Räuberfest in Strenznaundorf Räuberfest in Strenznaundorf: Zeitreise ins Jahr 1730

Strenznaundorf - Was macht ein Wünschelrutengänger ohne sein Instrument? Er bastelt sich aus Zweigen schnell ein neues. Schließlich braucht er es, um den mysteriösen Familienschatz des Ortsvorstehers von Strenznaundorf aufzuspüren. Der ist nämlich seit fast 150 Jahren verschollen. Und weil sich der Ortsvorsteher nicht anders zu helfen weiß, setzt er seine Hoffnung auf den Erdstrahl-Experten. Der wird auch tatsächlich fündig - zwar stößt er auf keinen Schatz, aber immerhin auf eine Wasserader.
So beginnt das diesjährige Stück beim Räuberfest in Strenznaundorf auf der großen Naturbühne in der „Räuberschlucht“.
Beinahe hätte Petrus den Akteuren aber noch die Show gestohlen: Es war nicht nur ungemütlich kalt, sondern auch regnerisch. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen und hielt die Schleusen während des Spiels geschlossen.
Und so erlebten die Zuschauer, von denen wieder mehrere Hundert zur Festwiese gekommen waren, eine Zeitreise ins Jahr 1870: Der Ortsvorsteher (Carsten Renkwitz) möchte in die Zukunft des Ortes investieren, weil die Konjunktur bisher am Ort vorbei gegangen ist - leider fehlt dafür das nötige Geld. Da erinnert er sich eben an besagten Familienschatz, den er mit Hilfe des Rutengängers (Ralf Matthiä) finden möchte. Nachdem der den Schatz nicht findet, wendet sich der Ortsvorsteher an einen Erfinder (Marcel Meißner). Der behauptet, den Schatz auf jeden Fall zu entdecken. Denn er habe eine Zeitmaschine gebaut, mit der er in jene Zeit reisen könne, in der der Schatz verschwunden sei.
Als der Erfinder seine imposante Maschine in Bewegung setzt, fängt es ordentlich an zu knallen und zu rauchen. Bald ist der ganze Platz vernebelt - und schon finden sich Darsteller und Zuschauer im Jahr 1730 wieder. Aber auch der Rutengänger hat sich an Bord der Maschine geschlichen - und so beobachten beide, wie der Schatz rund 150 Jahre zuvor samt Ortsvorsteher verbuddelt wird. Zurück in der Gegenwart öffnen Erfinder und Rutengänger gleichzeitig die Grube, in der sich Schatz und Ortsvorsteher befinden, dessen Geist den beiden Schatzsuchern entgegen springt.
Premiere als Drehbuchautor und Ortsvorsteher
Da sie nun aber beide den Schatz gefunden haben, soll der Sieger in einem Wettbewerb gekürt werden. Die entscheidende Aufgabe - das Einfangen des Geistes des Urahns - erfüllt aber der Rutengänger - und so darf er die Tochter des Ortsvorstehers (Marc Krieger) heiraten. Da tauchen die Räuber auf. Und die wollen nicht nur den Schatz: Der Räuberhauptmann (Christian Gensow) möchte auch die Tochter des Ortsvorstehers ehelichen. Doch die Dorfbewohner schlagen zurück und am Ende baumelt der Räuberhauptmann am Galgen. Als würde der Himmel das nun besonders bedauern, fängt es just in diesem Moment wieder an zu nieseln.
Das Drehbuch für diesen schönen Klamauk hat erstmals Uwe Speer ersonnen, weil der bisherige Autor wegen Krankheit verhindert war. Doch Speer, der überdies den Ortsvorsteher um 1730 spielte, ist lange genug dabei, um zu wissen, was beim Publikum ankommt. Seit 27 Jahren schon gehört er zum Ensemble der Laiendarsteller, die alljährlich zu Pfingsten den Zuschauern ein ungewöhnliches Spektakel mit selbst gebauten Kulissen und kuriosen Gefährten bieten. Und obwohl er schon längst nicht mehr in Strenznaundorf wohnt, zieht es ihn jedes Jahr hierher zurück.
„Die Idee mit einer Zeitreise gab es schon länger“, erzählt Speer. Um diese Idee habe er, zusammen mit ein, zwei anderen, eine Handlung gesponnen. Genau deshalb würden die Besucher auch Jahr für Jahr zur „Räuberschlucht“ pilgern. „Weil es jedes Jahr eine andere Geschichte zu sehen gibt“, sagt Speer.
Mit seiner Premiere als Drehbuchautor war er zufrieden. „Es hat alles so geklappt, wie wir uns das vorgestellt hatten.“ Das ist umso erstaunlicher, denn Zeit zum Proben hatten die Darsteller vorher nicht. In der Gunst der Zuschauer lag übrigens der Rutengänger ganz weit vorn: Ralf Matthiä gewann die Wahl zum Räuber des Jahres. (mz)


