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Zuckerrüben-Ernte im Dürrejahr  Pfeifer & Langen in Könnern: Kampagne in Zuckerfabrik hat begonnen

Von Carsten Roloff 07.10.2018, 08:57
Auch auf diesem Feld zwischen Ilberstedt und Neugattersleben sind die Zuckerrüben kleiner als gewöhnlich.
Auch auf diesem Feld zwischen Ilberstedt und Neugattersleben sind die Zuckerrüben kleiner als gewöhnlich. Engelbert Pülicher

Könnern - Seit Freitag herrscht wieder Hochbetrieb auf den Landstraßen rund um die Zuckerfabrik in Könnern, die von der Pfeifer & Langen GmbH betrieben wird. Die 25-Tonnen-Laster werden täglich etwa knapp 15.000 Tonnen Rüben an den Betrieb liefern.

Die begehrte Ware kommt nicht nur von den Landwirten aus Sachsen-Anhalt, sondern auch von ihren Kollegen aus Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen. Allerdings beginnt die diesjährige Rübenkampagne mit dreiwöchiger Verspätung. Im vergangenen Jahr lief die Produktionsanlage in Könnern schon seit Mitte September auf Hochtouren.

Beginn der Zuckerproduktion wurde verschoben

„Wir haben die Kampagne nach hinten verschoben, um den Landwirten etwas zu helfen. Sie haben in diesem Jahr schon bei der Getreideernte erhebliche Verluste erlitten“, begründete der Regionalleiter des Werkes Könnern, Jens Loel, den ungewöhnlich späten Beginn.

Und für den verzögerten Start gibt es gleich mehrere Gründe. Die Trockenheit und die extreme Hitze haben sich nicht nur negativ auf die Getreide- und Kartoffelerträge sowie anderer Nutzpflanzen in diesem Jahr negativ niedergeschlagen, sondern auch auf die zu erwartende Ernte bei den Zuckerrüben.

Trockenheit im Juli und August drückte die Erträge

Der Wasserbedarf dieser Kulturpflanze ist im Juli und August besonders hoch. Doch in diesen Monaten fiel im Altkreis Bernburg kaum ein Regentropfen vom Himmel.

Im Gegenteil, die Temperaturen kletterten regelmäßig über die Marke von 30 Grad Celsius. Bernburg gehörte in dieser Zeit mehrmals zu den heißesten Orten Deutschlands. Ideale Bedingungen für einen Schädling der Zuckerrübe, der den Ertrag zusätzlich zu den ungünstigen Witterungsbedingungen in diesem Jahr noch weiter nach unten drücken wird.

Erhebliche Schäden durch die Rübenmotte

„Wir hatten keine Probleme mit Pilzerkrankungen an der Pflanze, aber die Rübenmotte mag Hitze und Trockenheit und hat erhebliche Schäden angerichtet“, sagte Jens Loel, der sich auf diesem Gebiet bestens auskennt und 2009 an der Georg-August-Universität in Göttingen promovierte. Am Schutz gegen diesen Schädling wird seit Jahren hartnäckig gearbeitet.

Eine momentane Insektizid-Behandlung bringt nahezu keinen Erfolg, obwohl an den Forschungseinrichtungen schon eine Weile daran gearbeitet wird. Es gibt nur ein kleines Trostpflaster für die Landwirte.

Durch den Regen der vergangenen Tage haben sich nicht nur die Rodebedingungen verbessert, sondern auch der Zuckergehalt in der Pflanze ist noch leicht angestiegen. „Die Landwirte werden die in diesem Jahr entstandenen Verdienstausfälle dadurch aber nicht kompensieren können“, ist sich Jens Loel sicher.

Im Raum Könnern fielen bis zu 300 Liter weniger Regen

In der Region um Könnern fehlen beispielsweise zwischen 250 und 300 Liter auf den Quadratmeter. Anstatt etwa 70 Tonnen Rüben pro Hektar werden die Landwirte höchstens 35 Tonnen vom Feld holen. Die Zuckerfabrik in Könnern hat deswegen trotz des späten Starts den Zeitplan schon gerafft. Im vergangenen Jahr endete die Kampagne Anfang Januar. Diesmal ist der Abpfiff zum dritten Advent geplant. (mz)

* * *

Die Zuckerrübe ist eine landwirtschaftliche Kulturpflanze und gehört zur Familie der Fuchsschwanzgewächse. Während in Mittel- und Südamerika das Zuckerrohr als Hauptproduzent für den Zucker gilt, nimmt die Zuckerrübe diese Rolle in der gemäßigten Klimazone ein.

Sie wurde in Europa erstmals um 1750 in Schlesien angebaut. Bei der Zuckerherstellung fallen Nebenprodukte an, die als Futtermittel oder Substrat für Fermentationen verwendet werden. In nahezu allen europäischen Ländern wird Zucker aus Zuckerrüben hergestellt.