Tod des früheren Bürgermeisters Nach Tod von Nienburgs langjährigem Bürgermeister Rudi Böhnstedt: Warum kam niemand von Stadt zur Trauerfeier?

Nienburg - „Herr Jethon hat Recht. Stadtrat und Stadtverwaltung hätten bei der Beerdigung ihre Achtung ausdrücken müssen. Auch ich war nicht da. Das war falsch.“ Der da so in sich geht, ist Frank Kürschner, UWG-Stadtrat in Nienburg, und er reagiert auf einen Leserbrief von Christian Jethon, langjähriger Stadtrat in Nienburg und Weggefährte von Rudi Böhnstedt bei den Linken in der Saalestadt.
Böhnstedt war über 36 Jahre Bürgermeister von Nienburg
Rudi Böhnstedt war am 14. Dezember 2018 gestorben. Die Trauerfeier fand am 11. Januar 2019 statt und Jethon vermisste hier eben Stadträte und die Verwaltungsspitze vom Rathaus. Das machte er auch unmissverständlich klar. Denn Rudi Böhnstedt, der am 26. März 1926 geboren wurde, war nicht eben einfach ein Einwohner Nienburgs.
Böhnstedt hat die Entwicklung der Stadt Jahrzehnte mitgeprägt. Er war von 1952 bis 1988 Bürgermeister von Nienburg. Später ging er für die PDS ins Rennen für den Stadtrat und war von 1994 bis 2009 für PDS und später für die Linken im Stadtrat.
Christian Jethon kritisiert Stadtverwaltung und Räte
Böhnstedts Worte fanden Gehör, auch wenn er zu Zeiten der SED-Diktatur als Bürgermeister tätig war. Rudi Böhnstedt wurde allgemein anerkannt, setzte sich auch weiterhin ein und unterstützte so manche Initiative der Nienburger Bürger.
2011 zog sich Böhnstedt weiter zurück und gab auch den Vorsitz der Basisorganisation der Linken in Nienburg an Christian Jethon ab. „Ich denke, dass es ein gutes Zeichen gewesen wäre, die Stadt hätte in irgendeiner Form die Möglichkeit einer Ehrung oder Würdigung in Betracht gezogen“, zeigt sich Jethon enttäuscht.
Bürgermeisterin Falke kündigt Nachruf im Amtsblatt an
Das kann Bürgermeisterin Susan Falke (parteilos) nicht nachempfinden. Aus ihrem Haus sei ihr bekanntgegeben worden, dass es von Seiten der Familie keinen öffentlichen Aushang geben sollte. Das habe sie als klare Wertung gesehen, dass man eine rein private Feier bevorzuge. „Wir werden in der Februarausgabe des Amtsblattes Herrn Böhnstedt mit einem Nachruf würdigen“, so Susan Falke, die die Vorwürfe gegen das Rathaus für ungerechtfertigt hält.
Hier sehen weder Jethon noch Kürschner einen Grund, nicht zur Trauerfeier zu gehen. „Wenn eine Frau Bürgermeisterin auf der Trauerfeier erscheint, ist das doch ein Zeichen der Wertschätzung für den Verstorbenen“, so Kürschner, der das Thema auf alle Fälle zur nächsten Stadtratssitzung ansprechen will.
Es seien in einer Zeitung eine Traueranzeige mit Ort, Uhrzeit und Datum der Trauerfeier veröffentlicht gewesen. Wenn das der Fall ist, so argumentiert Jethon, könne auch jeder, der es möchte, dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen und den Angehörigen sein Beileid zum Ausdruck bringen. (mz)