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Kreisliga Rainer Rehwinkel spielt seit fast 70 Jahren Tischtennis: Nach Saison 2020 hört er auf beim SV Serum Bernburg

Von Carsten Roloff 07.10.2020, 07:56
Rainer Rehwinkel präsentiert seinen 1962 erstellten Mitgliedsausweis vom SV Serum Bernburg.
Rainer Rehwinkel präsentiert seinen 1962 erstellten Mitgliedsausweis vom SV Serum Bernburg. Engelbert Pülicher

Bernburg - Turner beenden ihre Laufbahn mit Ende 20, Fußballer mit Mitte 30 und Handball-Torhüter stellen sich manchmal mit 40 Jahren auf dem Buckel in den Kasten. Die Angaben gelten für Profis.

Im Freizeitsport kann das eine oder andere Jahrzehnt dazukommen. Doch sich mit fast 80 Jahren der Konkurrenz zu stellen und immer noch Punktspiele zu bestreiten – das ist eigentlich einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde wert.

Rainer Rehwinkel gehört auch in dieser Saison zum Aufgebot des SV Serum Bernburg IV in der Tischtennis-Kreisliga. „Wir haben drei talentierte Mädchen im Kader. Aber wenn ich gebraucht werde, stehe ich Gewehr bei Fuß“, erzählt der 79-jährige Rentner, der einmal in der Woche zum Training in der Sporthalle der ehemaligen Sekundarschule Südost im Krummacherring auftaucht.

Einmal pro Woche geht er zum Training in der Sporthalle

Er kann nicht anders. Schon seit fast 70 Jahren schmettert der gebürtige Burger, der seit 1947 in Bernburg lebt, die Zelluloidbälle über das Netz. Rainer Rehwinkel begann im ehemaligen Pionierhaus direkt gegenüber der Wohnung seiner Eltern in der Franzstraße, spielte von 1954 bis 1962 für Einheit Bernburg.

Dann schloss sich die komplette Sektion Tischtennis von Einheit dem neu gegründeten SV Serum an. Rainer Rehwinkel gehört damit zu den ersten Mitgliedern dieses Vereins, der in den 1960er und 1970er Jahren in der Bezirksliga und der DDR-Liga spielte.

Doch der Serum-Spieler, der seit 55 Jahren glücklich mit seiner Erika verheiratet und stolz auf seine beiden Söhne Ralf (53) und Jörg (52) ist, war auch international unterwegs. Er holte bei der Europameisterschaft der Hörgeschädigten in 1979 in Budapest einen kompletten Medaillensatz, eroberte im Mixed mit Hannelore Ochsendorf den Titel, freute sich über Silber im Doppel mit Engelhardt Hoffmann (beide Halle) und wurde mit der Mannschaft Dritter.

Im Teamkampf konnte er den späteren Einzel-Europameister Hirschfelder aus der BRD bezwingen. „Noch heute wurmt es mich, dass ich 1979 im Einzel wegen eines schlechten Tages im Viertelfinale rausflog“, so Rainer Rehwinkel, dessen Hörschaden 1967 festgestellt wurde.

„Den habe ich mir vermutlich während der Armeezeit zugezogen, als regelmäßig rund um mich sechs Geschütze feuerten und ich aus Eitelkeit auf den Ohrschutz verzichtet habe.“

Bei seinem zweiten EM-Auftritt jubelte Rainer Rehwinkel über drei Bronzemedaillen – im Team, im Männer-Doppel und im Einzel. Er holte 43 nationale Meistertitel vor und nach der Wende ein. Doch eine Niederlage hat er nie verschmerzt.

Bei der Mannschaftsmeisterschaft der Senioren verlor er das Einzel um Bronze

Bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Senioren (Ü 70) 2014 in Hude verlor er das entscheidende Einzel im Kampf um Bronze. „Ich hatte versagt. Meine Teamkameraden Roland Eberhardt, Manfred Kropf und Hermann Knie haben versucht mich aufzumuntern, aber es gelang ihnen bis heute nicht“, so der Bernburger.

Bis 2001 schnippelte der Diplom-Ingenieur, der viele Jahre lang das Konstruktionsbüro für Kranbau in Köthen leitete, seine Angaben für Serums Erste in der Landesliga über das Netz. Doch 2021 will das „Tischtennis-Urgestein“ seinen Schläger an den Nagel hängen. „Das habe ich meiner Erika seit vielen Jahren versprochen. Irgendwann muss ich schließlich mein Wort halten“, so Rainer Rehwinkel. (mz)