Bahnanschluss Schienenverkehr im Salzlandkreis: Am 9. Dezember werden Trebitz und in Bebitz abgehängt

Bebitz/Trebitz - Die Fenster des Bebitzer Bahnhofsgebäudes sind mit Spanplatten verrammelt, die Farbe des gelben Klinkerbaus verwittert. Das Unkraut wuchert an den Grünstreifen in die Höhe. Es ist der Anblick, den Robin Hammermann und Janine Großmann jeden Morgen vor Augen haben, wenn sie an diesem Haltepunkt zusteigen, um ihre Arbeitsstellen in Könnern anzusteuern.
Beim Fahrplanwechsel am 9. Dezember ist Schluss
Der triste Anblick ist ihnen aber egal. Dafür nicht die Entscheidung der Nasa GmbH, den Haltepunkt zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember ein für alle mal zu kappen. „Wir sind extra von Peißen hier in das Wohngebiet am Bebitzer Bahnhof gezogen, weil wir hier problemlos mit der Bahn zur Arbeit kommen“, sagt Robin Hammermann, der als Verkäufer in Könnern arbeitet und wie seine Schwägerin keinen Führerschein und auch kein Auto hat.
Aber nicht nur die Beiden sind auf die Bahn angewiesen. Auch ein paar ihrer Nachbarn brauchen den Haltepunkt, um etwa zum Einkaufen oder zum Arzt zu fahren. Denn beides sucht man in der abgeschiedenen Wohnsiedlung direkt am Bebitzer Flanschenwerk vergeblich.
Die Buslinie endet in Cörmigk - da gibt es auch keinen Arzt
Für sie ist auch eine Busfahrt keine Option. Möchte man etwa an der Haltestelle vor ihrer Tür einsteigen, führt die Fahrt über Leau und Preußlitz und endet in Cörmigk. Endstation in einem Dorf, in dem ebenfalls weder ein Arzt praktiziert, noch bekommt man dort Butter oder Brot zu kaufen.
Wer am Bebitzer Bahnhof auf den Bus ausweichen möchte, muss gut zu Fuß sein und die Haltestelle ein paar Hundert Meter weiter am Ortseingang von Bebitz nutzen. Von dort verkehrt eine Linie zwischen Bernburg und Könnern.
Die meisten Anwohner fahren mit dem Auto
Die meisten Nachbarn in dem in die Jahre gekommenen Wohngebiet haben da mehr Glück. Vor den Eingängen der noch bewohnten Blöcke parken Autos. Auf die Bahn sind sie nicht angewiesen. Das ergab auch die automatische Zählung der Bahngäste, die der Stadt Könnern übermittelt wurde. Danach wurden nur fünf Fahrgäste gezählt, die die beiden Haltepunkte nutzen und das nicht einmal täglich.
Auch Steffen Schenk, Vermieter der Wohnungen in den Wohnblöcken und Inhaber der zuständigen IHS Immobilienfirma sieht der Entscheidung des Verkehrsunternehmens gelassen entgegen. „Der Standort bleibt trotzdem interessant, vor allem wegen des bezahlbaren Wohnraums“, sagt Schenk.
Darum will der Firmeninhaber auch an den Immobilien festhalten und die Wohnblöcke perspektivisch sogar sanieren - trotz der Ankündigung der Nasa.
Vermieter Steffen Schenk plant später eine Modernisierung
Die bereitet aber auch einigen Einwohnern im Nachbardorf Trebitz Bauchschmerzen. Vor allem Harry Mané. Der schwer Herzkranke muss regelmäßig zu seinem Arzt nach Baalberge. Auch er hat kein Auto und ist auf die Bahnverbindung angewiesen.
„Ich weiß noch nicht, wie das werden soll“, sagt der 57-Jährige. Wütend macht das auch den Trebitzer Martin Elze: „Es ist ein trauriger Zustand und am Ende müssen sich alle ohne Auto ein Taxi nehmen, um nach Könnern zum Einkaufen zu fahren. Schlimm.“
Bürgermeister: Rückschritt für den ländlichen Raum
„Uns passt das gar nicht. Es ist ein Rückschritt für den ländlichen Raum und das macht auch den öffentlichen Nahverkehr nicht attraktiver“, sagt auch Könnerns Bürgermeister Mario Braumann (FDP). Allerdings sind ihm die Hände gebunden.
Es sei nicht nur eine Entscheidung der Nasa GmbH, sondern auch ausdrücklicher Wille der Landesregierung, die Fahrzeiten zu verkürzen. Auch wenn sich der Bürgermeister kaum vorstellen kann, dass die damit eingesparten vier Minuten für die Bahnreisenden so stark ins Gewicht fallen.
„Mir wären deshalb die zwei Haltepunkte lieber gewesen“, sagt Braumann. Für die will sich auch Könnerns Stadtrat Martin Zbyszewski (SPD) einsetzen. Er hat dafür auch den Landtagsabgeordneten Ronald Mormann aus Köthen ins Boot geholt. Beide wollen nun zusammen für die Bebitzer und Trebitzer weiterkämpfen. (mz)

