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Rettungswache des ASB Rettungswache des ASB: Notfallsanitäter im Wartemodus

Von Kerstin Beier 27.12.2017, 08:55
Uwe Nestler (links) und Michael Grone haben Heiligabend den Dienst in der Rettungswache Schadeleben übernommen.
Uwe Nestler (links) und Michael Grone haben Heiligabend den Dienst in der Rettungswache Schadeleben übernommen. Frank Gehrmann

Schadeleben - Während die meisten am Vormittag des Heiligabends auf den Weihnachtsmann warten, warten Michael Grone (54) und sein Kollege Uwe Nestler (49) auf den nächsten Einsatz.

Die beiden Männer schieben 24-Stunden-Dienst in der Rettungswache in Schadeleben, die für Einsätze im Seeland zuständig ist.

Wenn nötig, fahren sie aber auch nach Aschersleben oder in den benachbarten Harzkreis, um dort auszuhelfen.

Rettungswache des ASB: Bescherung schon am Morgen

Dienst zu haben, wenn andere ihre Freizeit genießen, ist für beide nichts Ungewöhnliches.

Grone zum Beispiel ist seit 27 Jahren beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und hat in dieser Zeit viele Feiertage in der Rettungswache und ungezählte Stunden bei Unfällen auf Straßen oder bei Notfalleinsätzen in fremden Wohnungen verbracht.

Die Familien haben sich darauf eingestellt und ihren Rhythmus angepasst. „Mein kleiner Sohn wurde heute vom Weihnachtsmann geweckt und hat genau das bekommen, was er wollte“, erzählt Michael Grone von der vorgezogenen Bescherung noch vor Dienstbeginn.

Der Notfallsanitäter hofft natürlich auf möglichst wenig Einsätze am heutigen Tag, denn an den Feiertagen möchte die Familie Eltern und Schwiegereltern besuchen. Da wolle er nicht gerade am Tisch einschlafen.

Rettungswache des ASB: Von Entspannung keine Spur

„Aber inzwischen brauche ich weniger Schlaf“, sagt er und freut sich auf den Besuch der erwachsenen Tochter, die am Nachmittag zum Kaffee in der Wache vorbeischauen möchte - vorausgesetzt, es gibt keinen Einsatz.

Doch auch wenn es vermeintlich ruhig ist, „entspannen kann sich hier niemand, denn jeden Moment kann es ja losgehen“, sagt ASB-Vorstandsvorsitzender Norbert Jahn.

Der Mediziner ist selbst viele Jahre lang als Notarzt unterwegs gewesen und kann aus Erfahrung sprechen.

„Wir sind froh, dass unsere Kollegen ihre privaten Interessen zurückstellen. Wir möchten deshalb umso mehr, dass die Bedingungen stimmen“, sagt er.

Rettungswache des ASB: „Dienstwohnung“ ist schön eingerichtet

In Schadeleben ist das bereits erreicht, seit 1. September ist der ASB Mieter in einem eigens als Rettungswache errichteten Gebäude. „Das Haus hat etwas Wohnungsmäßiges“, findet auch Geschäftsführer Thorsten Ducke.

Und tatsächlich: Die Räume sind hell und freundlich, der große Aufenthaltsraum mit offener, moderner Küche und gemütlicher Sitzecke wirkt einladend.

In einer Schreibtischecke ist Platz zum Dokumentieren der Einsätze. Zwei Ruheräume gewährleisten Privatsphäre, es gibt Umkleideräume, einen Lagerraum und großzügige, beheizbare Garagen für die beiden Einsatzfahrzeuge.

„Ich bin gerne hier“, sagt Rettungsassistent Uwe Nestler, „es ist alles modern und man hat viel Platz.“ Die Kinder von Uwe Nestler sind erwachsen, und so verteilt sich die Bescherung bei ihm über die Feiertage.

Als Heiligabend-Essen hat er Kartoffelsalat und Würstchen mitgebracht. Trotz der gut ausgestatteten Küche beschränken sich die Männer darauf, sich ihre Mahlzeiten aufzuwärmen.

Rettungswache des ASB: Binnen zwölf Minuten am Einsatzort

Wenn kein Notruf kommt, vertreiben sie sich die Zeit mit lesen, Gesprächen, die Fahrzeuge müssen gecheckt werden, und auch das Haus halten die Rettungsdienstmitarbeiter selbst in Ordnung.

Vielleicht bleibt auch etwas Zeit zum Schlafen. Im Einsatzfall geht im ganzen Haus sofort das Licht an, die Herdplatte schaltet sich automatisch aus, und das Navi im Auto zeigt den Weg zum Einsatzort.

Schließlich gilt es keine Zeit zu verlieren, das Rettungsgesetz schreibt vor, dass die Rettungskräfte binnen zwölf Minuten beim Patienten sein müssen.

Rettungswache des ASB: Lösung für Aschersleben?

Die Bedingungen in Schadeleben sind nach dem Umzug ins neue Gebäude zigfach besser als in der Rettungswache in Aschersleben, wo es äußerst beengt zugeht.

Die steigende Zahl der Einsätze, bedingt durch eine älter werdende Bevölkerung sowie höheres Verkehrs- und damit Unfallaufkommen bedeutet: Die Zahl der Mitarbeiter ist von Jahr zur Jahr angestiegen - derzeit arbeiten 40 Männer und Frauen im Rettungsdienst.

„Unser Weihnachtswunsch wäre eine tragfähige Lösung auch für Aschersleben“, sagt Norbert Jahn. Überlegungen und Gespräche gebe es zwar schon, spruchreif seien diese aber noch nicht. (mz)