Natur Neues Zuhause für Störche in Gnölbzig geplant
Nachdem das bisherige Nest auf einer kranken Pappel entfernt wurde, soll ein neues gebaut werden - möglichst noch rechtzeitig zur neuen Brutsaison.

Gnölbzig/MZ - Ein bisschen müssen sich Wolfgang Hellmann, Thomas Gorkow und die anderen Storchenfreunde in Gnölbzig noch gedulden. Aber derzeit stehen die Zeichen gut, dass in Gnölbzig schon bald ein neues Storchennest errichtet wird.
Das alte war auf einer Pappel, die krank war und nach Auffassung von Bürgermeister Alexander Siersleben weg musste, weil sie eine Gefahr für Menschen darstellte. Ein in Auftrag gegebenes Gutachten hatte dies bestätigt: Der Pappel war von Pilz befallen und nicht mehr zu retten. Bereits 2016 war festgestellt worden, dass der Baum weg muss. Doch jahrelang war nichts passiert. Ende des vergangenen Jahres sah sich Siersleben nun veranlasst, endlich zu handeln: Der Baum wurde gekürzt, und damit auch das Nest entfernt.
Fortpflanzungs- oder Ruhestätten dürfen nicht zerstört werden
Die zuständige Behörde, die Untere Naturschutzbehörde des Salzlandkreises, hatte dies zuvor nach einem Vor-Ort-Termin jedoch etwas anders eingeschätzt - und stellte den Schutz des Storches in den Vordergrund. Der war erst im Jahr 2019 zum Brüten nach Gnölbzig zurückgekehrt und hatte bei den Einwohnern für Freude gesorgt.
Der Weißstorch gehöre zu den in Deutschland besonders und streng geschützten Arten. „Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der ausgesprochen geschützten Arten zu zerstören.“ Bei dem Storchenhorst in Gnölbzig handelte es sich um eine Fortpflanzungsstätte des Weißstorches, welche durch die veranlasste Baumkürzung zerstört wurde. Daher liege nach Ansicht der Behörde ein Verstoß gegen die Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes vor. Auch die Gnölbziger Storchenfreunde wollten sich nicht einfach mit der Situation abfinden, sondern haben mehrfach bei der Stadt Alsleben bzw. der Verwaltung um Ersatz gebeten. Dies hätte nach Ansicht der Mitarbeiter der Naturschutzbehörde bereits geschehen müssen, bevor das alte beseitigt wird.
„Eine abschließende Entscheidung liegt bei der Verbandsgemeinde“
Nun aber scheint tatsächlich Bewegung in die Angelegenheit zu kommen. Vor einigen Tagen hat es einen Vor-Ort-Termin mit der Unteren Naturschutzbehörde und Mitarbeitern der Verwaltung der Verbandsgemeinde gegeben. Nach Informationen der Pressestelle des Salzlandkreises gibt es drei potenzielle Standorte für einen neuen Horst.
„Die möglichen Ersatzbrutstätten befinden sich alle im räumlichen Zusammenhang zum zerstörten Storchennest und sind grundsätzlich geeignet“, heißt es laut Salzlandkreis-Sprecher Marko Jeschor. Bei dem Ortstermin seien die artenschutzrechtlichen Vor- und Nachteile besprochen. Ein denkbarer Standort soll sich am alten Feuerwehrgerätehaus befinden. „Eine abschließende Entscheidung liegt bei der Verbandsgemeinde.“ Beim Bau eines Ersatzhorstes soll indes die Expertise des Storchenhofes in Loburg hinzugezogen werden. „Die Ersatzbrutstätte soll spätestens im Frühjahr 2022, zu Beginn der neuen Brutsaison, fertiggestellt sein“, kündigt die Pressestelle des Salzlandkreises an.