Schloss Hoym Stiftung Schloss Hoym Stiftung : Mehr Freiheit für 23 Bewohner

Hoym - Die Balken sind schon freigelegt und in der Wand klafft ein großes Loch. Denn das Schloßparkhaus, in dem 23 Menschen mit Behinderung leben, wird einen neuen Fahrstuhl erhalten. Noch vor Weihnachten soll der fertig sein.
Für die Schloß Hoym Stiftung bedeutet das Großprojekt beides: mehr Barrierefreiheit für die Bewohner und Rettungsweg im Brandfall. Denn der Fahrstuhl ist so konzipiert, dass er auch bei Feuer benutzt werden darf.
„Dafür haben wir noch 100.000 Euro oben drauf gelegt“, erklärt Geschäftsführer René Strutzberg, warum das Viertel-Million-Euro-Vorhaben noch ein bisschen teurer geworden ist.
Treppenhausbreite für einen Lift ungeeignet
Bisher gab es in dem zweistöckigen Haus, das früher das Krankenhaus der Einrichtung war, einen Treppenlift. „Aber die Bestimmungen im Brandschutz haben sich weiterentwickelt, jetzt wurde festgestellt, dass die Treppenhausbreite ungeeignet für einen solchen Lift ist“, sagt Strutzberg, warum nun Handlungsbedarf besteht. „Wir müssen ihn zurückbauen und brauchten eine Alternative“, erklärt der Geschäftsführer.
„Denn im Schloßparkhaus leben 23 Menschen mit wesentlichen geistigen und mehrfachen Behinderungen, die motorisch, sensorisch und kognitiv beeinträchtigt sind“, begründet das Kirsten Martinius, die die Wohngruppenleiterin ist.
Viele ihrer Bewohner seien auf einen Rollstuhl angewiesen. Und auch schon im Rentenalter. Martinius spricht von einem Durchschnittsalter von immerhin 64 Jahren.
„Nun wird der Fahrstuhl das erste Mal auf Terrassenhöhe halten und dann in der ersten Etage.“
Der neue Fahrstuhl bedeutet da mehr Freiheit für die Bewohner - in jedem Alter. „Sie können weitgehend ohne fremde Hilfe, gleichberechtigt, selbstbestimmt und unabhängig leben und auch gleiche Pflichten erfüllen“, zählt Kirsten Martinius die Vorteile der neuen Barrierefreiheit auf.
„Und das Charmante daran: Wir haben eine schöne Holzterrasse, die aber vom Garten aus für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar ist“, sagt Strutzberg. „Nun wird der Fahrstuhl das erste Mal auf Terrassenhöhe halten und dann in der ersten Etage.“ Also ein weiteres Stück Lebensqualität, was die Vorrichtung ermöglichen wird.
Dass der Fahrstuhl auch als zweiter Rettungsweg dienen, also im Brandfall benutzt werden darf, hat übrigens eine Bonner Stiftung so sehr fasziniert, dass die Vertreter extra nach Hoym gereist sind, um sich das anzuschauen. „Und sie fanden das so innovativ, dass sie uns Fördermittel in Höhe von 80.000 Euro in Aussicht gestellt haben“, freut sich Strutzberg.
Einen solchen Fahrstuhl hat die Schloß Hoym Stiftung bereits vor zwei Jahren in einem anderen Wohnhaus der Einrichtung eingebaut. Damals war es das erste Mal, dass das im Salzlandkreis überhaupt als zweiter Rettungsweg anerkannt wurde. Dafür mussten natürlich einige Vorgaben eingehalten werden. Etwa eine eigene Stromversorgung für den Fahrstuhl, der zudem aus feuersicheren Materialien bestehen muss und Brandschutztüren braucht.
„Regenbogen“ und „Gartenblick“ bekommen demnächst auch Fahrstühle
Der Geschäftsführer der Stiftung war in Hessen auf eine solche Möglichkeit gestoßen und fand, das sei genau das Richtige für seine Einrichtung. Denn wie bekommt man Rollstuhlfahrer bei einem Feuer aus dem zweiten Stock nach unten? Und das, wo Elektrorollstühle so schwer sind, dass es vier bis fünf erwachsene Männer bräuchte, um ihn die Treppe nach unten zu tragen.
Deshalb will die Stiftung in den nächsten Jahren auch in den restlichen Wohnhäusern - „Regenbogen“ und „Gartenblick“ - solche Fahrstühle einbauen. „Denn Barrierefreiheit“, sagt Strutzberg, „ist bei uns ein wichtiges Thema.“ (mz)
