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Wahlkampf bei Facebook Linke-Stadtrat Mathias Henning-Kersten Nienburg Saale sorgt mit Video bei Facebook für Frust: Ortsbürgermeister kritisieren Auftritt

Von Andreas Braun 02.03.2021, 14:56
Ortsbürgermeister Stefan Maibaum (l.) und „Mathias Henning-Kersten - Bürgermeisterkandidat“ spazieren in Gerbitz durch den Schnee. 
Ortsbürgermeister Stefan Maibaum (l.) und „Mathias Henning-Kersten - Bürgermeisterkandidat“ spazieren in Gerbitz durch den Schnee.  Facebook

Nienburg - Ein Video zeigt zwei Männer im Schnee durch die Einsamkeit der Umgebung von Gerbitz stapfen. Es sind der Ortsbürgermeister Stefan Maibaum und der Nienburger Stadtrat Mathias Henning-Kersten. Auf Facebook wurde es am 16. Februar hochgeladen.

Anlass war eine Veröffentlichung in der MZ über höhere Kosten beim Bau der Kindertagesstätte in Nienburg. Das Video stößt bei manch anderem Ortsbürgermeister auf Unverständnis. Nicht, dass Maibaum sich darin äußert.

Eher stellen vier Ortsbürgermeister die Art und Weise von Linken-Stadtrat Hennig-Kersten infrage, dessen Äußerungen sie auf sich beziehen.
Gerbitz hatte selbst Ambitionen, die Kita im Ort zu behalten. Doch alle Versuche scheiterten. Bürgerbegehren und Gerichtsverhandlungen.

„Wir werden durch Herrn Henning-Kersten so hingestellt, dass wir für unsere Orte nichts machen“, sagt Rolf Heinemann, Ortsbürgermeister aus Neugattersleben. Anstoß ist, so sagt Yvonne Lehmann, aus Wedlitz/Wispitz, dass Henning-Kersten durchblicken lassen habe, dass nur der Gerbitzer Ortsbürgermeister etwas für seinen Ort mache.

„Es stimmt nicht, dass wir nichts für unsere Orte tun“, sagt Angela Müller 

Das heiße ja aber auch, dass die anderen sich zurücklehnen und nichts tun. „Es wird im Video weggelassen, dass es ja eine Kita in einem Ortsteil gegeben hätte. Wedlitz wäre da infrage gekommen. Doch da Gerbitz intervenierte, hat der Stadtrat schließlich den Bau an der Burgstraße beschlossen“, so Yvonne Lehmann.

„Es stimmt nicht, dass wir nichts für unsere Orte tun. Wir legen Wert darauf, dass wir mit Argumenten unsere Anliegen vortragen. Darum ist in den Ortsteilen viel geschehen. Seien es Straßen oder Gehwege wie bei uns. Das ist doch ein Verdienst der Ortschaftsräte und der Ortsbürgermeister“, sieht Angela Müller, Ortschefin in Latdorf und bei der Stadt Nienburg angestellt, ihr Wirken missachtet.

Thomas Münch, seit Oktober 2020 Ortsbürgermeister in Pobzig, sieht Henning-Kerstens Worte als Herabwürdigung der Arbeit anderer. „Herr Henning-Kersten ist wichtig für die Diskussionskultur. Aber dazu gehört auch Fairness“, sagt er.

Henning-Kersten habe überzogen, ist sich Heinemann sicher. Es sei in Ordnung, eine andere Meinung zu haben. Doch wenn man andere damit schlecht mache oder deren Wirken nicht sehe, dann sei die Grenze überschritten.

Für den Linken Henning-Kersten ist die Kritik „nicht nachvollziehbar“

Für Henning-Kersten sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich jemand meldet. Er habe sich das Video nochmals angesehen. „Hallo zusammen, ich bin heute in Gerbitz, an meiner Seite der Ortsbürgermeister Stefan Maibaum, einige werden ihn kennen, ganz toller Typ, setzt sich für sein Dorf ein wie kein anderer, ganz unglaublich.“

Das sei alles, was er gesagt habe. „In keiner Art und Weise kritisiere ich in diesem Video die Arbeit der anderen Ortsbürgermeister“, so Henning-Kersten. Dafür gebe es auch keinerlei Anlass.

„Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum die anderen Ortsbürgermeister nicht einfach das Gespräch suchen und vielleicht kleine Videos mit mir machen, um ihre jeweiligen Ortschaften ein wenig vorzustellen“, so Henning-Kersten, der bekannt gegeben hat, dass er das Bürgermeisteramt anstrebt.

„Das wäre doch eine tolle und zeitgemäße Möglichkeit, ihre Arbeit für ihre Ortsteile vorzustellen“, bietet er an. Henning-Kersten zieht seine eigenen Schlüsse: „Der Hintergrund dieser plötzlichen Geschlossenheit unter den anderen Ortsbürgermeistern sollte mittlerweile jedem klar sein. Zwei von ihnen sind stark mit der Verwaltung verknüpft.“

Eine Frau arbeite dort, der andere sei Vorsitzender des Stadtrates - also laut Henning-Kersten ein Teil der Verwaltung. Nun komme einer, der komplett neue Wege in Sachen Transparenz und Engagement in allen Ortsteilen eingeschlagen habe und dieses Engagement völlig selbstbewusst auf einem eigenen Facebook-Kanal veröffentliche, sieht sich Henning-Kersten selbst.

Es sei für ihn klar, dass sich da über Jahrzehnte verfestigte Strukturen plötzlich angegriffen fühlen und dagegen vorgehen möchten, vielleicht aus Angst vor Veränderungen, so Henning-Kersten. „Aber damit müssen jetzt alle leben. Liebe Ortsbürgermeister, lassen Sie uns miteinander reden und dann finden wir auch eine Lösung für Ihr Problem mit mir“, so Henning-Kersten. (mz)