Kriminalität Schutz vor Kriminalität: Pensionierter Polizist Lothar Schirmer berät Senioren in Plötzkau

Plötzkau - Sie sind in der Regel das bevorzugte Opfer von raffinierten Betrügern. Gerade die älteren Menschen sind anfällig dafür, aus reiner Nächstenliebe und ohne großes Nachfragen in Not geratenen Mitmenschen oder angeblichen Verwandten höhere Geldbeträge zu überlassen.
Die Kohle sind sie los, der Kriminelle zumeist über alle Berge verschwunden. Der Kirchenkreis Bernburg West lud seine Mitglieder zu einem regionalen Seniorennachmittag ins „Haus der Vereine“ nach Plötzkau ein, bei dem diese miesen Maschen im Mittelpunkt standen.
Pfarrerin Renate Lisock lud pensionierten Kriminalpolizisten ein
„Ich versuche zu dieser Veranstaltung immer ein interessantes Thema zu finden. Lothar Schirmer habe ich bereits vor mehr als einem Jahr für diesen Tag gebucht“, erzählte Pfarrerin Renate Lisock, die selbst einmal Betrügern auf den Leim gegangen war und dabei auch einen hohen dreistelligen Beitrag verlor.
Lothar Schirmer hat von 1970 bis zum Jahr 2010 als Kriminalist in Magdeburg gearbeitet. Nach seiner Rente konnte er die Polizeiuniform nicht so ohne weiteres in den Schrank hängen und baute eine Präventionsgruppe auf, die aus älteren erfahrenen Experten besteht.
Lothar Schirmer ist in Radio und Fernsehen präsent
Der ehemalige Kriminalrat ist seit Anfang der 1990er Jahre regelmäßig mit eigenen Sendungen im Rundfunk und im Fernsehen präsent und war gern gesehener Gast bei „Kripo live“ oder im „Riverboat“.
„Ich bin immer noch mit Leib und Seele Kriminalist und will die Menschen vor Schaden bewahren. Die Dinge, über die ich berichte, sind wirklich passiert“, erzählte der Magdeburger, der seine in 40 Jahren gesammelten Erfahrungen in dem im November 2017 erschienenen Buch „Die Tricks der Ganoven und Gauner“ zusammengefasst hat.
Ehemaliger Polizist berichtet der Senioren von Kriminalfällen
Dort sind 199 authentische Fälle aufgelistet, von denen er einige mit einem Augenzwinkern beim regionalen Seniorennachmittag im voll besetzten Saal des Plötzkauer „Haus der Vereine“ zum Besten gab.
Dem Publikum schilderte der Experte mehrere Varianten, wie die Betrüger den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen können und konnte seine Thesen sogar mit Filmaufnahmen stützen.
Die Mitleidsmasche ist neben dem Enkeltrick eine der beliebtesten Methoden. Eine Person läuft mit der Spendenbüchse durch die Straßen und sammelt angeblich Geld für verarmte Kinder aus Sibirien. Dafür gibt jeder Mensch gern ein paar Euro, gerade in der Vorweihnachtszeit.
Eine gesunde Portion Misstrauen ist nie verkehrt
Doch die Sammelaktion kann einen großen Haken haben. „Es gibt in Sachsen-Anhalt kein Spendengesetz. Jeder kann mit der Büchse loslaufen ohne die vor vielen Jahren noch erforderliche Legitimation durch Unterschrift und Stempel. Alle, die etwas für einen guten Zweck geben, sollten darauf achten, dass die Spendenbüchse verplombt ist“, erklärte Lothar Schirmer, der betonte, dass eine gesunde Portion Misstrauen nie verkehrt sei.
Erst recht bei Anrufen von fremden Personen, die sich als Verwandte ausgeben. „Eine Nachfrage, wie der Bruder oder der vor zehn Jahren verstorbene Hund heißt, zwingt den Betrüger meistens schon zum Auflegen.“
Der ehemalige Kriminalist ist in ganz Mitteldeutschland unterwegs, hat in diesem Jahr schon etwa 50 Präventions-Veranstaltungen durchgeführt. Und diese Arbeit trägt Früchte.
„Die Betrugsversuche steigen, doch die Trefferquote sinkt. Die Leute fallen nicht mehr auf jeden Trick herein“, sagte Lothar Schirmer, der bei seinem Vortrag in Plötzkau sehr aufmerksame Zuhörer hatte. Wenn Eltern und Großeltern seine Tipps beherzigen, trägt es dazu bei, die Erbschaft zu erhalten. (mz)