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"Alles geht kaputt hier" NP-Markt im Zentrum von Hoym schließt Mitte August 2019: Verödet nun das Zentrum?

Von Regine Lotzmann 20.07.2019, 07:56
Der NP-Markt in Hoym soll bald schließen. Die Einwohner der Stadt sind traurig darüber.
Der NP-Markt in Hoym soll bald schließen. Die Einwohner der Stadt sind traurig darüber. Frank Gehrmann

Hoym - Für viele Hoymer ist es ein Schock: Der NP-Markt mitten im Zentrum des Seeland-Ortsteils, gleich gegenüber vom Ärztehaus, soll zum 17. August geschlossen werden. „Wir haben schon den Aldi verloren, alles geht kaputt hier“, beklagt Brigitte Polefka.

Die Hoymerin weiß, dass die bevorstehende Schließung im Ort heiß diskutiert werde und fragt deshalb: „Kann der Ortschaftsrat sich nicht dahinterklemmen?“

Anwohnerin fragt sich, ob der Ortschaftsrat nichts tun kann

„Es ist traurig für den Ort“, sagt Ortsbürgermeister Dieter Kienast. „Aber es ist eine Entscheidung des NP-Marktes. Es rechnet sich einfach nicht mehr.“ Die räumlichen Bedingungen entsprächen auch nicht mehr den heutigen Voraussetzungen, weiß Ortschaftsrat Carlo Scholz (CDU).

Es sei schon gemeinsam mit den anderen Räten tätig geworden und habe intensive Gespräche mit der Ladenkette geführte hatte. „Es ist“, nennt er das, was der Ortschaftsrat dort erfahren hat, „eine wirtschaftliche Entscheidung des Supermarktes.“

NP-Sprecherin: Der Markt ist sehr klein und ungünstig zugeschnitten

Der bestätigte diese Aussagen. „Wir werden den sehr kleinen und zudem durch einen ungünstigen Zuschnitt gestalteten NP-Markt aus wirtschaftlichen Gründen zum 17. August schließen“, erklärt Pressereferentin Alexandra Antonatus auf MZ-Nachfrage.

„Da NP zum genossenschaftlichen Unternehmensverbund der Edeka Minden-Hannover gehört, konnten wir den zehn Beschäftigten aber einen Arbeitsplatz in unseren Märkten in der Umgebung anbieten“, versichert die Unternehmenssprecherin jedoch.

Für die älteren Hoymer Bürger ist das aber kein Trost. Sie hatten in diesem Bereich fast alles nah beisammen, was wichtig zum Leben ist. Arzt und Zahnarzt, Einkaufsmarkt und Physiotherapie, Post und Sparkasse, die Begegnungsstätte.

Vor allem ältere Menschen werden den Supermarkt im Zentrum vermissen

Wenn nun der NP-Markt schließt, gibt es in Hoym mit dem Edeka-Markt nur noch einen größeren Supermarkt. Denn erst vor ein paar Jahren hatte sich auch Aldi aus Hoym zurückgezogen, weil die Stadt und das Einzugsgebiet einfach zu klein für die Kette waren.

„Wir sollten einfach zusehen, dass wir den Platz am Leben erhalten, damit nicht auch die anderen kleinen Läden kaputtgehen“, findet Marcel Bertram (Wählergemeinschaft Hoym) deshalb. Dem stimmt auch Wenke Ließmann (WG Hoym) zu.

Denn der Platz sei weiterhin der zentrale Anlaufpunkt im Ort – mit Schloss, Ärztehaus, Begegnungsstätte und Schule. „Vielleicht schafft es der Eigentümer ja, einen kleinen Laden für Lebensmittel und anderes Gewerbe dort reinzubringen“, sagt Ließmann. „Von der Größe her wäre es ein moderner Tante-Emma-Laden“, spricht Marcel Bertram von etwa 400 Quadratmetern Fläche.

Ortsbürgermeister Dieter Kienast: „Wer Ideen oder sogar selbst Interesse, kann sich melden"

„Wir können als Ortschaftsrat aber nur unsere Fühler ausstrecken“, sagt Ortsbürgermeister Dieter Kienast. Und fordert die Leute dringend dazu auf: „Wer Ideen oder sogar selbst Interesse an der Ladenfläche hat, immer ran an die Verwaltung, wir würden uns über alles und über jeden Hinweis freuen.“

Die Verwaltung würde dann Verbindung zum neuen Eigentümer des Areals aufnehmen, der das Gebäude erst vor kurzem erworben hat. Auch Ortsbürgermeister Kienast würde es schade finden, wenn der Laden leer stehen bleibt. Deshalb wählt er auch diesen ungewöhnlichen Weg und bindet kurzerhand den ganzen Ort mit ein, um nach neuen Mietern zu suchen. Vielleicht, so seine Hoffnung, klappt es ja wirklich. (mz)