Wedlitz und Grimschleben, der sogenannte Nienburger Lindendamm, erhält eine neue Trassenführung. Sie verläuft nördlich direkt neben der bisherigen Fahrbahn auf dem Hochwasserschutzdamm. Dort sollen nach Fertigstellung des Vorhabens Radler fahren. Das Land investiert rund 2,1 Millionen Euro.

Nach acht Jahren liegt der Ball im Tor

Landrat Markus Bauer (SPD) erinnert sich noch genau an jenen Ortstermin vor knapp acht Jahren. Nach der verheerenden Flutkatastrophe im Juni 2013 hatte er Umweltminister Hermann-Onko Aeikens (CDU) nach Nienburg gebeten, um endlich eine Lösung herbeizuführen. Die Krux: Der rund 900 Meter lange Damm ist nicht als Hochwasserschutzanlage eingestuft, weil auf einer solchen kein Verkehr fließen darf. Bereits seit 1992 hatte sich die Saalestadt vergeblich um die Beseitigung dieser Schwachstelle bemüht. Bei den Hochwassern 2011 und 2013 war der Lindendamm derart aufgeweicht, dass die Straße für den Verkehr gesperrt werden musste. Das für die Straße zuständige Landesverkehrsministerium und das für den Flutschutz verantwortliche Umweltministerium spielten sich den Ball hin und her. Aeikens wollte sich da gern als Mittelstürmer versuchen und kündigte an: „Wir wollen mal sehen, ob wir den Ball ins Tor kriegen.“ Der Minister ist längst nicht mehr im Amt, aber die Kugel liegt jetzt endlich im Netz.

Es war wegen der Zuständigkeit und der technischen Lösung nicht einfach.

LSBB-Regionalbereichsleiter Michael Schanz

„Es war wegen der Zuständigkeit und der technischen Lösung nicht einfach“, sagte Michael Schanz, Regionalbereichsleiter West der Landesstraßenbaubehörde (LSBB), am Montag bei einem Pressetermin. Unter seiner Regie wird bis August 2023 die Straße auf rund 1,3 Kilometern Länge neu gebaut - in etwa auf dem Niveau des Ackers. Schanz ist froh, dass eine erfahrene und kompetente Firma, die auch die benachbarten Straßenvorhaben von Solvay ausführt (die MZ berichtete), die Ausschreibung gewonnen hat. Die Investitionskosten von 2,1 Millionen Euro stammen aus dem Hochwasserhilfsfonds des Landes. Die Umverlegung der L 73 neben den Lindendamm sei das allerletzte Projekt zur Flutschadensbeseitigung im Regionalbereich West der LSBB. Zuvor habe die Einheitsgemeinde Nienburg unter anderem vom 5,7 Millionen Euro teuren Ersatzneubau der Bodebrücke Neugattersleben profitiert.

Amphibien und Archäologen

Die vorbereitenden Arbeiten am Lindendamm wie archäologische Grabungen und der Amphibienschutz laufen seit vier Wochen. Wenn sie fertig sind, rollen die Bagger an. Dann wird die Kreuzung als Verbindung der Landesstraßen 73 und 150 sowie der Kreisstraße 2101 nach Nordosten verlegt. Dabei wird auch die Anliegerstraße im Nienburger Ortsteil Waldfrieden mit der Landesstraße verbunden und ein ländlicher Weg verlängert. Eine Sperrung der L 73 ist wahrscheinlich erst notwendig, wenn die Anbindungen der neuen an die alte Trasse erfolgen, so Schanz.

Radweg über Damm und Feldweg bis nach Gerbitz

Welche Instandsetzungen am Lindendamm selbst noch notwendig sind, damit er seine Hochwasserschutzfunktion erfüllt, liegt laut Tilo Wechselberger, Fachdienstleiter für Kreis- und Wirtschaftsentwicklung und Tourismus, dann in der Verantwortung des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft. Mit der zum Radweg umfunktionierten Fahrbahn werde eine Infrastruktur-Lücke zwischen Nienburg und Gerbitz geschlossen. „Das war uns ein großes Anliegen. Diese Region wurde sonst etwas stiefmütterlich behandelt“, so Wechselberger. Über einen parallel zur L 150 führenden Feldweg, der im Rahmen des Solvay-Ausbauprogramms asphaltiert werden soll, wird der Radweg nach Gerbitz fortgeführt.