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Rückkehr nach 53 Jahren Rückkehr nach 53 Jahren: Der Glücksfall für Edlau

Von Carsten Roloff 12.11.2019, 12:56
Der aus Magdeburg stammende Unternehmer Reinhard Liske ist nach 53 Jahren wieder nach Sachsen-Anhalt zurückgekehrt und hat in Edlau 19 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Der aus Magdeburg stammende Unternehmer Reinhard Liske ist nach 53 Jahren wieder nach Sachsen-Anhalt zurückgekehrt und hat in Edlau 19 neue Arbeitsplätze geschaffen. roloff

Edlau - Abseits der Hauptstraße, fast schon etwas unscheinbar, hat seit mehr als einem Jahr einer der wichtigsten Arbeitgeber des Ortes Edlau seinen Sitz. Es handelt sich um den Maschinen- und Fahrzeugteilevertrieb, deren Inhaber Reinhard Liske ist.

„Wir sind sehr froh, dass sich das Unternehmen bei uns angesiedelt hat. Der Betrieb hat nicht nur für 19 neue Arbeitsplätze in der Region gesorgt. Er greift beispielsweise auch unserer Kindertagesstätte und unserer Frauenfußballmannschaft, die in der Verbandsliga kickt, finanziell unter die Arme. Für dieses Engagement sind wir sehr dankbar“, erklärte Edlaus Ortschaftsratsmitglied Gerhard Danisch.

Rückkehr nach 53 Jahren: Edlau liegt zentral und direkt an der A14

Die vor einem Jahr von Reinhard Liske getroffene Standortwahl hatte in erster Linie zwei Ursachen: Edlau liegt zentral in Mitteldeutschland, fast direkt an der Autobahn 14. Von dort aus können die Kunden deutschlandweit relativ schnell beliefert werden. Zum anderen kehrte der Unternehmer nach 53 Jahren wieder nach Sachsen-Anhalt zurück.

„Die ersten gut sieben Jahre meiner Kindheit habe ich in Magdeburg verlebt. Mein Vater Werner war Boxtrainer, sollte aber in die SED eintreten. Das wollte er nicht. Und deswegen saß unsere Familie zu Ostern 1955 im Zug in Richtung Westen. Meine Schwester Bärbel feierte damals ihren ersten Geburtstag und bekam von einer Mitreisenden ein Osterei geschenkt“, kann sich der damals siebenjährige Knirps noch sehr gut an den entscheidenden Einschnitt in seinem Leben zurück erinnern.

Die Familie kam zunächst nach Wiel (Bergisches Land), zog dann nach Opladen (bei Leverkusen) und dann nach Kaldenkirchen (Niederrhein) an die Grenze zu den Niederlanden. Der Magdeburger machte seinen Zehnklassenabschluss und sollte anschließend studieren.

Rückkehr nach 53 Jahren: In den 1970er Jahren von der Rezession überrascht

„Ich bin praktisch veranlagt, wollte nicht auf der Schulbank sitzen, sondern an der Werkbank stehen und habe den Beruf des Werkzeugmachers erlernt“, erzählte der Unternehmer, der 1969 seinen Meisterbrief erhielt und in den kleinen Betrieb seines Vaters einstieg, der in Heimarbeit mit dem Bau von Werkzeugen begann.

Später fertigten die Liskes vor allem Teile für die Fahrzeugindustrie an. Die Firma expandierte, hatte zeitweise 46 Angestellte, musste aber Ende der 1970er Jahre wegen der Rezession in der Autobranche geschlossen werden.

Rückkehr nach 53 Jahren: Laptop geht meist erst Mitternacht aus

Reinhard Liske eröffnete anschließend ein Handelsunternehmen, begann 2010 nach der Trennung von seiner ersten Frau jedoch noch einmal komplett neu und ging nach Wiedergeltingen (Bayern).

„Ich habe beim Neustart von meinen jahrzehntelangen Kontakten profitiert. Alles hat mit einem Schreibtisch und einem Computer im Wohnzimmer meiner Frau Cornelie angefangen“, so der fast 72-jährige Workaholic, dessen Laptop in der Regel erst gegen Mitternacht ausgeht.

Er beliefert seitdem in erster Linie die Bundeswehr mit Ersatzteilen, ist mit seiner Firma weltweit vernetzt.

Rückkehr nach 53 Jahren: Hoffen auf schnelles Internet auf dem Land

In Bayern bestand jedoch keine Möglichkeit für den Ausbau der Firmenräume. „Wir haben uns gemeinsam seit 2017 viele mögliche Objekte angeschaut und uns dann für Edlau entschieden. Seit 2018 sind wir hier und hoffen, dass wir im kommenden Jahr endlich das schnelle Internet bekommen“, so Reinhard Liske, der von seinen Töchtern Romy (42) und ab Januar 2020 von Michaela (41) unterstützt wird, aber selbstverständlich immer noch das Sagen hat und sich für seinen neuen Standort sehr engagiert.

„Die Kinder sind unsere Zukunft. Da helfe ich der Kita gern.“ Die Rückkehr des gebürtigen Magdeburgers nach Sachsen-Anhalt ist somit auch ein Glücksfall für Edlau. (mz)